Seit zehn Jahren in Rhein-ErftPalliativ-Team unterstützt Kranke auf letztem Weg

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Für die 22-jährige Lili und ihre Mutter Sabine Fornfeist (r.) ist Martina Bersé eine wichtige Hilfe.

Für die 22-jährige Lili und ihre Mutter Sabine Fornfeist (r.) ist Martina Bersé eine wichtige Hilfe.

Brühl – Sie sind tagtäglich im Einsatz. Sie lindern Schmerzen und Ängste. Sie stehen ihren sterbenskranken Patienten und deren Angehörigen bis zum Schluss zur Seite. Für die Palliativärzte und -pflegekräfte keine leichte Aufgabe. Aber zu wissen, dass dieser Einsatz den Menschen hilft, in Ruhe und Würde ihren letzten Weg, wenn möglich zu Hause, zu gehen, motiviert Martina Bersé und ihre Kollegen vom Palliativteam SAPV (spezielle ambulante Palliativversorgung) Rhein-Erft-Bonn-Euskirchen immer wieder neu. In diesem Oktober besteht es seit zehn Jahren.

Die meisten schwerstkranken Patienten wünschten sich, in ihrer letzten Lebensphase in einer vertrauten Umgebung zu sein, berichtet Bersé. Als Palliativfachkraft war sie von Anfang an in Brühl im SAPV-Team dabei und arbeitet dort seit 2014 als Koordinatorin. Bei der Betreuung gehe es nicht um die Heilung, sondern darum, Symptome und Leiden zu lindern, für jeden Menschen und dessen Angehörigen einen individuellen Weg zu finden, ihnen neben der medizinischen Versorgung in Abstimmung mit den Hausärzten auch Hilfe bei persönlichen, sozialen und spirituellen Fragen zu geben, erklärt sie. „Dafür arbeiten wir in einem interdisziplinären Team zusammen.“ Zu diesem gehören auch Psychologen sowie Ehrenamtliche der ambulanten Hospizvereine.

Langer Leidensweg für betroffene Familie

„Zu wissen, es ist rund um die Uhr jemand für uns erreichbar, beruhigt uns sehr“, erzählt Sabine Fornfeist. Martina Bersé oder eine andere Palliativfachkraft ist täglich bei ihrer 22-jährigen Tochter Lili, für die es keine Heilung mehr geben wird. Sie leidet unter der neurodegenerativen Stoffwechselkrankheit Niemann-Pick Typ C. Folgen sind der Verlust aller erworbenen Fähigkeiten und Funktionsstörungen der Organe, insbesondere der Lunge, die schließlich das Leben begrenzen. Hinter der Familie liegt ein langer Leidensweg mit vielen Klinikaufenthalten.

„Hier im SAPV-Team ist Lili nicht zu krank, nicht zu behindert, sondern wird so wertgeschätzt, wie sie ist“, sagt ihre Mutter. „Wann immer es die Situation erfordert, wann immer Lili ein Medikament braucht, ist jemand vom Team da“, berichtet Fornfeist. Auch beim Aufenthalt von Lili in den Bonner Werkstätte der Lebenshilfe gibt es Unterstützung. „Wir wollen mit Lili noch so viel Lebenszeit wie möglich gewinnen und genießen. Darin bestärkt uns diese palliative Hilfe sehr“, sagt sie.

Jahr für Jahr sei die palliative Struktur und Qualität in der Region ausgebaut worden, ergänzt Bersé. Im Oktober 2012 erhielt eine Gruppe von acht niedergelassen Hausärzten mit der Weiterbildung Palliativmedizin zusammen mit der Caritas sowie den ambulanten Hospizvereinen des Rhein-Erft-Kreises die Zulassung des Landesverbandes der gesetzlichen Krankenkassen, um sterbende und schwerstkranke Menschen in der häuslichen Umgebung im südlichen Rhein-Erft-Kreis zu versorgen.

Krankenkasse übernimmt die Kosten

Die spezialisierte ambulante Palliativ-Versorgung – kurz SAPV– wendet sich an Menschen mit schwerer, unheilbarer Erkrankung in der letzten Lebensphase. Ziel des Palliativteams SAPV Rhein-Erft-Bonn-Euskirchen ist es dabei, die Patienten in der vertrauten Umgebung umfassend zu betreuen. Palliativärzte unterstützen dazu den Hausarzt durch eine intensive medizinische Betreuung in der Schmerz- und Symptomkontrolle.

Palliativpflegekräfte leisten eine spezielle palliative Behandlungspflege zu Hause. Dabei wird auf ein breites Netzwerk aus ambulanten Hospizdiensten, Seelsorge, Sozialarbeitern, Psychoonkologen, Apotheken, Pflegediensten, Fachärzten und Krankenhäusern zurückgegriffen. Die Leistungen der SAPV werden zu hundert Prozent von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen und nicht auf das Pflegegeld angerechnet.

Die Brühler Station des Palliativteams SAPV Rhein-Erft-Bonn-Euskirchen ist zu finden an der Königstraße 33, 50321 Brühl, Telefon: 02232/9499922, E-Mail.

Inzwischen hat sich das Versorgungsgebiet um den Kreis Euskirchen und den Kreis Bonn erweitert. So haben seit Beginn 27 Haus- und Fachärzte sowie 53 Pflegekräfte mehr als 5000 Patienten und ihre Familien in der letzten Lebensphase in den eigenen vier Wänden, im betreuten Wohnen, in stationären Pflegeeinrichtungen sowie in den Hospizen in Erftstadt und Euskirchen begleitet.

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„Inzwischen sind wir eines der größten Palliativteams Deutschlands und es ist toll, was alle Beteiligten hier geleistet haben“, bilanziert die geschäftsführende Brühler Ärztin Astrid Lueg. Am 22. Oktober soll mit einer Feier das zehnjährige Bestehen des SAPV-Teams begangen werden.

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