Hilfe der Bürger gefragtFragebögen sollen bei Hochwasserkonzept für Erftstadt helfen

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Auch elf Monate nach der Katastrophe ist der Krater, den die Flut am Ortsrand von  Blessem gerissen hat, noch nicht komplett verfüllt. Die  Grube hinten im Bild soll als See erhalten bleiben.

Erftstadt – Der Erftverband will im Einzugsbereich des Flusses 50 neue Rückhaltebecken bauen – ein Projekt, das in den kommenden 20 Jahren rund 100 Millionen Euro verschlingen wird. Dr. Christian Gattke, Abteilungsleiter Flussbewirtschaftung beim Erftverband, nannte die Zahlen bei einer Pressekonferenz im Liblarer Rathaus. Es ging darum, wie Erftstadt und seine Bürger vor Hochwasser geschützt werden können, damit nicht noch einmal eine Katastrophe wie im vergangenen Sommer passiert.

Fragebögen: Hochwasser-Initiative Erftstadt hofft auf Unterstützung

Erftstadts Technischer Beigeordneter Dirk Schulz erläuterte die drei Wege zu mehr Sicherheit: interkommunales Hochwasserkonzept, städtisches Hochwasserkonzept und städtisches Starkregenkonzept. Denn in einigen Stadtteilen waren es nicht die Flüsse und Bäche, die die Keller fluteten, sondern schlicht die Regenmassen.

Genau darauf zielt eine Umfrage ab, die die Hochwasser-Initiative Erftstadt auf die Schiene gesetzt hat. Die Flut sei durch Drohnenaufnahmen bestens dokumentiert, sagte Robert Schmidt: „Aber beim Starkregen klafft ein schwarzes Loch.“ 7000 Fragebögen hat die Initiative, die sich im Dezember gegründet hat, gedruckt. Allerdings gab Ulrich Eckhoff zu: „Mit der Verteilung in den Orten hapert es noch.“ Erst 500 Stück seien ausgefüllt zurückgekommen.

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Wer keinen Fragebogen in den Briefkasten bekommen habe, finde ihn auch auf der Homepage der Initiative. Eckhoff wies zudem darauf hin, dass es auch sinnvoll sei zu melden, wo kein Schaden entstanden sei. Nur so könne man einen Überblick bekommen.

Auf Informationen der Bürger angewiesen

Auf Erkenntnisse aus der Umfrage hofft auch die Stadtverwaltung. „Wir sind darauf angewiesen, Informationen von den Bürgern zu bekommen“, sagte Schulz. Der erste Schritt sei, Fördermittel für das Starkregenkonzept zu akquirieren. Und Büros zu finden, die sich auf Starkregenkonzepte verstehen, wie Jens Hoffesommer, Leiter des städtischen Umweltamtes, sagte.

In Sachen Hochwasserschutz hat sich eine interkommunale Zusammenarbeit ergeben, wie sie laut Gattke einmalig in Deutschland ist. 16 Kommunen und vier Kreise ziehen an einem Strang, nun will auch der Rhein-Kreis Neuss mitmachen. Ziel ist ein Schutzkonzept für das Einzugsgebiet der Erft von der Quelle bis zur Mündung. Das Tempo sei unterschiedlich, sagte Gattke, Bad Münstereifel sei mit Bürgerworkshops vorgeprescht. Und aus Zülpich und Mechernich gebe es zwei Vorschläge, die zügig zu realisieren seien.

Bau der Rückhaltebecken könnte dauern

Der Zülpicher Wassersportsee könne nach dem Vorbild des Neffelsees, ebenfalls auf Zülpicher Stadtgebiet, genutzt werden, um Hochwasser aufzufangen. Nach diesem Prinzip könne auch der Mühlensee in Mechernich-Kommern einen Beitrag zum Schutz vor einer neuen Flut leisten. Mit dem schnellen Bau neuer Rückhaltebecken rechnet man beim Erftverband nicht, denn: „An jedem Standort wird es Widerstand geben“, so Gattke. Deshalb nannte er auch keine der Stellen, die der Verband ausgewählt hat. Ende des Jahres sollend die Pläne durchgerechnet sein. Derzeit unterhält der Erftverband 23 Regenrückhaltebecken.

Der Hochwasser-Initiative geht es vor allem in Erftstadt nicht schnell genug voran. „Ein Jahr nach der Katastrophe hätte ich mehr konkrete Planung erwartet“, sagte Eckhoff. Er drängte darauf, jeden Schritt zu veröffentlichen. Die Stadtverwaltung solle Informationsveranstaltungen in den Ortsteilen abhalten.

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„Wir müssen an der Kommunikation arbeiten“, gestand Schulz zu. Nach den Ferien werde es eine Bürgerinformation geben. Allerdings müsse die Stadt ihr Hochwasserschutzkonzept mit dem interkommunalen abstimmen. „Der Erftverband prüft unsere Vorschläge, ob sie sinnvoll sind und keiner anderen Kommune schaden“, erläuterte Hoffesommer. In jedem Fall werde die Stadt bei neuen Baugebieten strenger auf Überschwemmungsgebiete achten. „Und wir müssen den Starkregen mitdenken.“ Ein Restrisiko bleibe, stellte Christian Gattke klar: „Wir werden es nicht schaffen, etwas zu bauen, sodass sich niemand mehr Sorgen machen muss.“

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