Purple Schulz über 35 Jahre auf der Bühne„Wir müssen uns mit Demenz beschäftigen“

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Der Musiker beim Interview im Freibad.

  • Rüdiger „Purple“ Schulz macht mi 63 Jahren immer noch Musik.
  • Wir haben ihn im Freibad getroffen und über seine Lieder und das anstehende Konzert gesprochen.

Mit 63 steht er immer noch gern auf der Bühne und wirkt immer noch jugendlich. Die Musik ist für Rüdiger „Purple“ Schulz ein Lebensbegleiter. Mit „Sehnsucht“, „Verliebte Jungs“ oder „Kleine Seen“ landete er in den 1980ern Hits, stand ganz oben in den Hitparaden. Mittlerweile singt er auch andere Lieder. Kathrin Höhne traf ihn im Freibad Kierdorf.

Herr Schulz, Sie stehen gleich hier im Kierdorfer Freibad auf der Bühne, würden Sie nicht lieber schwimmen gehen?

Nein, dafür ist es mir doch nicht warm genug. Aber ich freue mich sehr, dass ich hier bin. Weil ich endlich mal wieder um die Ecke von zu Hause spielen kann, denn wir sind ja derzeit viel unterwegs. Da kommen jedes Wochenende rund 1400 Kilometer zusammen. Insofern ist es richtig schön, an einem Montag dieses Freibad kennenzulernen.

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Das heißt, Sie sind zum ersten Mal hier?

Ja, es ist der erste Auftritt hier. Aber ich habe jetzt nicht vor, eine Freibadtournee zu starten (lacht). Doch ich bin sehr beeindruckt, was hier alles ehrenamtlich geleistet wird. Und das bei einem eher komplizierten Projekt. Dass das alles in Eigeninitiative gestemmt wird, finde ich großartig.

Mit ihrem aktuellen Album „Nach wie vor“ bieten Sie ein Stück Musikgeschichte.

Ich habe mir dafür die Songs aus meinen 35 Bühnenjahren ausgesucht, die mir „nach wie vor“ am Herzen liegen. Und das sind, abgesehen von „Sehnsucht“ und „Kleine Seen“ viele Songs, die kaum oder gar nicht im Radio gelaufen sind. „Sehnsucht“ wird dieses Jahr übrigens 35 Jahre alt und hat für mich in all der Zeit nichts an Strahlkraft verloren. Ich glaube, die neue Version ist sogar die intensivste, die ich je davon aufgenommen habe. Aber es gibt auch zwei neue Songs auf dem Album und mit „ Bis ans Ende meiner Lieder“ erstmals eine Coverversion eines Udo Jürgens Songs.

Was kann Ihre Musik auch 2019 bewirken?

Ich kann Themen angehen, über die im Pop sonst nicht gesungen wird und Menschen für Dinge sensibilisieren. Vor ein paar Tagen bekam ich ein wunderschönes Kompliment von einem Zuschauer, der mir sagte, das Konzert sei einer der wichtigsten Tage seines Lebens gewesen, weil er sich erstmals richtig verstanden gefühlt habe. Bei meinen Konzerten erfahre ich sehr viel von meinem Publikum, aber man muss heute natürlich auch Videos machen, denn nur über die Musik wird man als Künstler mittlerweile kaum noch wahrgenommen. Zum Glück habe ich auch einen Sohn, der Filmemacher ist. In meiner Familie sind die Talente ganz gut verteilt (lacht).

Sie beschäftigen sich auch mit den Themen Demenz und Alzheimer, unter anderem in dem Video zum Song „Fragezeichen“. Warum ist Ihnen das wichtig?

Als ich 2012 „Fragezeichen“ veröffentlicht habe, waren Demenz und Alzheimer noch kein Thema in der öffentlichen Wahrnehmung, obwohl ich fast niemanden kannte, in dessen Familie es nicht einen Fall von Demenz gab. Mein Vater hatte Parkinson und das ging bei ihm mit einer starken Demenz einher. Ich konnte sehr genau beobachten, was da mit ihm passiert und daraus wurde dieser Song, den ich 2012 auf dem Kongress der Alzheimer-Gesellschaft in Hanau gespielt habe. Nach dem letzten Ton war da erstmal Totenstille, aber dann gab es einen unglaublichen Applaus. Da haben wir den Plan gefasst, dieses Video zu drehen, das einen Einblick in die Gefühlswelt betroffener Patienten gibt. Es ist schön, dass es jetzt als Schulungsvideo läuft und jungen Leuten in der Ausbildung gezeigt wird. In einer immer älter werdenden Gesellschaft müssen wir uns einfach damit auseinandersetzen.

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