Kritik am MinisteriumErftstadt wird jetzt doch in Planungen für Blessem einbezogen

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Ein Blick in die Blessemer Kiesgrube zeigt die teils sehr steilen Böschungen in Richtung Autobahn.

Ein Blick in die Blessemer Kiesgrube zeigt die teils sehr steilen Böschungen in Richtung Autobahn.

Erftstadt – Die Entscheidung war nicht nur in der Stadtverwaltung Erftstadt, sondern auch bei vielen Bürgerinnen und Bürgern auf Unverständnis gestoßen: Das Wirtschaftsministerium des Landes hat die Bezirksregierung Arnsberg mit der Koordinierung aller Maßnahmen zur Gefahrenabwehr betraut. Da habe man wohl den Bock zum Gärtner gemacht, kritisierten vor allem Betroffene des Hochwassers. Schließlich war es die Bezirksregierung Arnsberg, die die Kiesgrube dicht am Ortsrand genehmigt hatte. Beim Starkregen im Juli war dann die Erft in die Grube gelaufen und hatte damit die Katastrophe für Blessem ausgelöst.

„Es kann nur gemeinsam und unter Einbeziehung aller Akteure gelingen, die Maßnahmen zur Gefahrenabwehr effektiv und zielführend umzusetzen und darüber hinaus neue Perspektiven für den Bereich Blessem zu schaffen.“ So heißt es jetzt auf eine Anfrage der Redaktion zu den Gründen der Entscheidung aus dem Wirtschaftsministerium. Es sei eigens eine Arbeitsgruppe eingerichtet worden, die die Maßnahmen koordiniere und einvernehmlich abstimme. Darin sei auch Erftstadt vertreten.

Erftstadt: Kritik von Gerd Schiffer sorgt für Irritationen

Gerd Schiffer bestätigt das, schränkt aber ein: „Erst hat die Arbeitsgruppe ohne uns getagt. Erst seit wir interveniert haben, sind wir dabei.“ Der Brühler Beigeordnete, der seit der Flutkatastrophe die Erftstädter Verwaltung unterstützt und das wohl auch noch bis zum Jahresende tun wird, hatte in der vergangenen Woche in der Ratssitzung deutliche Kritik an der Entscheidung des Ministeriums geübt – und dafür viel Beifall von Lokalpolitikern und Bürgern erhalten.

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Das habe für „Irritationen“ gesorgt, sagt Schiffer: „Aber vielleicht war es wie ein Gewitter und hat die Luft gereinigt.“ Er habe am Freitag vergangener Woche mit dem Arnsberger Vizeregierungspräsidenten gesprochen und großes Einvernehmen erzielt. Beide Seiten hätten Verständnis für einander und wollten vertrauensvoll zusammenarbeiten: „Das Wichtigste ist, dass die Arbeiten nicht ins Stocken geraten.“

Das sagt das Wirtschaftsministerium zu seiner Entscheidung

Der Bezirksregierung Arnsberg komme als Bergbehörde im Rahmen der Bergaufsicht qua Gesetz eine wichtige Rolle bei der Lösung der Probleme am Kiestagebau in Blessem zu, begründet das Wirtschaftsministerium seine Entscheidung. Die sei in Übereinstimmung mit der Bezirksregierung Köln, dem Erftverband, dem Geologischen Dienst und dem Umweltministerium getroffen worden: „Auch bei der Stadt verbleiben Aufgaben.“

Die wichtigste dieser verbleibenden Aufgaben sei die Sicherung der Ortslage, sagt Gerd Schiffer. Am Gelände hinter der Blessemer Burg liefen gerade die Arbeiten: „Und die setzen wir fort.“ Der Krater, den das in die Kiesgrube strömende Wasser im Juli gerissen hatte und in dem mehrere Häuser versunken sind, ist teilweise wieder aufgefüllt. Die Abbruchkante wurde mit Böschungen gesichert.

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Auch an der Erft, die mit einem provisorischen Damm von der Kiesgrube ferngehalten wird, sind in diesen Tagen wieder Bagger im Einsatz. Der Erftverband erarbeite den temporären Hochwasserschutz für den Stadtteil Blessem, heißt es aus dem Ministerium für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie: „In intensiver Abstimmung mit der Stadt Erftstadt, der Bezirksregierung Köln sowie der Bergbehörde.“

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