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Modellversuch startet in BrühlÜber dem See wächst der Wald der Zukunft

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Erkrankte Bäume mussten gefällt werden.

Erkrankte Bäume mussten gefällt werden.

Brühl-Heide – Vor Revierförster Uwe Fandler liegt eine Menge Arbeit. Und es braucht durchaus Fantasie, um sich das Ergebnis seines Schaffens vorzustellen. Fandler und seine Kollegen pflanzen derzeit am Heider Bergsees neue Bäume, um dort eine zukunftsfesten Wald anzulegen.

Noch liegt der halbe Wald, oder besser gesagt, das, was einmal ein Wald werden soll, allerdings auf der Ladefläche eines Transporters. Nach und nach werden die zwei bis vier Jahre alten Pflanzen am Osthang des Sees auf einer etwa 10 000 Quadratmeter großen Fläche gesetzt.

Nicht mehr standsicher

Das Gros der alten Bäume dort war im März und April abgeholzt worden, weil es krank und nicht mehr standsicher war. „Wir mussten etwa 250 Kubikmeter Holz aus dem Hang holen“, erklärt Fandler. Die Bäume hatten die Zopftrocknis. Diese Krankheit, die auch Gipfeldürre genannt wird, verursacht ein Absterben der Bäume von der Spitze aus. Die Baumkronen trocknen aus, weil der Wasserhaushalts gestört ist. Der Auslöser, so vermutet es der Revierförster, seien die sehr heißen und trockenen Sommer der vergangenen Jahre und die recht steile Hanglage, auf denen die Bäume gestanden haben. „Dort versickert das Regenwasser viel schneller als auf ebenem Gelände“, erklärt er.

In Anbetracht des Klimawandels und damit einhergehenden extremen Wetterbedingungen setzt Fandler am Osthang des Sees unterhalb der Willy-Brandt-Straße auf ein Modellprojekt: den Wald der Zukunft. „Wir pflanzen hier Bäume, die auch mit extremer Trockenheit gut zurechtkommen“, sagt er. In Hessen und Niedersachsen seien solche Wälder bereits mit Erfolg angelegt worden. „Diesen Zukunftswald wollte ich auch im Revier Schnorrenberg haben.“

Tägliche Fortschritte

Täglich fährt Fandler zurzeit zum See, um sich die Fortschritte in seinem Zukunftswald anzusehen. Aktuell sind Forstwirtschaftsmeister Karl-Heinz Heinen und sein Team mit der Aufforstung beschäftigt. Mit speziellen Geräten bohren die Mitarbeiter in Abstand von rund zwei Metern Pflanzlöcher in den Hang. In diese werden am Fuße des Hangs Elsbeeren, Speierlinge, Vogelkirschen und Esskastanien gepflanzt. „Dabei handelt es sich um Blüten-Gehölzer die auch Insekten anlocken“, erklärt Fandler.

Weiter oben am Hang, wo der Waldboden noch schneller austrocknet, stehen nun Amberbäume, Zerreichen und Libanonzedern. In der schattigen Hangmitte werden Weißtannen gepflanzt. Insgesamt sollen etwa 3500 Bäumchen gesetzt werden. „Die meisten dieser Kulturen sind im Süden Europas zu Hause und kommen auch mit längeren Trockenperioden prima zurecht“, sagt Fandler. Einzig der Amberbaum stamme ursprünglich aus Nordamerika, ist dort jedoch sowohl in sehr trockenen als auch in feuchten Regionen weit verbreitet.

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Bis aus den wenige Zentimeter hohen Bäumchen stattliche, 35 bis 40 Meter hohe Exemplare werden, dauert es viele Jahre. „Solche Projekte sind über mehrere Generationen angelegt“, sagt Fandler. Die nächsten zehn bis 15 Jahre müsse der neue Wald gut gepflegt werden. „Dann sind die Bäume im Stangenholzalter“, erklärt er.

Ziel sei, dass sich die Bäume möglichst astfrei gen Himmel strecken. Erst in etwa 40 Jahren beginne die eigentliche Kronenbildung. Damit die besonders schönen Exemplare auch Platz genug zum Wachsen haben, müsse der Wald in den nächsten Jahrzehnten regelmäßig durchforstet werden. Erst nach 80 bis 100 Jahren werden sich die Bäume soweit entwickelt haben, dass an eine Ernte des Stammholzes gedacht werden könne. „Dann bin ich aber wohl nicht mehr dabei“, sagt Fandler und lacht. Darum müssten sich dann seine Nachfolger im Revier Schnorrenberg kümmern.

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