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15 Meter tief und 30 Meter breitRiesiges Loch klafft zwischen Brühl und Bornheim

Lesezeit 3 Minuten
Brühl Waldweg abgerutscht II

Zwischen Brühl und Bornheim ist ein Teil der Böschung abgerutscht.

Brühl/Bornheim – Ein gut 15 Meter tiefes und mehr als 30 Meter breites Loch klafft im Waldweg der Ville, der bisher vom Birkhof in Brühl zum Klüttenweg und von dort ins Stadtgebiet Bornheim nach Walberberg und Merten führte. Warnbaken stehen auf beiden Seiten quer auf dem Weg. Wie Streichhölzer liegen unten im Krater die teils mächtigen Bäume übereinander.

„Die Regenmengen waren einfach zu viel“, sagt Uwe Schölmerich. In Absprache mit seinem Nachfolger Stephan Schütte hat sich der ehemalige Leiter des Regionalforstamts Bonn Rhein-Sieg ein Bild von der Situation gemacht und sich dazu geäußert. Alle Revierförster seien durch die Situation ziemlich eingespannt. „Der Erdrutsch verläuft entlang der ehemaligen Tagebaukante, wo zwischen Mitte des 19. Jahrhunderts bis zu Beginn des Zweiten Weltkriegs Kohle abgebaut wurde“, erklärt Schölmerich. Allerdings sei dort, wo sich die Erde in Bewegung gesetzt habe, nie ein Tagebau gewesen. „Das war ein Teil des Altwaldes“, betont der 66-Jährige.

Ville-Wald am Ende seiner Kapazitäten

Schölmerich geht davon aus, dass der Wald durch den außergewöhnlichen Regen am 14. und 15. Juli einfach am Ende seiner Aufnahmekapazität angekommen ist. „Irgendwann sucht sich das Wasser dann den Weg ins Tal.“

So sei es auch auf einem Waldweg, der parallel zur Bundesautobahn 553 zwischen dem Bliesheimer Kreuz und dem Rastplatz Am Alten Hau führt, zu einem Erdrutsch gekommen. An der unbefestigten Waldrandkante habe es eine Erosion gegeben. „Unter der Last des Wassers brach der Weg einfach ab und wurde mitsamt Untergrund auf die Autobahn gespült.“

Regen wird zu neuem Grundwasser

Dabei sei der Wald normalerweise in der Lage, bis zu 70 Prozent des Niederschlags problemlos aufzunehmen. Ein Teil des Regens bleibe in den Baumkronen, der größte Teil versickere im Waldboden und werde durch die Bäume wieder an die Umwelt abgegeben. Der Rest bildet neues Grundwasser. Allerdings: „Normal rechnen wir hier mit einem Jahresniederschlag von 700 Millimetern“, erklärt Schölmerich. Das entspreche 700 Liter pro Quadratmeter.

Bei dem heftigen Regenereignis seien jedoch in nur zwei Tagen etwa 150 Millimeter pro Quadratmeter, also mehr als ein Fünftel des gesamten Jahresbedarfs heruntergekommen. Die Waldböden könnten normalerweise bis zu 200 Millimeter Wasser pro Quadratmeter speichern, nicht jedoch, wenn dieser Niederschlag in sehr kurzer Zeit falle.

Brühl: Druck wurde zu gewaltig

Der Waldboden im Altwald ist ein Stauwasserboden und besteht aus einer Schicht Löss-Lehm. Darunter beginne die Stauschicht mit durch Eisenoxid verbackenem Kies. Diese Schicht sei hart, dort versickere der Regen nur sehr langsam. „So blieb das Wasser zunächst auf der Oberfläche stehen, bis der Druck einfach zu gewaltig wurde und es sich einen neuen Weg ins Tal gesucht hat“, erklärt Schölmerich.

Zu der Schadenshöhe kann er derzeit noch keine Angaben machen. Noch wisse er nicht, ob und wie dieser Waldweg wieder instandgesetzt werden soll. „Wahrscheinlicher als ein Wiederaufbau ist, dass eine Umleitung um die neue Schlucht gebaut wird“, sagt er.

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Hoch steht das Wasser noch in anderen Teilen des Villewaldes, etwa am Schnacken Jagdweg. Den Stieleichen dort machen die nassen „Füße“ allerdings nichts aus. „Da sind die Buchen empfindlicher“, sagt Uwe Schölmerich. Ihre Feinwurzeln könnten durch das stehende Wasser faulen, und wenn der nächste Sommer wieder trocken wird, fehlten den Bäumen diese Wurzeln, um Wasser aufzunehmen.

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