Naturschutz in ErftstadtFaszinierende Artenvielfalt auf früheren Munitionsdepot

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Durch blühende Wiesen streiften die Teilnehmer des Rundgangs.

Erftstadt-Friesheim – Eine Wiese ist eine Wiese? Von wegen. Wer den Blick schweifen lässt auf die grünen Flächen rechts und links des Wegs, erkennt rasch Unterschiede. Zumal, wenn er sie so kundig erklärt bekommt wie bei der Führung, zu der der Naturschutzbund Rhein-Erft (Nabu) Sponsoren, Förderer und Ehrenamtler eingeladen hatte.

Faszinierende Artenvielfalt

Seit mehr als 20 Jahren betreut der Nabu das Gelände des ehemaligen Munitionsdepots. In dieser Zeit hat es sich zu einem Naturschutzgebiet mit faszinierender Artenvielfalt entwickelt. Dass man die alten Strukturen noch erkennt – das Areal war durch Wälle in Kojen unterteilt – ist durchaus kein Nachteil: „Naturschutzgebiet mit Strickmuster“ nennt Dr. Klaus Cölln , Fachmann für Bienen und Wespen, die kleinteiligen Biotope, die so entstanden sind.

Dr. Bernd Arnold führt die Gäste gleich zu Anfang des Rundgangs dorthin, wo die Orchideen blühen. 16 Exemplare hatten die Naturschützer entdeckt, als sie zum ersten Mal Pflanzen hier kartierten. Mittlerweile macht sich keiner mehr die Mühe, die Pflanzen zu zählen, dafür sind es viel zu viele: geflecktes Knabenkraut, übersehenes Knabenkraut und Kreuzungen aus beidem.

Wie bestellt sitzt auf einem Weißdornbusch ein Neuntöter. Er hat in der offenen Buschlandschaft ebenso ein neues Zuhause gefunden wie das Schwarzkehlchen. Aber auch viele Zugvögel rasten hier auf dem Weg in den Süden oder auf dem Rückweg.

Bis aus dem Munitionslager eine abwechslungsreiche Landschaft geworden ist, war viel Arbeit nötig. Geleistet wird sie von Ehrenamtlern, Stiftungen wie die Hit-Umwelt- und Naturschutzstiftung, die Kultur- und Umweltstiftung der Kreissparkasse Köln, die Victor-Rolf-Stiftung und die Heidehof-Stiftung unterstützen das Projekt. Auch das Forstamt Rhein-Sieg-Bonn ist mit im Boot.

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Immer wieder stehen die Naturschützer vor der Entscheidung, einzugreifen oder Dingen ihren Lauf zu lassen. Beispielsweise, wenn der Laich der Kreuzkröte auszutrocknen droht, weil das Wasser in den großen Pfützen verdunstet ist. „Kröten gießen“ nennt es Arnold, wenn in heißen Sommern kanisterweise Wasser hergekarrt wird, um der bedrohten Art zu helfen.

Heidschnucken und Walliser Schwarzhalsziegen helfen den Naturschützern zwar, die Flächen freizuhalten, machen aber gleichzeitig auch viel Arbeit. Warum der Nabu nur Tiere mit Hörnern hält, erklärt Arnold humorig: „Wenn es an die Klauenpflege geht, sind wir froh, wenn das Schaf Henkel hat.“

Was die Helfer angeht, hat der Nabu das gleiche Problem wie fast alle anderen Vereine: Der Nachwuchs fehlt. Jede helfende Hand ist willkommen.

www.nabu-rhein-erft.de

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