Corona-KriseMedizinern und Pflegern im Rhein-Erft-Kreis geht Material aus

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Den privaten Pflegediensten geht in der Corona-Krise das Material aus. (Symbolbild)

Den privaten Pflegediensten geht in der Corona-Krise das Material aus. (Symbolbild)

Rhein-Erft-Kreis – Den Pflegediensten im Kreis geht in der Corona-Krise das Material aus. Der Verein Dakapo Erftkreis, ein Verbund von elf privaten, ambulanten Pflegediensten, sucht jetzt nach Alkohol, Desinfektionsmittel und Schutzmasken.

Die Pflegedienste brauchen für ihr Personal Masken des Modells FFP-2 oder 3, diese besäßen eine höhere Filterung, erklärt Joachim Lützenkirchen vom gleichnamigen Pflegedienst in Bedburg. Und die Händler, die noch welche hätten, verkaufen diese zu deutlich überhöhten Preisen, sagt Lützenkirchen. Habe man vor Corona eine FFP-3-Maske für etwa einen Euro bekommen, verlangten die Händler heute rund 25 Euro.

Das machten auch Händler, mit denen er schon viele Jahre zusammenarbeite. „Daran werden wir uns erinnern. Es gibt auch eine Zeit nach Corona“, deutet Lützenkirchen vielsagend an. Das Robert-Koch-Institut empfiehlt seit dem 23. März ambulanten Pflegekräften das Tragen eines Mundschutzes.

Rhein-Erft-Kreis: 25 statt 3,50 Euro für Desinfektionsmittel

Ähnlich ist die Situation beim Desinfektionsmittel. Normalerweise koste eine Flasche rund 3,50 Euro, so Lützenkirchen. „Im Moment verkaufen die Händler sie für 25 Euro“, sagt er. Und die, die günstiger seien, hätten keine gute Qualität. Ihm sei ein Zehn-Liter-Kanister „von einem unverschämten Kollegen für 400 Euro“ angeboten worden. Lützenkirchen nennt das Verhalten unethisch.

Joachim Lützenkirchen hat einen Pflegedienst

Joachim Lützenkirchen hat einen Pflegedienst

Um dem Problem zu entgegnen, lassen sich einige Pflegedienste ihr Desinfektionsmittel von zwei Apothekern selbst mischen. Das ist in dieser Situation erlaubt. Maßgebend ist ein Rezept, das die Weltgesundheitsorganisation (WHO) ausgegeben hat. Aber dafür braucht man Alkohol, mindestens 96-Prozent-haltiges Ethanol, wie Klaus Vogel erklärt. Vogel ist mit seinem Kerpener Pflegedienst ebenfalls Teil von Dakapo Erftkreis. „Mit 60 Litern Alkohol kann man etwa 80 Liter Desinfektionsmittel herstellen“, sagt Lützenkirchen. Er habe noch einen Vorrat für etwa eine Woche, etwa 500 Kunden muss er versorgen.

Pflegedienste wissen nicht, wie sie Mehrkosten auffangen sollen

Zusammen, so Lützenkirchen, verbrauchen die Dakapo-Mitglieder rund 300 Liter Handdesinfektionsmittel im Monat. Die Pflegedienste wüssten nicht, wie sie die Mehrkosten auffangen sollen. „Wir gehen mit viel Geld in Vorleistung“, sagt Klaus Vogel. Die Händler, so der 48-Jährige, entgegneten, dass auch sie zu höheren Preisen einkaufen müssten. Ob das wirklich so ist, könne er nicht kontrollieren. „Irgendjemand wird am Ende daran verdienen.“

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Die Pflegedienste können ihre Preise nicht so einfach erhöhen, die sind nämlich mit den Pflegekassen vereinbart. „Wir arbeiten uns eigentlich von Tag zu Tag“, sagt Vogel. Zu Krisenbeginn habe er für seinen Betrieb mehr Handschuhe gekauft, aber unter der Prämisse, irgendwann zentral versorgt zu werden. So weit sei es noch nicht gekommen. „Aber der Verbrauch steigt, genauso wie die Angst – sowohl der Mitarbeiter als auch der Kunden“, beschreibt Vogel.

Wer den Pflegediensten Alkohol, Desinfektionsmittel und Mundschutz zur Verfügung stellen kann, kann sich bei Joachim Lützenkirchen melden, 02271/798088.

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