Abbau begann im KonzertEvangelische Kirche in Erftstadt bekommt eine neue Orgel

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Mit dem Bauhelm auf dem Kopf spielte Kantor Marc Gornetzki das letzte Stück auf der alten Orgel.

Mit dem Bauhelm auf dem Kopf spielte Kantor Marc Gornetzki das letzte Stück auf der alten Orgel.

Erftstadt-Lechenich – Noch während Kantor Marc Gornetzki mit gelbem Schutzhelm auf dem Kopf das letzte Stück, eine Hymne von Edwin Henry Lemaire, spielte, bauten Orgelbaumeister Hubert Fasen und sein Assistent in der evangelischen Kirche der Versöhnung die ersten großen Pfeifen aus und legten sie auf den Boden neben das Instrument. Es war mehr als bloß ein symbolischer Akt zum Abschiedskonzert von der alten, 1973 gebauten Peter-Orgel. Der Abbau hat damit wirklich begonnen. Am Montag und Dienstag wollen die Orgelbauer die Demontage vollenden.

Auf der Rückwand des Kirchengebäudes war bereits am Samstag auf einer mehrere Meter langen Visualisierung zu sehen, wie die Pfeifen der neuen Orgel aussehen werden, die Anfang des kommenden Jahres aufgebaut werden soll.

Eine Fotowand zeigte, wie das neue Instrument aussehen wird.

Eine Fotowand zeigte, wie das neue Instrument aussehen wird.

Noch einmal spielte Gornetzki, der die Orgel seit mehr als 25 Jahren wie kein Zweiter kennt, seine Lieblingsstücke auf dem Instrument. Es waren Werke von Felix Mendelssohn-Bartholdy, Johann Sebastian Bach und der seltener gehörten Orgelvirtuosen Joseph Rheinberger und Siegfried Karg-Elert, die allesamt aber auch in Variationen und Improvisationen den Choral „Herzlich tut mich verlangen“ bearbeitet haben.

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2463 Orgelpfeifen und 50 Register

Pfarrerin Friederike Schädlich führte die singende Gemeinde durch die Inhalte des Chorals. Von Erneuerung ist dort die Rede, vom rechten Saitenspiel, von den Freuden an der Musikkunst, aber auch von der Hochzeit zur Lobpreisung des Herren. Friederike Schädlich machte ihrer Gemeinde Lust auf die neue Orgel, die nach mehrmonatiger Durststrecke in Sachen Kirchenmusik Anfang des kommenden Jahres montiert werden soll. Neue Register wie das der Celesta, ein Glockenspiel, erwarte die Gemeinde aus der Vermählung zweier Orgeln, und zwar der alten Peter-Orgel und der dazugekauften Speith-Orgel aus einer katholischen Kirche in Lüdinghausen bei Münster.

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Aus der ursprünglichen neobarocken Orgel des Kölner Orgelbauers Willi Peter mit vergleichsweise bescheidenen 14 Registern zur Begleitung des Gemeindegesangs solle so eine Orgel entstehen, an der auch große Werke in allen Klangfarben eines Orchesters zu spielen seien, sagte Kantor Marc Gornetzki. Die Erweiterung von 900 auf 2463 Pfeifen und 50 Register sei mit dem Neubau aus den alten Teilen beider Orgeln verbunden. Zukünftig werde der Spieltisch keinen festen Platz mehr haben, sondern mobil sein, berichtete Gornetzki. Vor dem eigentlichen Orgelbau stünden allerdings Bauarbeiten ab Anfang August in der Kirche an, wie die Montage eines Stahlträgers, auf dem die Orgelpfeifen ruhten.

Während des Konzerts nahmen Orgelbauer die ersten Pfeifen heraus.

Während des Konzerts nahmen Orgelbauer die ersten Pfeifen heraus.

Kirchenmusik ist Schwerpunkt der Gemeinde

Orgelbauer Hubert Fasen verspricht, die neue Orgel werde „ganz anders“ klingen, selbst Lautstärke, Ansprache und Charakter der alten Pfeifen aus der Zinn-Bleilegierung ließen sich noch „in gewissen Grenzen“ bearbeiten. Das sei eben die Kunst der Orgelbauer, sagte Fasen.

Für den Orgelbau plane man 400 000 Euro ein, sagte Pfarrerin Schädlich. Gemeinsam mit der Presbyterin Silvia Teuscher warb sie um Spenden für die neue Orgel. Unter der Überschrift „Ihr Ton macht die Musik“ können Patenschaften für genau bestimmte Pfeifen abgeschlossen werden. Je nach Größe und Dominanz der Pfeife kosten sie zwischen zehn und 500 Euro. Geld, das gut investiert sei, denn die Kirchenmusik habe sich in der 5000 Mitglieder starken Kirchengemeinde Lechenich zu einem Schwerpunkt entwickelt, berichten die Frauen. Aber wirklich Freude habe die 50 Jahre alte Orgel nicht mehr gemacht, zu viele Töne seien in der Vergangenheit ausgefallen, schilderte Gornetzki.

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