„Schwer, das Projekt zu stemmen“GWG legt Bau von 40 Wohnungen in Hürth-Kalscheuren auf Eis

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Die Projektverantwortlichen stehen vor dem Neubau des Wohnheims.

Eine Bildcollage zeigt die Baufortschritte für die Wohneinrichtung an der Ursulastraße. Diese wird trotz der gestiegenen Kosten realisiert.

Drei Neubauten hatte die GWG Rhein-Erft an der Ursulastraße in Hürth-Kalscheuren geplant: Eine Wohneinrichtung für Menschen mit seelischen Erkrankungen und zwei Mehrfamilienhäuser. Letztere werden doch nicht realisiert.

Acht Monate nach dem erste Spatenstich weht bereits der Richtkranz über dem Rohbau an der Ursulastraße, in dem eine Wohneinrichtung des Arbeiter-Samariter-Bunds (ASB) für Menschen mit seelischen Erkrankungen untergebracht wird. Die Bauarbeiten liegen im Zeitplan, allerdings längst nicht mehr im Kostenrahmen: Klaus Pelzer, Geschäftsführer der GWG Rhein-Erft, als Bauherr rechnet mit Mehrkosten von 30 Prozent. Wegen der stark gestiegenen Baukosten legt die GWG die Pläne für zwei Mehrfamilienhäuser auf dem Grundstück vorerst auf Eis.

Die Feierlaune wollte sich beim Richtfest am Freitag aber niemand verderben lassen. Mit Schwung schlug GWG-Geschäftsführer Pelzer einen der letzten Nägel ins Dachgebälk, bevor er den Hammer, den ihm Zimmermann Tobias Geschwind in die Hand gedrückt hatte, an Bürgermeister Dirk Breuer weiterreichte. „Wir freuen uns sehr, dieses Projekt hier realisieren zu können“, sagte Pelzer.

Wohneinrichtung soll Ende 2023 bezugsfertig sein

Die GWG wird das Gebäude an den ASB vermieten. Der Neubau ersetzt das „Haus Kendenich“, das der ASB vor 30 Jahren in umgebauten Räumen der früheren Gaststätte „Zur Erholung“ an der Buschstraße eröffnet hatte. Die alten Räume entsprechen nicht mehr den Vorgaben, die das Bundesteilhabegesetz für solche Einrichtungen macht.

Schon vor zehn Jahren plante der ASB einen Neubau, fand aber lange Zeit kein passendes Grundstück. Nun baut die GWG für den Wohlfahrtsverband auf einem Grundstück, das die Wohnungsgesellschaft von der Stadt gekauft hat.

In dem dreigeschossigen Gebäude mit Satteldach werden zehn Menschen mit psychischer Erkrankung eine Unterkunft finden. Im Erdgeschoss und im ersten Obergeschoss werden zehn kleine Appartements mit Miniküche und eigenem Bad eingerichtet, die zu zwei Wohngruppen jeweils mit Wohnküche zusammengefasst werden.

Im zweiten Stock werden vier Appartements für die ambulante Betreuung und ein Beratungsbüro untergebracht. Langjährigen Bewohnern von „Haus Kendenich“ soll so der Schritt in die eigene Wohnung erleichtert werden. Davor hätten viele Angst, berichtet Einrichtungsleiterin Sabine Becker.

Kosten für Mehrfamilienhäuser in Hürth-Kalscheuren zu hoch

Auch ein neuer Name für die Einrichtung, die von Kendenich nach Kalscheuren zieht, ist gefunden: „Ankerplatz“ sei eine von 300 Ideen gewesen. „Für die Bewohnerinnen und Bewohner steht der Name für Ankommen und Sicherheit, aber auch für Entfaltungsmöglichkeiten“, erklärt Becker. „Der ‚Ankerplatz‘ wird den Bewohnerinnen und Bewohnern ein Zuhause bieten, das zu ihren speziellen Bedürfnissen und Lebenssituationen passt.“ Bezugsfertig soll das Haus Ende 2023 sein.

Aber in der aktuellen Zeit ist es schwer, das Projekt zu stemmen.
Klaus Pelzer, GWG-Geschäftsführer Rhein-Erft

Der größere Teil des 5800 Quadratmeter großen Grundstücks bleibt allerdings zunächst unbebaut. Ursprünglich wollte die GWG noch in diesem Jahr mit dem Bau von zwei weiteren dreigeschossigen Gebäuden mit Satteldach und 40 Wohnungen beginnen, ein Drittel gefördert.

Inzwischen stehe aber fest, so der GWG-Chef, dass die Bagger auch 2023 nicht anrollen werden. Grund seien die seit dem russischen Angriff auf die Ukraine noch stärker gestiegenen Baukosten. Pelzer: „Die kalkulierten Preise passen nicht mehr.“

Auf 20 Millionen Euro hatte die GWG das Gesamtprojekt an der Ursulastraße veranschlagt. Nun werde schon die ASB-Einrichtung fast 3,4 Millionen statt der kalkulierten 2,6 Millionen Euro kosten. Dabei sei unklar, wie sich die Baukosten entwickeln. Pelzer schloss auch nicht aus, dass die GWG die Mehrfamilienhäuser nicht selbst baut, sondern das Grundstück weitergibt. „Das soll nicht jahrelang eine leere Fläche bleiben. Aber in der aktuellen Zeit ist es schwer, das Projekt zu stemmen“, so der GWG-Geschäftsführer.

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