Corona-Geschichte aus ErftstadtKlopapier kommt auf den Wunschzettel

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Leserin Bärbel Steimel fragt sich, wo all das Toilettenpapier abgeblieben ist. Sie jedenfalls hat keinen Vorrat und lehnt Hamsterkäufe ab.

Leserin Bärbel Steimel fragt sich, wo all das Toilettenpapier abgeblieben ist. Sie jedenfalls hat keinen Vorrat und lehnt Hamsterkäufe ab.

Erftstadt – Wer hätte das gedacht vor einem Jahr, dass der Kauf von Tolettenpapier einem strategischen Masterplan ähnelt? Moment. Schreibt man Tolettenpapier eigentlich so? Oder eher Toilettenpapier? Oder Toillettenpapier? Ist mir jetzt gerade egal, dann nehme ich halt Kloopapier. Aber schreibt man Kloopapier überhaupt mit zwei O?

„Mutter!“, höre ich meine beiden Lehrerinnentöchter quasi. „Das weiß doch inzwischen jedes Kind!“

Kann ja sein. Aber die letzte Rechtschreibreform habe ich wissentlich ignoriert. Und in der Zeit, als ich Kind war, war es unwichtig, wie sich Klopapier schrieb, da war es Luxus, wenn man so was zu Hause hatte. Nach dem Krieg wurde jeder Fetzen Papier entweder zusammengeknüllt und der Herd damit angefeuert oder glatt gestrichen, in Quadrate geschnitten und auf auf einen Nagel auf dem „Häuschen“ gepinnt. Soft oder sogar supersoft kannten wir damals noch nicht.

Mit viel Fantasie auf die Suche gemacht

Aber zurück in die Gegenwart. Ich bräuchte aktuell Klopapier. Will mich aber nicht in die lächerliche Gruppe der Hamsterkäufer einreihen. Sie sind nämlich schon wieder unterwegs. Obwohl sie eigentlich noch Berge von Klopapier zu Hause im Keller haben müssten. Laut Statistik. Von der ersten Welle. Im Frühjahr. Da hatte ich noch genug Klopapier, aber keine Hefe und kein Dinkelmehl mehr. Tausende andere Erftstädter anscheinend auch nicht. Meine Vorräte waren entweder aufgebraucht, schimmelig oder stark abgelaufen. In der Familie war auch nix mehr zu holen, die Freundin hatte das letzte Paket an eine andere Freundin verschenkt, die, so viel ich weiß, überhaupt nicht backen kann.

Ich machte mich also auf die Suche nach Mehl und oder Hefe. Da war Geduld und Fantasie gefragt. Im Internet gab es tolle Tipps und Adressen, wo man das kriegt, was man sucht. Allerdings überwiegend Klopapier. Suchte ich aber gerade nicht.

Zartes Violett, vierlagig, kleine Wölkchen

Ich bin damals extra früh aufgestanden. Alle Läden abgeklappert, in Bäckereien gefragt, Drogeriemärkten usw. Nix. Letzte Adresse: Norma. Nix. Kein Mehl, keine Hefe. Aaaaaaber. Eine einzelne Großpackung Klopapier. Die Luxusvariante. Zartes Violett, vierlagig, kleine Wölkchen drauf. Da musste frau nicht lange überlegen. Ab ins Körbchen und an die Kasse. Glücksgefühle durchrieselten mich in diesen harten Zeiten.

„Isch glaub et nit. Wat will die Alte mit dem janzen Klopapier? Prischkilla Moreen, komma her, dat musste jesehen haben.“ Ich vermutete, dass Priscilla Maureen mir auch gleich im Nacken sitzt. „Sie hätten vielleicht früher aufstehen sollen“, verteidigte ich mich. Hätte ich besser gelassen. Die zwei Kampfmaschinen bauten sich vor mir auf. Die Arme voller Hundefutterdosen. Sind sicher für die drei Bestien, die sich draußen heiser röcheln.

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„Ja. Sorry. Ich war schon bisschen in Panik, weil ich zu Hause nur noch 35 Rollen habe.“ Ich habe die Verblüffung genutzt und bin ab durch die Mitte. Geht doch.

Trotzdem bräuchte ich halt aktuell Klopapier. Wenn ich zu Lidl gehe, mache ich mich zum Gespött aller Wartenden an der Kasse. Sah auch gestern schon ziemlich ausverkauft aus. Meine Nachbarin hortet so ziemlich alles, aber Klopapier zu vergeben hat sie auch nicht.

Idee! Ich werde es an die erste Stelle setzen auf meinem Weihnachtswunschzettel 2020, dann müssen meine Kinder sich Gedanken machen. Ist ja nicht mehr lange bis dahin. Für die Zwischenzeit gibt’s Lösungen.

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