Neubaugebiet in Brühl-SchwadorfBürger protestieren gegen Bauvorhaben

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Noch bilden der Strauchshof (im Bild, links) und die Schallenburg den nördlichen Schwadorfer Ortsrand.

Noch bilden der Strauchshof (im Bild, links) und die Schallenburg den nördlichen Schwadorfer Ortsrand.

  • Am Ortsrand von Brühl-Schwadorf soll ein großes Neubaugebiet entstehen.
  • Insgesamt sollen 109 Wohneinheiten entstehen. Doch einige Bürger und auch der Denkmalverein haben schwere Bedenken.
  • Die Kritiker des Baugebiets wollen den Protest nun in die Bevölkerung hineintragen.

Brühl-Schwadorf – Noch prägen die rosagetünchten Gebäude des Strauchshofs und das Wasserschloss Schallenburg den nördlichen Ortsrand des Brühler Stadtteils Schwadorf. In Richtung Innenstadt folgen von dort aus Felder, unterbrochen von der Autobahn 553, ehe rund zwei Kilometer entfernt der Schlosspark beginnt.

Wenn es nach Rita Lennartz und Christine Hucke geht, wird das noch lange so bleiben. Der einstige Rittersitz Schallenburg, die unweit gelegene Kirche St. Severin, der historische Weiherhof, der Strauchshof und der ursprüngliche Verlauf von Sträßchen und Wasserläufen böten besonderen Ansichten und machten in Schwadorf Geschichte erlebbar, meinen die beiden.

109 Wohneinheiten geplant

Daher machen sie nun mobil gegen die Pläne des Investors Yanmaz Immobilienbau, der in einem Dreieck zwischen den Gärten der Häuser an der Lindenstraße und dem Weg „An der Schallenburg“ Mehrfamilien-, Doppel- und Einzelhäuser sowie ein Altenpflegeheim mit 80 Betten errichten will. Insgesamt sollen dort 109 Wohneinheiten geschaffen werden.

„Die Pläne sehen auch viergeschossige, also 13 Meter hohe, Bauten vor. Sie würden damit höher als die Schallenburg sein“, erklärt Lennartz, die selbst in der besagten Burg lebt. Nach ihrer Überzeugung verändern diese Gebäude nicht nur massiv die vertraute Silhouette des Stadtteils, sie unterbinden auch die historischen Sichtbeziehungen zwischen dem als Unesco-Weltkulturerbe eingetragenen Schloss Augustusburg und Schwadorf.

Denkmalverein hat Bedenken

Rheinische Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz, dem auch Hucke angehört, stützt diese Argumentation. Der freie Blick vom Schloss auf das einstige Herrschaftsgebiet des Kurfürsten, auf umliegende Burgen und auf den früheren Jagdgrund sei Teil einer schützenswerten Kulturlandschaft.

Die Blickachse sei zwar beeinträchtigt durch die Autobahn 553, doch nach wie vor gebe es eine wechselseitige Blickbeziehung zwischen Schloss Augustusburg und der Schwadorfer Burg. Die Sicht von der südlichen Schlossterrasse sei genau auf die Schallenburg ausgerichtet.

Verwaltung will Sichtbezüge überprüfen

Die Verwaltung will noch weitergehend untersuchen, in welchem Ausmaß die Bebauung tatsächlich die Sichtbezüge zwischen Schloss und Schallenburg beeinträchtigt. Von den Ergebnissen hänge es dann ab, ob Änderungen an dem Bebauungskonzept vorgenommen werden müssten.

Für die bislang bis Montag, 6. April, vorgesehene die Einsicht der Planungsunterlagen wird laut Verwaltung ausreichend Zeit eingeräumt. „Sobald die allgemeine Situation es zulässt, wird der Zeitraum der Auslegung ergänzt oder wiederholt“, so die Stadt. Baufahrzeuge könnten das Baugebiet wohl direkt über die Bonnstraße anfahren. Es gebe dazu aber noch Abstimmungsbedarf mit dem Rhein-Erft-Kreis. (wok)

Nur bei einer Erhaltung des Freiraums bleibe die historische Ortskante Schwadorfs und der historische Ort als landschaftliche Dominante in seiner kulturlandschaftlichen Bedeutsamkeit bewahrt, heißt es in einem Schreiben des Vereins an die Stadt.

Das Feld am Ortsrand soll also Feld bleiben. Das betonen auch Lennartz und Hucke. Einen Kompromiss, etwa eine Bebauung von geringerer Höhe, schließen sie aus.

Verweis auf Siedlungsdruck aus Köln

Zumal es in Brühl nach ihrer Einschätzung kaum originären Bedarf nach Neubauten gibt. „Der Siedlungsdruck kommt aus Köln“, sagt Lennartz.

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Wenn man diesem immer wieder nachgebe, verliere Brühl seinen reizvollen Charakter. Auch wenn sie weiß, dass es durchaus Befürworter des Baugebiets gibt, will sie möglichst viele Schwadorfer für ihre Argumentation gewinnen. Dabei weiß sie Dorothee Schulten vom Strauchshof an ihrer Seite. „Wir beachsichtigen, Unterschriften gegen das Bauvorhaben zu sammeln“, sagt sie.

Mit einem Schreiben werde man die Schwadorfer informieren. Zudem habe man eine Homepage freigeschaltet. Auch die Gründung einer Bürgerinitiative sei möglich.

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