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Explosive Stimmung in der BevölkerungErftstädter kritisieren nach Unwetter die Stadt

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Polizisten Blessem

Polizisten stehen an einer Absperrung vor Erftstadt-Blessem.

Erftstadt-Blessem – Bei vielen Blessemern wächst der Unmut. Sie fühlen sich von der Stadt schlecht informiert. Viele wichtige Nachrichten erführen die Bürger nur auf Umwegen, die Homepage der Stadt sei oft nicht aktuell, was mitgeteilt werde, sei wenig konkret. Jürgen Köllen formuliert es bitter: „Das ist die zweite Katastrophe.“ Er spricht sogar von einer explosiven Stimmung in der Bevölkerung.

Viele Bewohner des Dorfes, das am schwersten von der Hochwasserkatastrophe betroffen ist, haben sich mittlerweile straßenweise bei Facebook organisiert. Seit Tagen kommen die Menschen nicht in ihre Häuser, viele harren seitdem in der Notunterkunft aus, andere sind bei Verwandten oder Freunden untergekommen.

Erftstadt-Blessem: Feuerwehr pumpt trotz Verbots Keller leer

Köllen kritisiert, dass von den ersten Stunden der Katastrophe an die Kommunikation schlecht gewesen sei. Er selbst sei in Bologna im Urlaub gewesen und habe teilweise von dort aus die Nachbarn auf dem Laufenden gehalten. Die hätten ihm berichtet, dass es weder Sirenenalarm noch Lautsprecherdurchsagen gegeben habe.

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Ein anderer Blessemer berichtet von chaotischen Zuständen am Sonntag. Da hätten Kräfte der Feuerwehr aus Wesel bereits begonnen, die ersten Keller leer zu pumpen – obwohl es verboten war und bis heute ist, den Ort zu betreten. Er selbst habe dann Schlüssel der Nachbarhäuser organisiert, um den Helfern die Arbeit zu erleichtern. Die Polizei habe die Feuerwehr auch nicht am Betreten der Gebäude gehindert.

Hochwasser: Erftstädter fühlen sich im Stich gelassen

Die Bürger, die nicht zentral untergebracht seien, hätten bisher vergeblich auf eine Informationsveranstaltung gehofft. Mittlerweile hat Köllen die Stadtverwaltung angeschrieben und nachgefragt, wann die Keller ausgepumpt werden. Außerdem hat er seine Hilfe bei der Koordination angeboten. Die Antwort, dass alle Aspekte abgewogen werden müssten und ein Plan in Bearbeitung sei, stellt ihn nicht zufrieden.

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Köllen übt seinerseits Kritik an schwammigen Formulierungen wie der, die Bürger bekämen Gelegenheit, die Häuser zu betreten und „Hab und Gut zu sichern“: „Was bedeutet das? Schränke, Möbel, Fernseher, oder doch nur Unterwäsche und Klamotten.“

Die Blessemer seien bereit, vieles in Eigeninitiative zu regeln, aber sie fühlten sich im Regen stehen gelassen. Mit diesem Eindruck zumindest sind sie nicht allein. Auch in Kierdorf, das allerdings viel weniger schlimm verwüstet ist, beklagen Menschen, sie fühlten sich vergessen. Sie hätten von der Soforthilfe offiziell nichts erfahren und wüssten gar nicht, ob sie Geld bekämen. Sie wünschten sich einfach Kontakt zur Stadt oder zum Ortsbürgermeister.

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