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BraunkohleKraftwerke Bergheim und Neurath stoßen 500 Kilo Quecksilber aus

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Die Kraftwerke in Niederaußem und Neurath emittieren jährlich jeweils mehr als 500 Kilogramm Quecksilber.

Die Kraftwerke in Niederaußem und Neurath emittieren jährlich jeweils mehr als 500 Kilogramm Quecksilber.

Rhein-Erft-Kreis – Nach der Veröffentlichung einer Studie des Hamburger Instituts für Ökologie und Politik zum Quecksilberausstoß von Kohlekraftwerken zum Jahresbeginn fordern die Kerpener Grünen Aufklärung über die tatsächliche Belastung für die Bevölkerung vor Ort. In der von der Grünen-Bundestagsfraktion in Auftrag gegebenen Studie werden frühere Erhebungen bestätigt, nach denen die Kraftwerke in Bergheim und Neurath jährlich jeweils mehr als 500 Kilogramm Quecksilber ausstoßen.

Die Kerpener Bündnisgrünen haben am Mittwoch bei Landrat Michael Kreuzberg angefragt, wo genau im Rhein-Erft-Kreis Messstellen zur Erfassung des Schadstoffausstoßes eingerichtet sind und welche Vorkehrungen zum Schutz der Bevölkerung getroffen werden. Die Anfrage durchläuft jetzt die zuständigen Ämter. Es wird noch einige Tage dauern, ehe mit einer Antwort zur rechnen ist. Im Gespräch mit unserer Zeitung verweist die Pressestelle des Kreises darauf, dass Bezirksregierung, Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz sowie Bundesumweltamt für die Überwachung zuständig seien. Aber es kann ja nichts schaden, einen Arzt vor Ort zu befragen.

Dr. Franz-Josef Schuba, Leiter des Kreisgesundheitsamtes, hält die akute Gefährdung der Gesundheit durch Quecksilberemissionen aus Kohlekraftwerken für gering. „Die Belastungen des menschlichen Organismus’ durch Amalgamfüllungen in Zähnen sind deutlich höher. Ich hätte kein Problem damit, in der Nähe eines Kraftwerkes zu wohnen.“ Dennoch dürfe man die Gefahr nicht verharmlosen: „Quecksilber ist kein Weihwasser, es ist krebserregend und nervenschädigend.“ Deshalb, so Schuba, dürfe man nicht nur am Schornstein messen, was emittiert werde, man müsse auch beobachten, „was durch die dauerhafte Verseuchung der Umwelt an Langzeitschäden entsteht“.

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RWE Power verweist darauf, dass die Kraftwerke die geltenden Richtwerte einhalten, ja sogar schon die in Deutschland erst ab 2019 geltenden verschärften Grenzwerte nicht überschreiten. Die BoA-Blöcke in Niederaußem und Neurath erfüllten sogar die noch strengeren Vorgaben in den Vereinigten Staaten von Amerika.

Dennoch wolle man das Problem nicht verniedlichen, beteuert RWE-Power-Pressesprecher Guido Steffen. „Wir suchen ständig nach Verbesserungsmöglichkeiten für die Abscheidung von Quecksilber.“ An der REAplus-Pilotanlage in Niederaußem würden neue Verfahren zum Beispiel mit Aktivkohle erprobt. „Allerdings ist dies kein trivialer Prozess“, sagt Steffen. „Wenn es gelingt, den Quecksilberausstoß zu verringern, dabei aber mehr Schwefeldioxid emittiert wird, ist der Umwelt nicht geholfen.“

RWE verweist darauf, dass Messergebnisse des Bundesumweltamtes im Bereich des Kraftwerkes Niederaußem weit unter dem Vorsorgerichtwert von 35 Nanogramm pro Kubikmeter Raumluft liegen.

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