BiogasNeue Sammelfahrzeuge holen Abfall in Erftstadt und Pulheim ab

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Begeistert von dem Pilotprojekt sind Lars Nehrling (v.l.), Werner Abromeit, Klaus Voussem und Reinhard Hohenstein.

Begeistert von dem Pilotprojekt sind Lars Nehrling (v.l.), Werner Abromeit, Klaus Voussem und Reinhard Hohenstein.

Erftstadt/Pulheim – Billiger, sauberer und vor allem leiser sind die neuen Sammelfahrzeuge, die vom 1. August an über Erftstädter und Pulheimer Straßen rollen werden, um Abfall einzusammeln.

Denn betankt werden die sechs Lastwagen des Herstellers Iveco mit Biogas (auch Biomethan). Der biogene, CO2 -neutrale Stoff wird in einem Vergärungsverfahren aus Bioabfällen hergestellt. Die für das Tanken notwendige Ladesäule wird auf dem Gelände der Gasversorgungsgesellschaft mbH Rhein-Erft (GVG) an der Max-Planck-Straße ein Hürth, gleich neben der Erdgastankstelle für Autos installiert.

Begeistert sind die Verantwortlichen des Recyclingunternehmens Remondis und der GVG von ihrem „klimaneutralen“ und „innovativen“ Pilotprojekt. Ein weiterer Partner ist Zukunft Erdgas, eine Initiative der deutschen Erdgaswirtschaft. „Es ist die einzige Möglichkeit, Umweltschutz in den Innenstädten umzusetzen“, sagte Nino Heidenreich, Ingenieur bei Remondis, bei der Vorstellung auf dem GVG-Gelände. Er freue sich, dass das Ganze so schnell geklappt habe. „Wir haben die sechs Fahrzeuge im Februar oder März bestellt“, ohne Förderung. Die ersten habe Iveco im Mai geliefert, die anderen kämen in Kürze, sagte Remondis-Geschäftsführer Reinhard Hohenstein. Das Unternehmen erwägt sogar, einen Teil seiner 8000 Diesel- durch Biogasfahrzeuge zu ersetzen.

Die Technik

Nach Angaben der Firma Remondis werden in Deutschland pro Jahr neun Terawattstunden Biomethan aus Biomasse erzeugt. Trotz geltender gesetzlicher Bestimmungen landen vier Millionen Tonnen Bioabfälle in der Restmülltonne. Würde dieses Potenzial besser genutzt, könnten bis zu 100 Terawattstunden Biomethan pro Jahr erzeugt werden, heißt es in dem Unternehmen. „Experten schätzen auf dieser Grundlage, dass künftig sogar 50 Prozent des gesamten Lkw-Verkehrs hierzulande über Biomethan abgedeckt werden können.“

Im Arbeitsmodus schaffe ein mit Biogas betriebenes Sammelfahrzeug circa 200 Kilometer. Ein mit Dieselfahrzeug schaffe rund 400 Kilometer mehr, jedoch sei die umweltfreundliche Variante für eine Sammeltour in mittelgroßen Städten mehr als ausreichend. (mma)

Reinhard Hohenstein erläuterte, dass das Unternehmen schon seit den 90er-Jahren Ersatzbrennstoffe produziere. Die Entscheidung, Biomethan als Treibstoff zu nutzen, statt es in das öffentliche Gasnetz einzuspeisen, traf das Recyclingunternehmen angesichts drohender Fahrverbote für Dieselfahrzeuge. „Wir wollten nicht so lange warten.“ Doch die Suche nach geeigneten Fahrzeugen „war viel komplizierter als gedacht und dass das Betanken so schwierig ist, hätte ich nicht gedacht“, gestand Hohenstein. Letztendlich seien sie auf die GVG gestoßen.

Die Verantwortlichen in dem Hürther Unternehmen seien froh, Partner des Pilotprojektes zu sein, sagte GVG-Geschäftsführer Werner Abromeit und benannte die Vorzüge der Iveco-Biogasfahrzeuge. In puncto Leistung stünden sie Dieselfahrzeugen in nichts nach. Der CO2 - wie auch der Stickoxid-Ausstoß seien deutlich niedriger, es gebe keine Feinstaubemissionen. „Vom 1. August an sind wir klimaneutral unterwegs.“ Und in den nächsten Jahren gebe es noch Steuervergünstigungen.

Dank einem speziellen Verfahren dauere das Tanken acht Minuten, also genau so lange wie bei einem Dieselfahrzeug. „Ein Manko sind die Anschaffungskosten“, sagte Werner Abromeit. Wie hoch sie im aktuellen Fall sind, war nicht zu erfahren. Angesichts der Vorteile werde sich die GVG im Kreis erkundigen, ob Interesse an Gas-Mobilität bestehe. „Wir arbeiten daran, mehr Biogas anzubieten.“

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