„Ich wünsche mir, dass Papa die Therapie schafft“Erftstädter Beratungsstelle hilft

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Volker Heck hat Kinder suchtkranker Eltern nach ihren Wünschen gefragt. Das Plakat zeigt einige Antworten.

Volker Heck hat Kinder suchtkranker Eltern nach ihren Wünschen gefragt. Das Plakat zeigt einige Antworten.

Rhein-Erft-Kreis/Erftstadt – Auf den ersten Blick ist es ein harmloser, ein völlig normaler Wunsch für ein Kind: „einen Hund“, so hatte ein Junge oder ein Mädchen den Satzbeginn „Ich wünsche mir...“ vervollständigt. Volker Heck sieht mehr in dieser Antwort: „Das Kind wünscht sich jemanden, der ihm zuhört, mit dem es kuscheln kann und der nicht gestresst ist.“

Heck begleitet in der Beratungsstelle der Caritas in Erftstadt-Lechenich Familien, in denen ein Elternteil psychisch oder suchtkrank ist. Er hatte betroffene Kinder gefragt, was sie sich wünschen. Und manche Antworten machen sehr deutlich, in welchen Nöten die Jungen und Mädchen sind. „Ich wünsche mir, dass Papa die Therapie schafft. Dass er wieder gesund wird.“ „Ich wünsche mir, dass meine Oma es schafft, nicht mehr zu trinken.“

Freiwillig und kostenlos

Das Projekt Phönix bietet Beratung und Hilfe für Familien psychisch oder suchtkranken Elternteilen. Dafür arbeiten die Erziehungs- und Familienberatungsstelle in Erftstadt-Lechenich und die Fachberatungsstelle bei Problemen mit Alkohol und Medikamenten in Kerpen Sindorf zusammen. Träger ist bei beiden die Caritas. Die Beratung in beiden Stellen ist freiwillig, kostenfrei und unabhängig von Religion, Nationalität oder Weltanschauung.

Die Sindorfer Beratungsstelle findet man an der Erftstraße 5. Zu erreichen ist sie unter 02273/5272 oder per E-Mail, Ansprechpartner ist Udo Richartz. Anmeldezeiten: montags bis donnerstags, 9 bis 17 Uhr, freitags 9 bis 13 Uhr.

Die Erziehungsberatung ist in Lechenich an der Schlossstraße 1a untergebracht, 02235/6092. Ansprechpartner sind Volker Heck und Franziska Graw-Czurda. Anmeldezeiten: montags bis freitags, 8.15 bis 12 Uhr, montags bis donnerstags, 13.15 bis 17 Uhr.

Im vergangenen Jahr hatte die Beratungsstelle mit einer größeren Aktion auf ihr Phoenix-Projekt und die Probleme der Familien aufmerksam gemacht. In diesem Jahr fällt die Aktionswoche (vom 14. bis 20. Februar) eine Nummer kleiner aus, es gibt Plakate mit den Kinderwünschen und Online-Veranstaltungen. Dabei ist die Situation der Betroffenen gerade jetzt noch einmal schlechter geworden.

„Für die Kinder ist der Lockdown eine doppelte Belastung. Zum einen leiden sie unter der Krankheit der Eltern, zum anderen fehlen jetzt die Ausweichmöglichkeiten“, sagt Volker Heck. Die Zeit in der Schule, mit Freunden oder im Sportverein sei normalerweise eine kleine Flucht aus der belastenden familiären Situation. Gleichzeitig ständen auch die Eltern unter erhöhtem Druck, weil Arbeitsplätze in Gefahr seien oder sich durch Kurzarbeit oder Homeoffice noch mehr Konfliktpotenzial in den heimischen vier Wänden balle.

Keine dauerhafte Sicherheit für das Projekt

Die Lechenicher Beratungsstelle, die seit 2016 mit der Suchtberatung in Kerpen-Sindorf zusammenarbeitet, sei hochausgelastet. Videoberatungen seien sehr aufwändig, könnten aber das persönliche Gespräch nicht gleichwertig ersetzen. Denn zu Hause vor dem Bildschirm fehle der geschützte Raum der Beratungsstelle, da falle es schwerer, Probleme offen auszusprechen.

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Rund 50 Familien mit mehr als 60 Kindern und Jugendlichen aus dem gesamten Rhein-Erft-Kreis berät die Caritas-Stelle derzeit. Wobei die Helfer auch eigene Sorgen haben. Denn das Projekt Phoenix, das sich speziell an Eltern mit psychischen Erkrankungen und ihre Kinder richtet, hat keine dauerhafte Sicherheit. Für dieses Jahr sei die Finanzierung gesichert, sagt Volker Heck. Wenn sich keine weitere Projektförderung finde, sei die Aufbauarbeit vieler Jahre in Gefahr.

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