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Die Erft lag trockenKiesgrube rettete Kerpen, Bergheim und Bedburg vor dem Hochwasser

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Ein Foto, das die Bezirksregierung Köln über Twitter verbreitete, zeigt einen großen Krater in Erftstadt-Blessem.

Rhein-Erft-Kreis – Es klingt makaber: Doch was für Blessem ein großes Unglück ist, scheint für die Erftanrainer, die weiter flussabwärts liegen, ein Glücksfall gewesen zu sein.

Die Kiesgrube, die während des Hochwassers bei Blessem vollgelaufen ist, wirkte wie ein riesiges Rückhaltebecken und rettete so die Orte dahinter womöglich vor größeren Überschwemmungen. Mittlerweile wird deutlich, dass die Erft sogar stundenlang komplett in die Blessemer Grube geflossen ist, beziehungsweise immer noch fließt.

Dirmerzheim: Flussbett der Erft lag trocken

Auf Höhe von Dirmerzheim lag das Flussbett etwa über zwei, drei Kilometer am Freitagabend komplett trocken. „Dadurch ist Dirmerzheim und alles, was dahinter liegt, gerettet worden“, vermutet auch der Dirmerzheimer Ortsvorsteher Wilfried Esser. Ähnlich äußert sich Feuerwehrsprecher Elmar Mettke: „Kerpen, Bergheim und Bedburg sind so gerettet worden.“ Erst zwischen Dirmerzheim und Gymnich füllte sich das Erftbett wieder, weil dort der Rotbach einmündet.

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Ulrich Muris vom Erftverband bestätigt, dass die Erft hinter der Kiesgrube zeitweise „trocken“ liegt. Er schätzt, dass dies am Freitag wohl sechs, sieben Stunden lang so gewesen ist. In dieser Zeit sei die Kiesgrube bei Blessem bis an den Rand vollgelaufen. Erst durch den Rückschlag habe sich das Erftbett wieder gefüllt. Nun sinke der Wasserstand des Sees wieder aufgrund der Versickerung, sodass das Flussbett leer bleibe.

Kerpen-Mödrath: Rückhaltebecken kaum gebraucht

Muris schätzt, dass die Blessemer Kiesgrube inklusive der ständig stattfindenden Versickerung drei, vier Millionen Kubikmeter Erftwasser aufgefangen hat und – je nach Wasserstand des Sees – weiter Wasser auffängt. Sie wirke wie ein „Schluckbrunnen“. Zum Vergleich: Das Regenrückhaltebecken bei Mödrath fasst 1,7 Millionen Kubikmeter.

Hinter Brüggen und Balkhausen habe auch die Kiesgrube in Türnich unplanmäßig Wasser abgefangen und war bis zum Rand gefüllt. Eher planmäßig, wenn auch überraschend viel, habe die Flutung der Kerpener Wälder zur Entlastung des Gewässers beigetragen. Das Rückhaltebecken Mödrath war kaum noch gebraucht worden.

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Die Rolle, die die beiden Kiesgruben während der Flutwelle gespielt habe, müsse nun bei der Bewertung der Situation beachtet werden, sagt Muris. Er habe schon gegenüber Vertretern des Kreises Neuss gesagt, diese könnten sich „nicht in Sicherheit wiegen“, weil sie bei diesem Hochwasser glimpflich davon gekommen sind. Der Kreis Neuss habe ähnlich wie Kerpen, Bergheim und Bedburg Glück gehabt.

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