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Mehrheit für eine BebauungHäuser sollen auf Grünfläche neben Friedhof entstehen

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Der Rasen neben dem Angelsdorfer Friedhof, der bislang für Bestattungen in Reserve gehalten wurde, soll bebaut werden.

Der Rasen neben dem Angelsdorfer Friedhof, der bislang für Bestattungen in Reserve gehalten wurde, soll bebaut werden.

Elsdorf – Die Grünfläche neben dem Angelsdorfer Friedhof wird wohl demnächst bebaut. Die Planungen haben im Bauausschuss eine große Hürde überwunden: Nach den Einwendungen von öffentlichen Trägern und Bürgern hat der Ausschuss bei einer Enthaltung mit zehn gegen sechs Stimmen für die entsprechende Änderung des Bebauungsplans gestimmt.

Die etwa 1760 Quadratmeter messende Grünfläche ist noch Bestandteil des Friedhofs. Bestattet werden wird hier aber wohl niemand. Der Wandel der Bestattungskultur hin etwa zu Urnengräbern macht es nach Verwaltungsmeinung überflüssig, die von Bäumen und Sträuchern bestandene Wiese weiterhin als Reservefläche für den Friedhof vorzuhalten.

Möglich sind auf dem Areal vier bis fünf Wohneinheiten als Einzel- oder Doppelhäuser mit maximal einem Vollgeschoss und einer Traufenhöhe von bis zu vier Metern.

Unterschriftenaktion

Bedenken hatten vor allem die Anwohner eines Stichwegs der Forststraße direkt am Friedhof. Sie fürchten um den Wertverfall ihrer Häuser, bedauern aber auch den Wegfall der Grünanlage. Da es sich um ein reines Wohngebiet handele, gebe es keinen Verlust, argumentierte die Verwaltung, und seltene Tierarten seien laut einem Artenschutzgutachten nicht gesichtet worden.

Angelsdorfer fürchten zudem um die Ruhestätten unter anderem des Pfarrers Wilhelm Sommer, aber auch eigener Angehöriger. Auch ein Bundeswehr-Ehrengrab findet Erwähnung. Die Gräber würden durch die Bebauung nicht tangiert, sicherte die Verwaltung zu. Auch eine Beteiligung der Anwohner an den Anliegerkosten schloss die Verwaltung aus. Per Vertrag sei geregelt, dass allein die künftigen Besitzer diese zu tragen hätten.

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Ein Einwender aus der Bürgerschaft hatte im Offenlegungsverfahren provozierend gefragt, ob auch der jüdische Friedhof an der Zuckerfabrik bebaut werde. „Wird der demnächst auch veräußert?“, hieß es in einer Bürgereinlassung.

Der Angelsdorfer Ortsvorsteher Michael Gülden sprach gar von „Christenverfolgung“, da es sich um einen christlichen Friedhof handele. Dafür trug er sich harsche Kritik von SPD-Chef Harald Könen ein: „Das ist für Menschen anderer Religionen, die hier leben, unerträglich“.

Stundenlange Diskussionen

Gülden warf ein, dass 600 der rund 2200 Angelsdorfer sich in einer Unterschriftenaktion gegen die Bebauung ausgesprochen hätten.

Könen und CDU-Fraktionschef Gerhard Jakoby berichteten von „stundenlangen Diskussionen“ in den Fraktionssitzungen. Neben dem Erfordernis, Wohnraum in Elsdorf zu schaffen, seien ökologische Aspekte, wie der Verlust der innerörtlichen Grünanlage, kontrovers diskutiert worden. Sie teilten mit, dass die Abstimmung für ihre Fraktionsmitglieder freigegeben sei. Auf Antrag Jakobys wurde geheim abgestimmt.

Der Stadtrat muss in seiner Sitzung, am Dienstag, 5. November,18 Uhr, im Ratssaal, die Empfehlung des Bauausschusses zur Bebauung bestätigen.

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