Arbeiten im luftdichten ZeltFachfirma entfernt Asbest aus dem Ville-Express

Lesezeit 2 Minuten
Eine Art Zelt wird um den Waggon errichtet. Im Hintergrund sieht man das Gerüst, das noch mit Planen bespannt wird.

Eine Art Zelt wird um den Waggon errichtet. Im Hintergrund sieht man das Gerüst, das noch mit Planen bespannt wird.

Erftstadt-Liblar – Nachdem er monatelang eher notdürftig mit Plastikplanen zugedeckt war, wird nun ein Zelt über den Waggon des früheren Ville-Express gebaut. Seit gut zwei Wochen arbeitet die Firma K & M Dienstleistungs GmbH aus Frankfurt auf dem Gelände an der Liblarer Max-Planck-Straße. Sie entsorgt das Asbest aus dem ausgebrannten Eisenbahnwaggon, der früher als Biergarten ein beliebtes Ausflugsziel war.

Zelt ist luftdicht verschlossen

Yahya Cinar, Polier bei K & M, erklärt, was er und seine fünf Kollegen tun, um den gefährlichen Stoff sicher zu entsorgen. Vor allem im Dach des alten Waggons ist Spritzasbest verarbeitet, der nur schwach gebunden ist und dessen Fasern sich leicht in der Luft verteilen. Werden sie eingeatmet, können sie Krebs verursachen. Deshalb muss der Eisenbahnwagen komplett in einem großen Zelt verschwinden. Darin herrscht Unterdruck – wenn man genau hinschaut, sieht man, dass die Planen leicht nach innen gezogen sind. Am Boden sind die Kanten mit Sand beschwert, damit alles luftdicht verschlossen ist.

Der Asbeststaub wird abgesaugt. Yahya Cinar zeigt einen der beschichteten Säcke, in die der gefährliche Stoff gepackt wird.

Der Asbeststaub wird abgesaugt. Yahya Cinar zeigt einen der beschichteten Säcke, in die der gefährliche Stoff gepackt wird.

Nur durch Schleusen kommen die Arbeiter hinein und hinaus. Eine Materialschleuse sorgt dafür, dass auch keine kontaminierten Arbeitsgeräte ins Freie gelangen. Wer oder was auch immer aus dem Schweißbereich kommt, muss gewaschen beziehungsweise geduscht werden. „Das Wasser wird aufgefangen und extra entsorgt“, sagt Cinar. Hinter der Schleuse arbeiten Männer in Schutzanzügen mit einem großen Industriestaubsauger. Der Staub kommt in Säcke, die innen mit Kunststoff beschichtet sind, die wiederum werden in speziellen Bigbags später abtransportiert.

Zwei Stunden arbeiten, 45 Minuten Pause

„Die Leute arbeiten zwei Stunden, dann haben sie 45 Minuten Pause“, berichtet Cinar. Alle Mitarbeiter würden regelmäßig ärztlich untersucht, sonst dürften sie gar nicht die speziellen Atemschutzgeräte tragen, versichert er. Im Sommer hatte eine Firma im Auftrag der Stadt begonnen, den alten Ville-Express zu zerlegen. Nach eine Beschwerde aus der Bevölkerung hatte die Bezirksregierung Köln die Sanierung allerdings gestoppt.

Ein Zeuge hatte damals berichtet, er habe beobachtet, wie Mitarbeiter der damals beauftragten Firma das Dach des Waggons mit einem Bagger geöffnet haben – ohne jegliche Schutzvorrichtung.

Auch Boden könnte kontaminiert sein

Bis Ende Januar will K & M mit der Entsorgung fertig sein. „Wenn wir die Einhausung abbauen, steht hier nur noch das Stahlgerippe des Waggons“, sagt der Polier. Es sei dann komplett gewaschen und frei von Asbest, so dass es ohne Probleme verschrottet werden könne. Sogar der Erdboden werde anschließend noch gesaugt, damit auf keinen Fall Faserreste zurückbleiben, erklärt Cinar das weitere Vorgehen.

Nur durch eine Scheibe sieht man die Männer in ihren Schutzanzügen. Ständig wird überprüft, ob Unterdruck herrscht.

Nur durch eine Scheibe sieht man die Männer in ihren Schutzanzügen. Ständig wird überprüft, ob Unterdruck herrscht.

Ob der Boden auch kontaminiert ist, wird dann wohl noch mal untersucht. Schließlich war der Waggon wochenlang mit aufgeschlitztem Dach Regen und Wind ausgesetzt.

KStA abonnieren