Ende des SolarradwegesStadt fordert Hersteller Solmove auf, die Module abzubauen

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Damals radelten sie noch Seite an Seite optimistisch in eine sonnige Zukunft: Donald Müller-Judex (v. l.), Umweltministerin Svenja Schulze und Bürgermeister Volker Erner.

Damals radelten sie noch Seite an Seite optimistisch in eine sonnige Zukunft: Donald Müller-Judex (v. l.), Umweltministerin Svenja Schulze und Bürgermeister Volker Erner.

Erftstadt-Liblar – Das dürfte das Ende des Solarradwegs sein: In der Ratssitzung am Dienstag teilte Monika Hallstein, Technische Beigeordnete der Stadt Erftstadt, mit, dass die Stadt der Herstellerfirma Solmove den Auftrag entzogen hat und fordert, dass das Unternehmen die Solarmodule entfernt. Solmove-Gründer Donald Müller-Judex kündigte allerdings an, dass er gegen diese Entscheidung vorgehen werde. Und er sagte ganz klar, dass seine Firma den Rückbau nicht bezahlen könne.

Im November vergangenen Jahres war die rund 90 Meter lange Teststrecke eingeweiht worden. Damals war auch Bundesumweltministerin Svenja Schulze angereist – ihr Ministerium hat das Projekt gefördert. Ob die Behörde nach dem Scheitern des Projekts Fördergeld zurückfordern will, konnte man dort am Mittwoch noch nicht sagen.

Seit März ist der Solarradweg unter Planen verpackt

Im März hatte es nach Regenfällen Schwelbrände an den Solarmodulen gegeben, seitdem ist der Radweg unter Planen verpackt. Für Radfahrer wurde provisorisch ein schmaler Kiesweg daneben angelegt. Die 90 Meter lange Teststrecke ist Teil des „Infrastrukturrings Liblar“, einer Route, die Radfahren in Erftstadt attraktiver machen soll.

In Abstimmung mit dem Fördergeber habe man Solmove zunächst aufgefordert, die Probleme bis Ende Mai zu beheben, teilt die Stadt mit. Die Frist sei mehrfach verlängert worden und schließlich am 24. September endgültig abgelaufen. Jetzt solle das Unternehmen den Radweg bis zum 25. Oktober zurückbauen.

Die Stadt habe ihm zur Auflage gemacht, das Problem vom Tüv Rheinland prüfen zu lassen, sagt Müller-Judex. 4500 Euro habe ihn das Gutachten gekostet, das seit Ende August vorliege. Mit zwei kleinen technischen Veränderungen an den Modulen hätte künftig verhindert werden können, dass Feuchtigkeit eindringe und Kurzschlüsse auslöse. Dafür brauche er jetzt nur noch die Genehmigung des Tüv, dann sei das in zwei bis drei Wochen Arbeitszeit erledigt.

Solmove-Chef: Der Stil der Stadt ist miserabel

Während die Stadt darauf hinweist, dass sie mehrfach die Frist zur Nachbesserung verlängert habe und Förderprojekte eben an bestimmte zeitliche Vorgaben gebunden seien, ist der Solmove-Chef tief enttäuscht vom Vorgehen der Verwaltung. „Ich hätte nicht gedacht, dass man bei der Stadt so kurzsichtig ist“, sagt er.

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Der Stil sei miserabel, die Entscheidung in der Sache verantwortungslos. Tatsächlich wurde das Aus für den Solarradweg in der Ratssitzung publik, bevor Müller-Judex davon wusste. Noch am Montag habe er um ein Gespräch gebeten: „Es wäre ein Leichtes gewesen, mich in die Ratssitzung einzuladen, damit ich hätte Stellung beziehen können. Ich wäre gekommen.“

Solarmodule wurden mehrfach ausgezeichnet

Anfang April sei er zu einem Krisengespräch in der Stadtverwaltung gewesen, drei Stunden später habe er ein Schreiben vom Anwalt erhalten. Auf Gesprächswünsche bekomme er seitdem keine Antwort mehr. „Alle wussten, dass es eine Testanlage ist“, sagt Müller-Judex. Er habe gehofft, man würde eventuell auftretende Probleme gemeinsam lösen.

Der Unternehmer spricht von seinen Solarmodulen, auch smarter Straßenbelag genannt, als einer „mehrfach preisgekrönten Technologie“. Unter anderem hat Solmove 2018 den Start Green Award „Energie der Zukunft“ gewonnen – vergeben vom Bundesumweltministerium.

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