Eingriff in NaturStadt muss bei großen Baugebieten Ausgleich für Grünflächen schaffen

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Am Liblarer Ortsrand nahe der neuen Grillhütte ist als Ausgleichsmaßnahme ein Feld mit jungen Gehölzen und Bäumen bepflanzt worden.

Am Liblarer Ortsrand nahe der neuen Grillhütte ist als Ausgleichsmaßnahme ein Feld mit jungen Gehölzen und Bäumen bepflanzt worden.

Erftstadt-Friesheim – Wo Flächen bebaut werden, muss an anderer Stelle ein Ausgleich für den Eingriff in die Natur geschaffen werden. „So sollen die negativen Folgen gemindert werden“, sagte Jens Hoffesommer. Er ist bei der Stadt Erftstadt Ansprechpartner für Natur- und Artenschutz. Auf Einladung des Umweltnetzwerkes referierte er im Umweltzentrum Friesheimer Busch zum Thema Ausgleichsflächen.

„Ziel ist es, den Zustand der Natur gleichartig oder zumindest gleichwertig wiederherzustellen“, erklärte Hoffesommer. Die wichtigsten Rechtsgrundlagen seien im Bundesnaturschutzgesetz und im Baugesetzbuch verankert. Kommunen seien verpflichtet, Ausgleichsflächen zu schaffen. In Erftstadt werde der städtische Flächenverbrauch zu 100 Prozent ausgeglichen.

„Ohne Acker kein Getreide“

Allerdings habe ein großer Teil der Ausgleichsflächen nicht die Qualität, die der Gesetzgeber fordere. Einige seien schlecht gepflegt, bei fast allen sei Müll ein großes Problem. Wo Waldränder an Äcker stießen, müsse der Übergang mit Büschen und Sträuchern bepflanzt werden „Gelungen ist zum Beispiel die Ortsrandbegrünung südlich von Niederberg“, sagte Hoffesommer.

„Allerdings: Jede Fläche gibt es nur einmal“, betonte er. Wenn beispielsweise ein Gewerbegebiet erschlossen werde, falle nicht nur dieses Areal als Ackerland weg, sondern auch die Ausgleichsfläche.

„Wir müssen aufpassen, sonst haben wir in 50 Jahren hier keine Äcker mehr“, warnte ein Landwirt aus dem Publikum. Doch ohne sie gebe es kein Getreide und damit keine Nahrungsmittel. „Wir müssen künftig auf weniger Fläche höher bauen“, schlug ein Zuhörer vor. Autos sollten in Tiefgaragen verschwinden, das Umfeld der höheren Wohnhäuser müsse mit viel Grün ansprechend gestaltet werden. Ein Teilnehmer regte an, die großen Dächer in den Gewerbegebieten zu begrünen. „Früher haben wir noch Rebhühner auf den Feldwegen aufscheuchen können“, erinnerte sich eine Besucherin an Zeiten, als es noch mehr Feldgehölze gegeben habe.

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Zwei Ökokontoflächen als Ausgleich geplant

In Erftstadt seien derzeit 55 Hektar Ausgleichsfläche in oder an Baugebieten angelegt, berichtete Hoffensommer. Weitere 24 Hektar seien in der freien Landschaft geschaffen worden. Hinzu kämmen etwa 21 Hektar Ökokontoflächen. Das sind Biotope, die vorsorglich angelegt werden. Wenn später Flächen zugebaut werden, kann die Stadt sie damit verrechnen – gewissermaßen abbuchen. Als Beispiel nannte der Fachmann sieben Hektar nördlich des Naturschutzgebiets Friesheimer Busch. Dort hat die Stadt am Rand des Naturschutzgebietes Laubmischwald gepflanzt. Inzwischen sei diese Fläche aber schon zu etwa zwei Dritteln „abgebucht“.

Zum Ausgleich für Baumaßnahmen in den kommenden Jahren seien zwei weitere Ökokontoflächen geplant. „2020 sollen sie umgestaltet werden“, so Hoffesommer. Es werde aber immer schwieriger, Land dafür zu finden. Landwirtschaft, Wohnungsbau, Rohstoffabbau und Gewerbe konkurrierten um die Flächen.

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