BauarbeitenFreigabe der Ortsumgehung Hermülheim wohl erst 2020

Lesezeit 4 Minuten
Die Pfeiler der neuen Brücke über die künftige Ortsumgehung ragen an der Hans-Böckler-Straße aus dem Boden.

Die Pfeiler der neuen Brücke über die künftige Ortsumgehung ragen an der Hans-Böckler-Straße aus dem Boden.

Hürth – Noch ist kein Quadratmeter Fahrbahn asphaltiert, doch die Bauarbeiten zur Ortsumgehungsstraße Hermülheim hinterlassen bereits deutliche Spuren im Stadtgebiet. An mehreren Stellen entlang der künftigen Trasse wird gebaggert, verschalt und betoniert.

Das erste Regenrückhaltebecken im Gewerbegebiet Kalscheuren, wo die Bauarbeiten im November 2015 mit dem feierlichen ersten Spatenstich begonnen haben, ist fertiggestellt. Ein paar hundert Meter entfernt umkurven Autofahrer das wachsende Fundament einer Brücke, über die die Hans-Böckler-Straße künftig die tiefergelegte Umgehungsstraße queren wird. Auch an neuen Brücken über die HGK-Gleise in Hermülheim, an Lärmschutzwänden für die Blumensiedlung und an weiteren Rückhaltebecken wird gearbeitet.

Zahlen und Fakten

Halbiert werden soll der Verkehr in der Ortsdurchfahrt Hermülheim ab 2020 durch die neue Umgehungsstraße (B 265n). Ohne Umgehung wären es dort nach einer Prognose für das Jahr 2025 pro Tag 22.100 Autos, mit Umgehung 10.600. Auf dem Neubauabschnitt der Trasse werden 25 400 Autos am Tag erwartet, auf dem Ausbauabschnitt an der Luxemburger Straße in Efferen 36.700 Autos.

Alles zum Thema Häfen und Güterverkehr Köln

Die Strecke der Umgehungsstraße beträgt gut 5,4 Kilometer, davon entfallen 3,8 Kilometer die neue Trasse.

Die Gesamtkosten liegen bei 44,6 Millionen Euro, davon trägt der Bund 41,9 Millionen, das Land 1,9 Millionen und Hürth 830.000 Euro. Außerdem muss die Stadt eine Million Euro für die gewünschte Anbindung der Robert-Bosch-Straße selbst tragen. (aen)

Die Arbeiten sind inzwischen in Verzug geraten, sodass die Straße nach Angaben von Werner Engels, Projektleiter für den Bau der Ortsumgehung beim Landesbetrieb Straßen NRW, nicht wie ursprünglich geplant im April 2019, sondern wohl erst Ende 2019/Anfang 2020 fertiggestellt werden kann. Bei einer so großen Baustelle sei immer mit Verzögerungen zu rechnen. So habe es sich an mehreren Stellen als schwierig erwiesen, an die benötigten Grundstücke zu kommen. Einigen sich Eigentümer und Landesbetrieb nicht, dann muss der Rechtsweg eingeschlagen werden. Die Bezirksregierung entscheidet durch Beschluss über eine „Besitzeinweisung“, eine Art Enteignung gegen Entschädigung. „Das kostet Zeit“, so Engels.

Altlasten im Boden

Nicht eingeplant war auch die Sperrung des Bahnübergangs an der Ursulastraße. Ursprünglich sollte die Hans-Böckler-Straße für den Brückenbau zeitweilig voll gesperrt werden. Doch das war nicht mehr möglich, weil das Gewerbegebiet Kalscheuren dann vom Verkehr abgeschnitten gewesen wäre. „Damit das Chaos nicht noch größer wird, haben wir eine Umfahrung über das Gelände von Action Concept geführt“, so der Projektleiter. „Action Concept und Remagen haben dankenswerterweise mitgezogen.“

Als problematisch erwiesen sich in diesem Bereich auch Altlasten im Boden, die von einer alten Bauschuttdeponie stammen. Damit hatten die Planer nicht gerechnet. Zum Zeitverzug kommen noch Mehrkosten: Rund eine Million Euro kostet die Entsorgung nach Angaben von Engels.

Eine historische „Altlast“ wurde unterdessen zwischen dem Kreisverkehr an der Bonnstraße und den HGK-Gleisen freigelegt. Dort verlief eine fast 2000 Jahre alte römische Wasserleitung in drei Metern Tiefe quer über die gesamte Breite der Trasse der Ortsumgehung. Archäologen und Denkmalschützer haben die 45 Meter breite Leitung in 23 Scheiben zerschnitten und zur Konservierung abtransportiert. Teile davon sollen wieder am Fundort aufgestellt werden. Im Abschnitt Bonnstraße haben die Bauarbeiten für eine Rad- und Gehwegbrücke über die Trasse der Ortsumgehung begonnen.

Bereits im Bau befindet sich eine der drei Brücken über die HGK-Gleise. Ende Juli soll der vorgefertigte Brückenüberbau auf die Pfeiler geschoben werden. Die anderen Brücken über einen Wirtschaftsweg und das Stadtbahngleis sollen im September begonnen werden, Bauzeit: ein Jahr.

Die eigentliche Trasse wird dann ab August gezogen. Im ersten Abschnitt wird ein zwei Kilometer langes Stück von der Abzweigung in Höhe der Trierer Straße bis zur Hans-Böckler-Straße gebaut. In diesem Zusammenhang wird die Bonnstraße in Höhe des Kreisverkehrs Eschweiler- und Kölnstraße abgebunden. „Das ist ein anspruchsvoller Punkt“, erklärt Engels. Denn dort müssen Fernwärme- und Versorgungsleitungen sowie Kanäle verlegt werden. Der Umbau des Knotenpunkts erfolgt nach ausgeklügelter Planung in sieben Abschnitten, damit die Bonnstraße nur möglichst kurz voll gesperrt werden muss.

Ab Anfang 2018 wird der zweite Straßenabschnitt von der Hans-Böckler-Straße bis zum Einschwenken auf die Luxemburger Straße in Efferen gebaut. Dort führt die Straße durch ein Wasserschutzgebiet. „Da müssen wir zur Abdichtung größeren Aufwand treiben“, erklärt Werner Engels. In diesem Abschnitt gibt es eine Planänderung: Auf Beschluss des Stadtrats wird auch die Robert-Bosch-Straße an die Ortsumgehung angeschlossen. Der Landesbetrieb wollte nur die wenige hundert Meter entfernt liegende Max-Planck-Straße anbinden, über die das Gewerbegebiet Nord-Ost zu erreichen ist. Die Grünen übten Kritik, weil die Stadt für diesen Extrawunsch eine Million Euro selbst aufbringen müsse.

Zuletzt soll ab August 2018 die Luxemburger Straße von Efferen bis zur Militärringstraße in Köln vierspurig ausgebaut werden. Zunächst wird die Fahrbahn Richtung Brühl und im Anschluss in Richtung Köln verbreitert. Der Verkehr soll auch in der Bauphase zweispurig geführt werden. Der Autobahnanschluss Klettenberg wird erheblich erweitert. Zuletzt wird die Umgehungsstraße mit Markierungen, Beschilderung, Schutzeinrichtungen und 13 Ampelanlagen ausgestattet, bevor der Verkehr Anfang 2020 rollen soll.

KStA abonnieren