Zehn Jahre ArbeitRalf Kreiner stellt sein Buch zur Geschichte der Gymnicher Mühle vor

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Historische Fotos aus dem Besitz der Müllerstochter Mechthild Kalscheuer zeigen die Veränderung der Mühle in der Mitte des vergangenen Jahrhunderts.

Historische Fotos aus dem Besitz der Müllerstochter Mechthild Kalscheuer zeigen die Veränderung der Mühle in der Mitte des vergangenen Jahrhunderts.

  • Zehn Jahre lang hat Ralf Kreiner in Archiven die Geschichte der Gymnicher Mühle recherchiert
  • Er hat dabei viele interessante Dinge herausgefunden
  • Diese finden sich, zusammen mit beeindruckenden Bildern, in seinem neuen Buch

Erftstadt-Gymnich – Eine Fundgrube für all jene, deren Herzen für die Mühlen an der Erft brennen, stellte der Historiker Ralf Kreiner passend zum Deutschen Mühlentag am Pfingstmontag vor. In seinem Buch „Die Gymnicher Mühle – 700 Jahre Mühlengeschichte an der Erft“ arbeitete Kreiner exemplarisch für die Mühlen an der Erft die Geschichte der Gymnicher Mühle auf.

Den Auftrag zum Buch habe das Rheinische Mühlen-Dokumentationszentrum vom Mühlenverband Rhein-Erft-Rur schon bald nach dem Kauf der verfallenden Gymnicher Mühle im Jahr 2006 bekommen, berichtete Ralf Kreiner im heutigen Museum der Mühle „Km 51 – Das Erftmuseum“, im früheren Heuschober. Außer dem fünfbändigen Urkundenbuch zur Geschichte der Stadt Erftstadt von Hanna und Karl Stommel habe er allerdings zunächst so gut wie keine Literatur gefunden. Und seien die Informationsfahnen für die Besucher der Mühle zwar schnell entstanden, so habe er mehr als zehn Jahre an der Rekonstruktion vieler Informationen gearbeitet, schilderte Kreiner.

Viele Archive durchforstet

Dazu habe er in zahlreichen Archiven des Rheinlandes nach Quellen zur Gymnicher Mühle gesucht, berichtete der Historiker. Zum Glück sei die Mühle immer in Adelsbesitz gewesen, in Adelsarchiven und denen der Schlösser Gracht und Gymnich sei er fündig geworden. Ebenso im Landesarchiv Nordrhein-Westfalen, in historischen Archiven der Stadt Köln und des Erzbistums sowie in vielen weiteren Archiven.

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Im reich bebilderten Buch zeigt Kreiner die Früchte seiner Spurensuche. Da finden sich die Reproduktionen von Originalquellen, wie die der ersten Erwähnung der Mühle in einer Urkunde des Kölner Stiftes St. Georg aus dem Jahr 1315. Auf lateinisch wird sie in der letzten Zeile inmitten einer Auflistung zum Kauf von Ackerland als „Mühle im Feld bei Hermann, genannt Kreytz“, also neben dem Grundstück eines Mannes namens Kreytz, bezeichnet.

Tolle Bilder und historische Aufnahmen

Urkunden mit Siegel erzählen von dem Verkauf der Mühle, die von der Ritterfamilie von Bachem an die Herren von Gymnich überging. Für 800 Mark Silber habe die Mühle 1359 die Besitzer gewechselt, erzählte Kreiner bei der Buchpräsentation. Die Mark damals habe nur wenig mit der uns noch bekannten deutschen Mark zu tun gehabt, sie beschrieb vielmehr das Maß eines halben Pfundes Silber. Ein dicker, zehn Kilogramm schwerer Sack gediegenen Silbers habe damals die Besitzer gewechselt und beschreibe den hohen Wert der damaligen Mühle, die die Herren von Gymnich und deren Nachkommen bis ins Jahr 2005 besessen hätten. Prächtig bebildert ist das Buch mit Fotos aus dem Archiv des Mühlen-Dokumentationszentrums und historischen Aufnahmen aus dem Privatbesitz von Mechthild Kalscheuer.

Sie ist die Tochter des Ackerwirts Johann Kalscheuer und seiner Frau Maria, eine Familie, die die Mühle 70 Jahre lang bis 1948 betrieben hatte. Mitte der 1950er Jahre wurde die Mühlentechnik dann endgültig ausgebaut.

Buch-Torte als Dankeschön

Der Schilderung, wie die Mühlentechnik im Detail ausgesehen hat, gilt im Buch ein ganzes Kapitel. Der Mühlenbauer Rüdiger Hagen hat dazu 2014 Zeichnungen gefertigt, die in Schnitten die Mal- und Ölmühle der Gymnicher Mühle um 1880 vor und nach Modernisierungen zeigen. Anhand von Öffnungen im Mauerwerk des Gebäudes habe der erfahrene Mühlenbauer exakte Rückschlüsse auf die verwendete Technik, auf Räder, Wellen, Sichter und Winden ziehen können, erläuterte Ralf Kreiner.

Ein Kapitel widmet der Historiker auch der Verlegung der Mühle im 16. Jahrhundert. Die in alten Dokumenten häufig verwendete Flurbezeichnung „An der alten Mühle“ sei ein Indiz dafür, dass sich die Mühle nicht immer an der heutigen Stelle befunden habe. Wo aber dann? „Da bin ich lange auf dem Holzweg gewesen“, sagte Kreiner. So lange, bis er auf eine entscheidende Urkunde in einem Verwaltungsarchiv gestoßen sei. Wahrscheinlich sei die Mühle zwei Kilometer weiter den Erftverlauf hoch, östlich von Gymnich gelegen, dort, wo heute die Autobahn 61 entlang führe.

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Als bedeutendes Werk würdigte Gabriele Mohr die Arbeit des Historikers. Die archivarische Überlieferung habe nicht allein einen dichten Aufschluss über die Gymnicher Mühle, sondern zur rheinischen Mühlenkultur überhaupt ergeben. Das Backteam der Mühle schenkte dem Autor sein Buch als kunstvoll gestaltete Torte.

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