Kunstrasen-Stopp gefordertStimme für Elsdorf gegen Granulat – Stadt sucht Alternative

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Der Rasenplatz im Stadion ist bereits entsorgt. Die Wählergemeinschaft fordert Baustopp für den geplanten Kunstrasen.

Der Rasenplatz im Stadion ist bereits entsorgt. Die Wählergemeinschaft fordert Baustopp für den geplanten Kunstrasen.

  • Die Umweltbelastung durch Mikroplastik im Kunstrasen ist ein Problem für Gesundheit und Umwelt.
  • Eine Initiative fordert daher einen sofortigen Baustopp am Elsdorfer Stadion, in dem Kunstrasen verlegt werden sollte.
  • Der Bürgermeister versichert, dass die Problematik im Stadtrat bekannt ist. Von Granulat will man nun offenbar absehen. Wie geht es mit dem Bau weiter?

Elsdorf – „Wir fordern einen sofortigen Baustopp am Elsdorfer Stadion. Es müssen erst einmal Experten gehört werden und es muss neu geplant werden.“ Das teilt die Freie Wählergemeinschaft Stimme für Elsdorf in einer Presseerklärung mit. Wie Fraktionsvorsitzender Jürgen Schiffer weiter ausführt, sei die Umweltbelastung durch Mikroplastik, das durch Gummigranulat im Kunstrasen und dessen spätere Entsorgung entstehe, derzeit ein „höchst aktuelles und brisantes Thema“.

Würde das Kunststoffgranulat erst einmal eingebracht, müsse es aufwendig wieder entfernt werden. „Eine solche Sanierung kostet nach Expertenangaben zwischen 100 000 und 500 000 Euro pro Platz, je nach Bauart und Bedingungen vor Ort“, warnt Schiffer.

Desaster befürchtet

Auch für die im mit den Stimmen von CDU und SPD jüngst verabschiedeten Nachtragshaushalt – wenn auch unter Sperrvermerk – vorgesehenen Kunstrasenplätze in Berrendorf und Neu-Etzweiler fürchtet er ein „Desaster“. Ein Verbot solcher umweltschädigender Substanzen „ist schon im nächsten Jahr zu erwarten“.

Auch die Grünen treibt die Sorge um das umweltbelastende Granulat um. Sie teilten in einer Presseerklärung mit, dass sie schon vor einem Jahr gegen die Kunstrasenplätze gestimmt habe und Alternativen zur Gummieinstreuung gefordert.

Gefährliche Stoffe

„Die Plätze sind zu teuer und belastend für die Umwelt“, schreibt Vorsitzender Michael Broich und fordert „Sportanlagen, die „höchste ökologische Ansprüche vorweisen, um nachhaltig Altlasten zu verhindern“.

Nach Schätzungen des wissenschaftlichen Dienstes der Bundestages sollen 95 Prozent des Füllmaterials der weltweit verlegten Kunstrasenflächen aus Pkw- und Lkw-Altreifen bestehen. Sie könnten in Weichmacherölen polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) enthalten, von denen einige als krebserregend, erbgutverändernd und fortpflanzungsgefährdend eingestuft seien. Ein akutes Gesundheitsrisiko für Sportler birgt der Kunstrasen laut Europäischer Chemieagentur (ECHA) dagegen nicht.

Bürgermeister versichert: Problem ist bekannt

Bürgermeister Andreas Heller versicherte auf Nachfrage dieser Zeitung, dass das Problem „natürlich“ im Rathaus bekannt sei und behandelt werde. Mit dem Sportstättenbauer sei die Verwaltung ebenso im Gespräch wie mit den Vereinen. Zurzeit werde über eine Einstreuung von Kork oder Sand statt des in die Kritik geratenen Granulats diskutiert.

Dieser Materialwechsel sei „ohne Probleme“ zum Abschluss der Bauarbeiten für den Kunstrasenplatz im Elsdorfer Stadion möglich. „Von Granulat werden wir wohl absehen“, sicherte Heller zu. Er verwies auf ein Schreiben des Städte- und Gemeindebundes, dass einmal verbautes Granulat nach entsprechender Rechtsprechung „keinen Bestandsschutz“ habe. „Das Granulat muss dann raus. Daher gehen wir kein Risiko ein.“ Froh sein könne man, dass das Elsdorf das Problem beim Bau jetzt schon berücksichtigen könne. Vor einigen Wochen ist der Naturrasen aus dem Stadion gegenüber des Rathauses entfernt worden. 

Zurzeit laufen dort im Rahmen der Sanierung der Sportanlage die Vorarbeiten für den Einbau eines großen und einen kleinen Kunstrasenspielfeldes. Die Arbeiten würden, so Heller, wie geplant fortgesetzt. Von Verzögerungen bei der Sanierung durch das Granulat-Problem geht er nicht aus.

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