Trotz ProtestenPlanungen für umstrittenes Neubaugebiet in Brühl gehen weiter

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Die Diskussion um eine Bebauung der Äcker vor der Schwadorfer Schallenburg und dem Strauchshof hält an.

Die Diskussion um eine Bebauung der Äcker vor der Schwadorfer Schallenburg und dem Strauchshof hält an.

Brühl-Schwadorf – Im November wurde die Entscheidung noch vertagt, nun gab die Brühler Politik im Planungsausschuss mit breiter Mehrheit grünes Licht für die erneute Auslegung des Bebauungsplanes „Östlich Lindenstraße, westlich An der Schallenburg“. Vorgesehen ist der Bau von rund 170 Wohneinheiten in Ein- und Mehrfamilienhäusern am nordöstlichen Schwadorfer Ortsrand.

Wesentliche Fragen seien geklärt und einige Kritikpunkte der Bürger berücksichtigt worden, erklärte SPD-Fraktionschef Michael Weitz. Man werde dennoch ein offenes Ohr für die weiteren Anregungen aus der Bevölkerung haben, so Weitz. Das verspricht auch Grünen-Fraktionschefin Simone Holderried, die hofft, mit einer guten Detailplanung die Zustimmung möglichst vieler Schwadorfer zu bewirken.

Ihr Pendant von der CDU, Holger Köllejan, kündigt ebenfalls an, „die Bürger mitnehmen“ zu wollen. Grundsätzlich steht er der Planung positiv gegenüber: „Der Wohnraum wird benötigt, und die Kita Rasselbande braucht eine neue Bleibe.“ Zudem komme die veränderte Planung den Kritikern entgegen.

Bau eines Seniorenheims in Schwadorf nicht mehr möglich

Tatsächlich hat die Verwaltung den Entwurf verändert. Die maximale Geschosshöhe beträgt nun drei statt vier Etagen, der Bau eines Seniorenwohnheims ist dadurch nicht mehr möglich. Dafür soll im Erdgeschoss eines der Mehrfamilienhäuser Platz für die bislang in der einstigen Grundschule untergebrachte Kita geschaffen werden. Zudem ist neben der Zufahrt von der Lindenstraße eine Anbindung an die Bonnstraße vorgesehen, die aber vorerst mit Pollern für Autos gesperrt bleibt.

Dr. Rita Lennartz beeindruckt die Überarbeitung nicht. Die Bewohnerin der historischen Schallenburg ist eine treibende Kraft der Bürgerinitiative „Denkmal-bruehl.de“, die gegen das Bauprojekt kämpft. Sie bleibt bei ihrer Ablehnung. „Dort darf nicht gebaut werden“, sagt sie. Dies gehe ohne Wenn und Aber aus den übergeordneten Vorgaben des Landesentwicklungs- und des Regionalplanes hervor. Wer dort eine Bebauung gestatte, verletze verbindliche Vorgaben der Regionalplanung. „Freiraum, Grünzüge, Ackerland und Kulturlandschaft sind demnach nicht nur zu schützen, sie sollen sogar positiv entwickelt werden“, betont sie.

Neubaugebiet Schwadorf: Ein Kompromiss ist nicht in Sicht

Um ihrem Anliegen Rückenwind zu verleihen, hat sie Anfang des Jahres erneut Flyer verteilt. „Aus zuvor 2000 Unterschriften gegen die Bebauung sind nun 2300 geworden“, erklärt Lennartz. Anhaltende Rückendeckung erwartet sie vom Rheinischen Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz sowie vom „International Council on Monuments and Sites“. Letztere Organisation berät die Unesco beim Schutz des Weltkulturerbes. Die Denkmalschützer hatten bereits vor Monaten ihre Sorge um die historische Sichtbeziehung zwischen dem Wasserschloss Schallenburg und dem als Unesco-Weltkulturerbe eingetragenen Schloss Augustusburg deutlich gemacht.

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„All diese Bedenken sind nicht ausgeräumt worden, und es gibt auch keine Variante der Bebauung, die das tun könnte“, sagt Lennartz, die die Auslegung des Bebauungsplanes dazu nutzen will, ihre Argumente geltend zu machen. Ein Kompromiss ist demnach nicht in Sicht ist.

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