„Die Flut hat alles genommen“Große Schäden auf dem Bio-Hof in der Bliesheimer Mühle

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Erika und Johannes Hemmersbach sind begeistert von der überwältigenden Hilfe, die sie erlebten.

Erika und Johannes Hemmersbach sind begeistert von der überwältigenden Hilfe, die sie erlebten.

Erftstadt-Bliesheim – Schlamm und Wasser haben ihre Spuren in der Bliesheimer Mühle hinterlassen. Dort betreiben Erika und Johannes Hemmersbach einen Biohof. Nach dem großen Regen sei das Wasser zunächst von vorn, von der Merowinger Straße, tags drauf dann von hinten, vom Liblarer Mühlengraben, in Haus und Hof, die Wohnung ihres Sohnes, die Mietwohnung, den Hofladen und die Mühle gedrungen.

„Hier im Erdgeschoss stand das Wasser gut eineinhalb Meter hoch“, erzählt die Landwirtin. Außerdem hat die Flut den größten Teil der Gemüseanbaufläche zerstört. „Die Erft und der Liblarer Mühlengraben haben sich zu einem großen Strom vereint und sind über die Felder und mitten durch unsere Folientunnel geflossen“, beschreibt die 69-Jährige das Szenario.

Dort hätten Gurken, Tomaten, Auberginen, Peperoni und Stangenbohnen gestanden. Im Freiland seien Salat, bunte Bete, Zwiebeln, Mangold, Zucchini – die ganze Palette der Sommergemüse – gewachsen. „Alles hat sich die Flut genommen“, berichtet die Biolandwirtin und ergänzt: „Aber wir leben.“

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Erftstadt: Felder können zunächst nicht neu bestellt werden

Auch am vergangenen Wochenende standen sie und ihr Mann mit Stiefeln und Schrubbern in den Räumen ihres Anwesens. „Wir haben schon viel geschafft“, sagt Erika Hemmersbach. Und dann schildert sie die Hilfe, die parat stand, als sich das Wasser zurückgezogen hatte. Wie die Heinzelmännchen seien die Männer und Frauen gekommen. „Die Bioland Regionalgruppe hat uns mit Essen und Trinken versorgt und anschließend unsere Gewächshäuser freigeräumt“, berichtet sie. Auch aus dem Dorf und den Nachbarorten seien viele Menschen da gewesen, um mit anzupacken.

Jetzt brummen im Wohnhaus die Ventilatoren. Wichtige Papiere, die das Paar vor den Fluten gerettet hatte, liegen in Aktenordnern auf dem Hof zum Trocknen. Die Möbel jedoch, die sie über mehreren Generationen in Ehren gehalten hatten, müssen auf den Sperrmüll. „Das meiste ist schon weg“, sagt Johannes Hemmersbach.

Noch ist nicht daran zu denken, die überfluteten Felder neu zu bestellen. „Vorher müssen Bodenanalysen gemacht werden“, erklärt seine Frau. Durch das Hochwasser könnten Schadstoffe auch ins Gebälk und in das Fachwerk der Mühle gezogen sein. „Das hätte dann wirklich Langzeitfolgen“, fürchtet Johannes Hemmersbach.

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Zerstört ist auch die rückwärtige Zufahrt zur Mühle über die Kallenhofstraße. Dort liegen Rohre frei, tiefe Löcher klaffen im Asphalt.

Doch trotz der Katastrophe wirken Johannes und Erika Hemmersbach optimistisch. Sie hoffen, spätestens im August ihren Hofladen wieder öffnen zu können. Immerhin haben sie abseits des Hochwassers noch Kartoffeln und Kürbisse angebaut. Und wer einmal nicht an das Hochwasser denken möchte, dem empfiehlt die Biolandwirtin ihr neues Buch: „Der Wolkentopf“, eine abenteuerliche Reise in die märchenhafte Welt von Feuer, Erde, Wasser und Luft.

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