„Tiere verenden qualvoll“Keimlinge bringen Pferde auf Hof in Erftstadt in Gefahr

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Diese Pferde auf einer Weide in größerer Entfernung zur Autobahn 553 können gefahrlos grasen.

Diese Pferde auf einer Weide in größerer Entfernung zur Autobahn 553 können gefahrlos grasen.

  • Julia Rösgen leitet das Gut Waldsee und ist in großer Sorge. Keimlinge von Bergahorn machen ihren Tieren zu schaffen.
  • Inzwischen hat sie eine Anwältin eingeschaltet, um die Sache zu klären. „Es geht mir nur darum, dass meine Tiere überleben und dass der ganze Betrieb nicht pleite geht.“

Erftstadt-Bliesheim – Ganz unscheinbar stehen die Sämlinge auf den Weiden, nur das geübte Auge entdeckt die, zwischen den Gräsern ragenden Pflänzchen. Tatsächlich geht von den kleinen Trieben eine tödliche Gefahr aus, wenn sie gefressen werden. „Denn die Keimlinge von Bergahorn verursachen eine atypische Weidemyopathie. Die Tiere verenden qualvoll“, berichtet Julia Rösgen.

Die 38-jährige Pferdewirtschaftsmeisterin leitet Gut Waldsee in zweiter Generation. Der seit mehr als 25 Jahren bestehende Betrieb bietet Schulbetrieb, Zucht, Pensionspferdehaltung, therapeutisches Reiten und gelegentlich auch den Verkauf von Pferden an. Seit zwei Jahren plagt Rösgen sich nun mit den, aus Flugsamen entstandenen Schösslingen.

Sie wehen von Ahornbäumen auf die Pferdeweiden herüber, die sie vom Bliesheimer Mühlenbesitzer Johannes Hemmersbach gepachtet hat. Rösgen und Hemmersbach sehen die Straßenmeisterei Weilerswist in der Pflicht, die Gefahr zu beseitigen. Denn die Bäume stehen am bepflanzten Wall der benachbarten Autobahn 553.

Problem seit zwei Jahren

„Alle Bereiche werden regelmäßig zurückgeschnitten. Nur der Teil entlang unserer Pferdeweiden wird ausgespart. Dabei bieten wir gern an, dass schweres Gerät über die Weiden zur Böschung fahren kann“, betont Hemmersbach.

Rösgen hat schon vor längerem Kontakt mit der Straßenmeisterei aufgenommen, eine gemeinsame Begehung hat stattgefunden. „Doch es passierte nichts“, beklagt sie. Also machte sie sich daran, mit Bekannten die Weiden zu mulchen. „Doch die Wurzeln bleiben im Erdreich. Das Gras, das auf dem Gelände wächst, können wir nicht verfüttern.“ Also müsse sie Futter hinzukaufen.

Rußrindenkrankheit kann auch für Menschen gefährlich sein

Von den Bäumen drohe noch eine weitere Gefahr, erläutert Rösgen. Sie könnten von der Rußrindenkrankheit befallen sein, die auch für Menschen gefährlich ist. Ein Baum in der Nachbarschaft sei schon befallen. Durch die zusätzlichen Arbeitsstunden und den Zukauf von Futter entstand Rösgen bereits ein Schaden von mehreren Tausend Euro.

Sie hat sich an den Landrat gewandt. Eine Reiterin, die bei Rösgen ein Pferd im Pensionsstall untergestellt hat, organisierte eine Unterschriftenaktion. „Der Landrat hat das Veterinäramt eingeschaltet. Es hat bestätigt, dass von den Sämlingen Gefahr ausgeht.“ Doch die Antwort aus Bergheim war ernüchternd. „Der Landrat riet mir, meine Weidewirtschaft anzupassen“, so Rösgen. Doch das gehe nicht. Schuld seien ja nicht ihre Weiden, sondern die Bäume in der Nachbarschaft.

Julia Rösgen zeigt die unscheinbaren Keimlinge, die sie häufig auf den Weiden nahe der Autobahnböschung findet.

Julia Rösgen zeigt die unscheinbaren Keimlinge, die sie häufig auf den Weiden nahe der Autobahnböschung findet.

Rösgen wandte sich an den Landesbetrieb Straßen und forderte die Behörde auf, bis Mitte Mai die Keimlinge zu beseitigen, die Bäume sollten bis Jahresende entfernt werden. Sollte sie die Keimlinge selbst entfernen müssen, werde sie dem Landesbetrieb die Kosten in Rechnung stellen.

Die Behören erteilten alle eine Absage

Die Behörde schickte Rösgen eine schriftliche Absage. Der Landesbetrieb sei verpflichtet „auf die potenzielle natürliche Vegetation zurückzugreifen“, erläuterte Markus Ecken vom Landesbetrieb in seinem Schreiben . So sei der Bergahorn als heimisches Gehölz, das häufig in der freien Natur anzutreffen sei, schon vor Jahrzehnten an der A 553 gepflanzt worden. „Wegen seines tiefen Wurzelsystems ist er gerade zur Befestigung von Straßenböschungen unentbehrlich“, erläutert Ecken. Samenflug und Laubfall müssten von Nachbarn grundsätzlich hingenommen werden.

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Rösgen hat inzwischen eine Anwältin eingeschaltet, um die Sache zu klären. „Es geht mir nur darum, dass meine Tiere überleben und dass der ganze Betrieb nicht pleite geht.“ Allein bei Gut Waldsee und in der näheren Umgebung gebe es rund 100 Pferde, berichtet sie.

„Pferdesport hat inzwischen eine enorme Bedeutung im Kreis, ist ein Wirtschaftsfaktor und Werbeargument für den Freizeitwert der Region“, berichtet Landeigner Johannes Hemmersbach. Der Pferdesportverband Rhein-Erft zählt knapp 30 Mitgliedsvereine und rund 40 Mitgliedsbetriebe mit etlichen Hundert Pferden.

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