Gewalt gegen FrauenHier bekommen Betroffene im Rhein-Erft-Kreis Hilfe

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Antje Cibura mit der neuen Informationsbroschüre.

Antje Cibura mit der neuen Informationsbroschüre.

Brühl – Die Zahl der Beratungsgespräche beim Frauenforum Brühl-Hürth sei in diesem Jahr bereits um ein Drittel gestiegen, sagt Antje Cibura, Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Brühl. Es zeige sich, dass in Zeiten der Pandemie, vor allem während des Lockdowns im Frühjahr, häusliche Gewalt präsenter sei denn je.

Deshalb will das Team der Gleichstellungsstelle Informationen zu Hilfe- und Unterstützungsangeboten breit streuen. So haben Mitarbeiterinnen den Flyer „Hilfe in allen Lebenslagen“ erstellt. Auf 30 Seiten sind in der Informationsbroschüre nicht nur Beratungsstellen zu häuslicher und sexualisierter Gewalt, sondern auch alle kostenfreien Hilfsangebote in und rund um Brühl mit Rufnummern, Adressen und Ansprechpartnern zu finden.

Das Register reicht von A wie Adoption bis U wie Unterhaltsvorschuss. „Mit der Broschüre können auch Menschen ohne verfügbaren Computer oder Laptop alle entsprechende Institutionen finden und diese Angebote jederzeit abrufen“, sagt Cibura. Der Flyer liegt bei der Brühl-Info, im Rathaus, in Läden in der Innenstadt und in Apotheken aus. „So sollen neben Betroffenen auch Nachbarn und Bekannte sensibilisiert und ihnen das örtliche Unterstützernetzwerk direkt aufgezeigt werden.“

„Ich war so eingeschüchtert, dass ich nicht weg konnte“

Neben Ciburas Stellvertreterin Aletta Bauhaus war auch eine ehemalige Praktikantin in die Recherche eingebunden, die Frauen helfen möchte, der Gewaltspirale zu entkommen. Denn sie selbst hat schlimmste Gewalt erfahren. Aus Schutzgründen möchte sie anonym bleiben.

Anzeigen von häuslicher Gewalt

505 Fälle von häuslicher Gewalt wurden zwischen Januar und September dieses Jahres im Rhein-Erft-Kreis bei der Polizei angezeigt und verfolgt. 2019 waren es im selben Zeitraum 614, wie Polizeihauptkommissarin Bianca Bungart-Holtkamp berichtet. Wie viele Betroffene davon Frauen waren, konnte sie nicht mitteilen. Oft seien es mehrere Betroffene. Die Dunkelziffer der nicht angezeigten Fälle sei nicht schätzbar. (smh)

„Die narzisstischen Neigungen meines Freundes habe ich anfangs nicht wahrgenommen“, sagt sie. Er habe sie mehr und mehr von der Außenwelt abgeschottet, ihr Lügen unterstellt und sie in der Wohnung und im Keller eingesperrt. Er malträtierte sie mit Schlägen, Tritten und sexuellen Übergriffen. „Ich war so eingeschüchtert, dass ich nicht weg konnte.“

Heute weiß sie, dass oft eine lange, leidvolle Zeit vergehe, bis Betroffene die Kraft hätten, Hilfe in Anspruch zu nehmen. Als der Mann einmal vergaß, die Tür abzuschließen, gelang ihr die Flucht. Mit therapeutischer Unterstützung schaffte sie es, ihr Leben neu zu ordnen.

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Ganz wichtig sei das Frauenhaus im Rhein-Erft-Kreis. „Betroffene brauchen unbedingt Schutz und Hilfe.“ Um diese Institution zu unterstützen, organisiert Cibura um den Weltfrauentag im März stets eine Woche mit Veranstaltungen, deren Erlöse an das Frauenhaus gehen. „Leider kam in diesem Jahr mittendrin der Lockdown.“ Dennoch kamen 1100 Euro zusammen. Diesen Betrag erhöhten durch Sammlungen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadtverwaltung im Sommer um 1500 Euro und jetzt noch einmal um 500 Euro.

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