Bürgermeisteramt in FrechenCarsten Peters (SPD) will Susanne Stupp (CDU) ablösen

Lesezeit 5 Minuten
Peters_Stupp

Beide sind auf dem Weg ins Rathaus, doch nur einer wird auf dem Bürgermeisterstuhl Platz nehmen können.

  • Wie in vier weiteren Städten des Rhein-Erft-Kreises steht auch in Frechen am 27. September die Stichwahl um das Bürgermeisteramt an.
  • Zur Wahl stehen Amtsinhaberin Susanne Stupp (CDU) und Herausforderer Carsten Peters (SPD).
  • Doch welche Posititionen haben die beiden zu wichtigen Fragen der Stadt – zur Schullandschaft, zum Wohnungsbau, zum Einzelhandel und zur wirtschaftlichen Zukunft? Ein Gespräch.

Frechen – Susanne Stupp (CDU) und Carsten Peters (SPD) gehen am Sonntag, 27. September, in die Stichwahl um das Amt des Frechener Bürgermeisters.

Die Schullandschaft

Die Stadt Frechen wird weiter wachsen – darin sind sich beide Kandidaten einig. „Am Ende des Jahrzehnts haben wir wahrscheinlich 60.000 bis 67.000 Einwohner“, prophezeit Carsten Peters. Deswegen benötige man auch neue Schulen. Für die Realschule ist ein Neubau mit Platz für acht Klassenzüge geplant.

„Es ist aber gut möglich, dass wir auch noch eine vierte weiterführende Schule brauchen“, sagt Susanne Stupp. Dem Gedanken, dann noch einmal den Versuch zur Gründung einer Gesamtschule zu starten, will sie sich nicht verschließen: „Das wird vom Elternwillen abhängen.“

Alles zum Thema RWE

Peters sieht es ähnlich. Aus seiner Sicht sind handwerkliche Fehler gemacht worden, als die Gründung einer Gesamtschule 2016 beim ersten Versuch mangels Anmeldungen scheiterte. „Damals befürchteten viele, dass die Hauptschule geopfert werden soll“, sagt Peters. Bei einem neuen Anlauf müsse man sich besser abstimmen und die Kommunikation verbessern.

Die Innenstadt

31 Läden stehen derzeit in der Frechener Fußgängerzone leer. Susanne Stupp verweist auf ein Sofortprogramm des Landes, aus dem die Stadt Frechen Fördermittel beantragt habe. Beabsichtigt ist, dass die Stadt in Abstimmung mit den Eigentümern mit Hilfe des Fördergelds leerstehende Geschäfte anmieten und an interessierte Geschäftsleute weitervermieten kann.

Stichwahlen in fünf Städten und um das Landratsamt

Noch ist die Kommunalwahl nicht gelaufen. In fünf Städten des Kreises stehen am Sonntag, 27. September, Stichwahlen an. In Brühl, Frechen, Kerpen, Pulheim und Erftstadt entscheiden die Wählerinnen und Wähler, wer Bürgermeister wird, da hier im ersten Durchgang am 13. September keiner der Kandidaten die absolute Mehrheit erreichen konnte.

Da auch das Rennen um die Nachfolge von Landrat Michael Kreuzberg noch nicht entschieden ist, sind nicht nur in diesen fünf Städten, sondern in allen Kommunen des Kreises die Wahlberechtigten ein weiteres Mal aufgefordert, an die Urne zu gehen. (dv)

So bekommen die Unternehmen Starthilfe, weil die Miete anfangs nicht so hoch ist. „Wir haben alle Eigentümer angeschrieben, die Resonanz war jedoch verhalten“, sagt Susanne Stupp.

Carsten Peters verweist darauf, dass einige der Gebäude Investment- oder Immobilienfonds gehörten, die ihren Sitz teils in Übersee hätten. An diese Eigentümer sei schwer heranzukommen.

Peters wünscht sich für die Zukunft zwei oder drei Ankermieter, die dann weitere Geschäfte nach sich ziehen: „Ein Elektronik-Fachgeschäft wäre gut, das fehlt in Frechen.“

Die Corona -Krise

Zu Beginn der Pandemie habe die Stadt manche schmerzhafte Entscheidung treffen müssen, sagt Susanne Stupp. „Wir haben aber einiges getan, um die Bürger und die Geschäftsleute zu unterstützen.“

So habe die Stadt beispielsweise die Online-Plattform „Frechen handelt“ ins Leben gerufen, auf der Unternehmen ihre Liefer- und Service-Dienstleistungen anbieten könnten. Für Carsten Peters ist es in solchen Krisensituationen besonders wichtig, die Informationen so schnell wie möglich weiterzugeben. Teilweise hätten die Bürger den Überblick über die Corona-Regelungen verloren.

Der Strukturwandel

Konkrete Folgen des Strukturwandels wird die Stadt schon 2022 zu spüren bekommen, wenn die Brikettierung in der RWE-Fabrik Wachtberg endet. „Wir setzen auf das Handwerk und die Ansiedlung von mittelständischen Unternehmen“, sagt Susanne Stupp. Dazu gebe es auch einstimmige Beschlüsse. Ein Beispiel ist das geplante Handwerker-Innovationszentrum auf dem Gelände der RWE-Hauptwerkstatt in Grefrath.

„Die Wirtschaftsflächen am Wachtberg und in Grefrath bleiben ja grundsätzlich erhalten“, meint Peters. Er ist optimistisch, dass RWE dort schnell neue Nutzungen findet. „Grundsätzlich ist es dringend erforderlich, mehr mit anderen Städten zusammenzuarbeiten“, sagt der SPD-Kandidat.

Bezahlbarer Wohnraum

„In der Vergangenheit haben wir zu sehr auf teure Eigentumswohnungen und Einfamilienhäuser gesetzt“, meint Peters. Der soziale Wohnungsbau sei jahrzehntelang vernachlässigt worden. Ihm schweben keine Hochhaussiedlungen vor, sondern Mischgebiete mit geförderten und nicht geförderten Wohnungen.

Für ihn habe das Thema hohe Priorität. Auch für Senioren müssten passende Wohnungen geschaffen werden, vor allem in der Nähe der Innenstadt. „Frechen wird irgendwann unbezahlbar“, warnt Peters. Dies müsse man verhindern.

Zur Person

Seit 2015 ist Susanne Stupp (CDU) Bürgermeisterin der Stadt Frechen. Die 51-Jährige hat Politische Wissenschaften, Germanistik und Geschichte studiert.

Es folgten verschiedene berufliche Stationen in Politik und freier Wirtschaft. 1994 zog sie erstmals in den Stadtrat ein.

Von 1999 bis 2015 war sie Fraktionsvorsitzende. Zudem war sie lange CDU-Parteichefin Sie ist verwitwet und hat keine Kinder. (rtz)

Susanne Stupp sieht es ähnlich. Sie will allerdings auch den Wohnungsbau in den Stadtteilen stärken: „Ältere Menschen, die beispielsweise in Habbelrath leben, tun sich oft schwer damit, den Ort zu verlassen und in die Innenstadt zu ziehen.“

Zudem will sie sich gegen die Stigmatisierung von Menschen einsetzen, die in geförderten Wohnungen leben. Stupp: „Ich bin im sozialen Wohnungsbau groß geworden. Man kann dann sogar Bürgermeisterin werden.“

Das Rathaus

Sollte er Bürgermeister werden, will Carsten Peters den Service-Gedanken in der Stadtverwaltung stärken. Er sieht sich selbst als „Kümmerer“, der den Bürgern bei ihren konkreten Anliegen schnell helfen will.

Zur Person

Der 53-jährige SPD-Kandidat Carsten Peters stammt aus Niedersachsen. In Frechen lebt er seit 2000. Er ist Diplom-Chemiker, arbeitet als Abteilungsleiter bei einem Tochterunternehmen der Deutschen Post.

Zur Politik kam er über eine Bürgerinitiative. Von 2008 bis 2010 war er SPD-Vorsitzender, seit 2018 bekleidet er dieses Amt erneut.

Dem Stadtrat gehört er seit 2014 an. Er ist verheiratet und kinderlos. (rtz)

Im Rathaus wolle er eine zentrale Anlaufstelle für die Bürger schaffen, von der aus dann der zuständige Sachbearbeiter direkt informiert werde. So könne man vermeiden, dass die Bürger von einer Abteilung zur nächsten geschickt würden.

„Es gibt natürlich immer Luft nach oben“, sagt Susanne Stupp. An berechtigter Kritik könne man wachsen. Es gebe aber auch unberechtigte Vorwürfe. Dann gelte es auch, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadtverwaltung in Schutz zu nehmen.

Das könnte Sie auch interessieren:

Zudem seien manche Service-Angebote in der Vergangenheit schlecht angenommen worden, beispielsweise die Behörden-Nummer 115.

Besonderheit am Stichwahltag

In Frechen gibt es am 27. September eine Besonderheit: Im Wahlbezirk 18 (Bachem) wird die Stadtratswahl nachgeholt, weil der Kandidat der Piraten kurz vor dem ersten Wahltermin gestorben ist. Als Ersatzkandidaten haben die Piraten Mohamed El-Ali nominiert.

KStA abonnieren