Prozess in KölnMitarbeiter der Frechener Verwaltung verhaftet – Korruptionsverdacht

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Zwei Geschäftsführer einer Hürther Sicherheitsfirma stehen vor Gericht.

Zwei Geschäftsführer einer Hürther Sicherheitsfirma stehen vor Gericht.

Frechen/Hürth – Wegen des Vorwurfs der Bestechlichkeit sind zwei Mitarbeiter der Stadtverwaltung Frechen am Dienstag festgenommen worden. Einer ist Abteilungsleiter im Amt für Wohnen und Soziales, der andere ist Hausmeister an einer Schule. Die Festnahmen stehen im Zusammenhang eines derzeit laufenden Prozesses am Landgericht Köln.

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Angeklagt sind zwei Betreiber der Hürther Sicherheitsfirma BSS wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung und Korruption. Die Angeklagten sollen zwischen 2011 und 2018 als Arbeitgeber in mehreren Hundert Fällen Sozialversicherungsbeiträge nicht abgeführt und tatsächliche Beschäftigungsverhältnisse verschleiert haben und so das Finanzamt um mehrere Millionen Euro betrogen haben. Den Angeklagten wird vorgeworfen den jetzt festgenommenen städtischen Abteilungsleiter mit Bargeldzahlungen bestochen haben. Im Gegenzug soll der Mitarbeiter den Angeklagten lukrative Aufträge für Catering-Versorgung und Bewachung von Flüchtlingsheimen zugeschustert haben.

Ein Auftrag für den Objektschutz eines Flüchtlingsheimes gilt in der Branche als sehr lukrativ. Dabei werden meist Jahresverträge abgeschlossen. Ein Insider: „Bei einer Rundumbewachung von 24 Stunden mit zwei Personen kommen im Jahr schnell zwischen 360 000 und 380 000 Euro zusammen. Da sind 4000 bis 5000 Euro an »Vermittlungsprovision« schon mal drin.“ Der Abteilungsleiter wurde wie auch der Hausmeister am frühen Dienstagmorgen zu Hause festgenommen.

Büros durchsucht

Der Hausmeister arbeitet erst seit etwa zwei Jahren als städtischer Mitarbeiter. Zuvor war er als Subunternehmer für die Hürther Sicherheitsfirma tätig. Nach den Festnahmen wurden die Wohnungen der beiden Männer sowie zwei Büros in der Stadtverwaltung von den Ermittlern durchsucht. Die Stadtverwaltung bestätigte die Durchsuchungen im Rathaus. Bereits Anfang März vergangenen Jahres, nachdem die Fahnder die beiden Hürther Firmenchefs festgenommen hatten, war das Büro des Abteilungsleiters im Frechener Rathaus und dessen Privatwohnung durchsucht worden.

Staatsanwalt René Seppi erklärte damals, dass ein Anfangsverdacht gegen den Mitarbeiter bestehe, Geld im Zusammenhang mit der Vergabe von Aufträgen angenommen zu haben. Gestern erklärte Seppi auf Anfrage: „Es besteht vorrangig der Verdacht von Korruptionsdelikten sowie der Untreue zum Nachteil der Stadt Frechen. Gegenstand der Ermittlungen sind sechsstellige Beträge.“ Gestern ging der Prozess vor dem Landgericht weiter. Hier wurden weitere Einzelheiten aus ausgewerteten Telefonaufzeichnungen bekannt.

Die Staatsanwaltschaft sprach von einer „Bombe“, die den laufenden Prozess vorm Landgericht Köln um zwei Geschäftsführer einer Hürther Security-Firma und einen Subunternehmer erschüttere. Denn die Auswertung eines Handys habe ergeben, dass die Angeklagten einen Mitarbeiter der Stadt Frechen mit weitaus höheren Geldbeträgen bestochen haben sollen als bisher angenommen. WhatsApp-Nachrichten, die auf dem Handy eines Beschuldigten entdeckt wurden, legten laut Staatsanwaltschaft nahe, dass der Leiter der Abteilung Soziales und Wohnen der Stadt Frechen „Beträge mit großem Ausmaß“ erhalten haben soll, um Aufträge für die Bewachung von Flüchtlingsheimen an die beiden Hauptangeklagten zu vergeben. Der Arbeitsplatz des Mitarbeiters im Amt für Familie, Wohnen und Soziales wurde durchsucht, so auch seine Wohnung.

Auch werde in dem Chat-Verlauf ein möglicher Schaden von 320 000 Euro beziffert, den die Stadt Frechen als Ausfallhonorar bezahlt haben soll. Das besagte Handy gehörte dem zweiten Mitarbeiter (Hausmeister), das die neuen Informationen lieferte. Die Ermittlungen gegen diese beiden Beschuldigten laufen parallel zum derzeitigen Strafprozess vorm Landgericht. Die Verteidiger befürchten daher weitere „Überraschungen.“  

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