Frechener Politiker sind entsetztTerrassenfreibad muss wohl für zwei Jahre schließen

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Die Kosten für die Sanierung des Terrassenfreibads sind explodiert.

Die Kosten für die Sanierung des Terrassenfreibads sind explodiert.

Frechen – Hans Günter Eilenberger (SPD) spricht von einem „fatalen Kostensprung“, Dirk Whrel (Perspektive für Frechen) von einer „völlig unerwarteten Hiobsbotschaft“. Dass die Sanierung des Frechener Terrassenfreibads wie berichtet mit 8,3 Millionen Euro mehr als dreimal so teuer wird wie geplant, traf die Politiker wie ein Schlag.

Uwe Tietz (SPD), der Vorsitzende des Freizeit- und Bäderausschusses, hat eine Chronologie der Ereignisse zusammengestellt: Ein Sanierungsbedarf war erstmals 2008 in einem Gutachten festgestellt worden. 2017 wurden die Probleme konkreter. Die Kostenschätzung damals: rund 950.000 Euro.

Terassenfreibad ist „das Aushängeschild von Frechen“

Dass man nun bei über acht Millionen Euro gelandet ist, gibt den Sozialdemokraten zu denken. Sie fühlen sich von der Stadtverwaltung schlecht informiert und teils hingehalten: „Wir hatten immer ein mulmiges Gefühl, die Zahlen waren nie transparent“, klagen Tietz und Eilenberger. Nun müssten eine Expertise und ungeschönte, genaue Zahlen auf den Tisch.

Eilenberger setzt dabei auf den Technischen Beigeordneten Robert Lehmann, der Anfang 2020 seinen Dienst im Frechener Rathaus angetreten hat: „Er leistet gute Arbeit, hat aber mit vielen Altlasten zu kämpfen.“ Die SPD will trotz des Kostensprungs an der Sanierung des Freibads festhalten: „Es ist das Aushängeschild von Frechen und für manche sogar das Wohnzimmer“, so Eilenberger: „Das Bad muss erhalten bleiben.“ Hoffnung mache ihm, dass am Dienstag eine Nachricht des Kämmerers bei den Fraktionen eintraf, in der von unerwartet hohen Gewerbesteuereinnahmen die Rede war. Das verschaffe der Stadt mehr finanziellen Spielraum.

„Perspektive für Frechen“ ist sauer

Die Kostenexplosion im Freibad resultiert daraus, dass neben den Schwimmbecken und den Umkleiden nun auch die Technik erneuert werden muss. Dazu gehören unter anderem sämtliche Rohre. Zudem muss eine Wasseraufbereitungsanlage installiert werden, um die geltenden DIN-Normen zu erfüllen.

Die Wählergemeinschaft „Perspektive für Frechen“ bringt das auf die Palme. Sie erinnert daran, dass sie 2019 beantragt hatte, statt einer Sanierung der Schwimmbecken mit Folie oder Fliesen auch eine Edelstahl-Variante zu prüfen. Die Verwaltung habe dies damals kategorisch ausgeschlossen, mit dem Hinweis darauf, dass dann die Schwimmbadtechnik vollständig ausgetauscht werden müsse. „Auf meine ausdrückliche Nachfrage hin hat die Verwaltung damals ausgeführt, dass die Technik in einem guten Zustand sei und bei der Variante mit Fliesen oder Folie nicht erneuert werden müsse“, erläutert Dirk Wrhel.

Schwimmer sollten auf „die heimische Badewanne ausweichen“

„Nach meiner Einschätzung handelt es sich um einen beispiellosen Vorgang, der auch die Frage nach Verantwortlichkeiten in der Verwaltung aufwirft“, so Dieter Zander, der Fraktionsvorsitzende der Perspektive.

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Vermutlich wird das Freibad für die umfangreichen Sanierungen für zwei Jahre schließen müssen. Wegen eines Fliesenschadens steht auch noch nicht fest, wann das Sportbecken im Hallenbad wieder genutzt werden kann. Für Schwimminteressierte sei das ein absolutes Dilemma, so Zander: „Die verlässlichste Lösung stellt da zweifellos das Ausweichen auf die heimische Badewanne dar.“

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