Schonfrist erhaltenSchließung der Zuckerfabrik in Elsdorf um ein Jahr verschoben

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Zuckerfabrik Elsdorf

Das Innengelände der Zuckerfabrik in Elsdorf

Elsdorf – Die Mitarbeiter der Zuckerfabrik Pfeifer & Langen können ein Jahr länger am Standort Elsdorf arbeiten. Wie Betriebsratsvorsitzender Guido Giesen mitteilt, hat die Firmenleitung beschlossen, erst nach Ende 2019 mit dem Abzug der Zuckerverarbeitung von Elsdorf in andere Standorte zu beginnen.

Eigentlich sollte 2019 Schluss sein auch mit der Veredelung und Konfektionierung der süßen Waren, dem außer der Forschung letzten Elsdorfer Standbein. „Die Chefetage hat uns mitgeteilt, man wolle die Entwicklungen am Zuckermarkt noch ein Jahr lang beobachten, bevor man die nächsten Schritte unternehme“, teilt Giesen auf Nachfrage mit.

Puderzuckermühle abgebaut

Im vergangenen Jahr war die Zuckerquote, die die Produktionsmengen und die Mindestpreise EU-weit regelte, nach knapp 50 Jahren Bestand gefallen. Der Markt ist seitdem dabei, sich neu zu sortieren und die Betriebe, sich neu zu positionieren im freien Spiel von Angebot und Nachfrage.

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„Zurzeit sind noch rund 200 Mitarbeiter im Werk Elsdorf tätig“, sagt Giesen. Vor zwei Jahren, als die Nachricht von der Schließung wie eine Bombe in der Belegschaft eingeschlagen ist, waren es 212 Mitarbeiter.  In Wevelinghoven sind laut Giesen sogar acht neue Arbeitsplätze geschaffen worden. Dorthin ist die Produktion von Sondersorten bereits umgezogen.  Dazu zählen fetthaltige Zuckerprodukte mit Kartoffel- oder Weizenstärke als Trennmittel, die zum Beispiel zur Herstellung von Zuckerguss für Amerikaner benötigt werden. Eine Puderzuckermühle, die aber kaum Arbeitsplätze band, ist in diesem Jahr abgebaut und in einer Niederlassung in Polen wieder aufgebaut worden.

Zuckerstandort Erlsdorf könnte 150 Jahre schaffen

Die Sozialpläne hätten weiter Bestand, „eben alles nur ein Jahr später“, sagt Giesen. Viele Mitarbeiter bringe das näher an Vorruhestandsregelungen heran. „Das ist positiv“.  Lediglich 30 Mitarbeiter, die vorwiegend in Teilzeit arbeiten, seien noch nicht versorgt. „Die befürchtete massenhafte Abwanderung ist ausgeblieben. Zucker klebt eben“, scherzt der oberste Arbeitnehmervertreter. Die Belegschaft sei „motiviert, bis zum letzten Tag gute Arbeit zu leisten“.  In Elsdorf werde „jede Frau und jeder Mann gebraucht. Schließlich wollen die Kunden weiter gut bedient werden“, sagt der Betriebsrats-Chef.

Zunächst sei jetzt März 2020 als Schließungstermin genannt. Da sei aber noch Spielraum enthalten.

Damit könnte der Zuckerstandort Elsdorf die 150 Jahre schaffen. Im März 1870 gründeten Emil und Sohn Valentin Pfeifer sowie Eugen Langen das Unternehmen, die Fabrik an der Dürener Straße nahm ein Jahr später ihren Betrieb auf. Vor mehr als zehn Jahren wurde die Rübenanlieferung und -verarbeitung in Elsdorf eingestellt, zugunsten der Werke in Euskirchen und Jülich. Seitdem wird in Elsdorf der Zucker veredelt, zum Beispiel zu Kandis, oder konfektioniert, wie zu den Zuckerhüten für die Feuerzangenbowle, die bis heute als Firmenlogo für den Diamantzucker werben.             

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