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Hürther Triathlet Philippe GeuerStreit nach schwerem Unfall

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Philippe Geuer ist von einem Autofahrer auf seinem Fahrrad übersehen und angefahren worden. Seit dem Unfall kann der Flugbegleiter nicht mehr arbeiten und nur eingeschränkt trainieren.

Philippe Geuer ist von einem Autofahrer auf seinem Fahrrad übersehen und angefahren worden. Seit dem Unfall kann der Flugbegleiter nicht mehr arbeiten und nur eingeschränkt trainieren.

Hürth – Wenn der Triathlet Philippe Geuer an seinen Unfall denkt, kann er nur noch den Kopf schütteln. „Eigentlich müsste ich mich jeden Tag freuen, dass ich noch lebe.“ So selbstverständlich ist das nicht. Denn Geuer war mit seinem Rennrad mit einer Geschwindigkeit von 40 Kilometern pro Stunde gegen ein Auto geprallt. Laut Unfallbericht hatte der Fahrer ihn übersehen und ihm die Vorfahrt genommen. Das war vor fast einem Jahr auf der Landstraße zwischen Erftstadt-Gymnich und Nörvenich. Geuer: „ Ich lebe. Aber ich leide immer noch an den unfallbedingten Verletzungen und habe nur noch Scherereien.“

Als Flugbegleiter ist Geuer weiterhin krankgeschrieben. Ein anderer Job in dem Unternehmen ist nicht in Sicht, seinen Sport kann er nicht mehr wie früher ausüben, die Sponsoren haben dem Extremsportler, der für gute Zwecke unter anderem von Hürth nach Stuttgart gelaufen war, den Rücken gekehrt. Geuer kann nur eingeschränkt trainieren, denn die linke Schulter des Linkshänders wurde bei dem Unfall verletzt und musste wegen einer Fraktur operiert werden.

Versicherung akzeptiert Gutachten nicht

Und dann schlägt er sich seit fast einem Jahr mit der Versicherung des Unfallverursachers herum. „Die Axa-Versicherung möchte nicht die ärztlichen Gutachten akzeptieren, die wir eingereicht haben“, erklärt Geuers Rechtsanwalt Wolfgang Schmitz aus Hürth. Diese Gutachten besagen, dass Geuers Einschränkungen ganz klar durch die Unfallverletzungen entstanden sind. Die Axa-Versicherung aber geht davon aus, dass die Einschränkungen hauptsächlich aus einem Verschleiß des Gelenks resultieren. Für Geuer und seinen Anwalt ist das „ein Witz“. „Mein Mandant hat mehrere Sportmediziner bemüht, die unter anderem auch große Kölner Sportvereine betreuen“, sagt Schmitz. „Das sind alles Koryphäen in Sachen Sportverletzungen.“

Unfallfolge oder Verschleiß: Danach richtet sich maßgeblich die Entschädigung, die Geuer bekommt. Denn dass die Axa zahlen muss, ist Fakt. „Es ist unstrittig, dass Axa für den Schaden eintreten wird“, heißt es von der Pressestelle. „Allerdings war der Umfang der unfallbedingten Verletzungen zunächst nicht ersichtlich.“ Daher, so heißt es weiter, habe sich die Versicherung mit Geuer darauf geeinigt, ein neutrales medizinisches Gutachten einzuholen. „Herr Geuer wählte aus drei Vorschlägen das Institut für medizinische Begutachtung in Köln“, erklärt Anja Kroll von der Axa.

Und weiter: „Der Gutachter des Instituts kam zu dem Ergebnis, dass eine Minderung der Erwerbstätigkeit von zehn Prozent besteht, wobei diese jeweils zu 50 Prozent auf dem Unfall und den Vorschäden beruht. Zudem werde sich dies tendenziell weiter bessern, sodass Herr Geuer mit weniger Einschränkungen zu rechnen hat.“ Auf dieser Basis und den nachgewiesenen Verdienstausfällen und Kosten werde die Versicherung die Entschädigung berechnen.

Diese Einschätzung ist für Geuer und Schmitz völlig unverständlich. „Ich hatte noch nie Probleme mit der Schulter, jetzt kann ich noch nicht einmal einen Wasserkasten hochheben“, klagt der 39-Jährige. „Meine linke Hand ist wie eingeschlafen, und ich kann den Arm nicht mehr über den Kopf heben.“ Damit kann Geuer beim Schwimmen nicht mehr richtig kraulen, seine Karriere als Triathlet an den Nagel hängen und auch nicht als Flugbegleiter arbeiten. Geuer: „Ich könnte den Fluggästen zwar Getränke reichen, nicht aber im Notfall den Notfallkoffer heben oder gar eine Tür öffnen.“

Neben den Querelen um das medizinische Gutachten wirft Rechtsanwalt Schmitz der Versicherung unprofessionelles Vorgehen vor. „Deren Gutachter hat meinen Mandanten als Biathlet bezeichnet und wohl auch demnach untersucht. Das ist aber ein ganz anderer Sport als Triathlon.“

Um eine langwierige gerichtliche Auseinandersetzung zu vermeiden, hat Philippe Geuer auf Anraten von Rechtsanwalt Schmitz der Axa-Versicherung jetzt einen Vergleich vorschlagen. Zudem sei es kaum möglich, vom Krankengeld zu leben und Therapien zu finanzieren, so Geuer.

Die Forderung nach 100 000 Euro ist jetzt bei der Axa eingegangen. Schmitz: „Darin sind auch Schmerzensgeld, Verdienstausfall, der Haushaltsführungsschaden während der akuten Krankheitsphase, sowie ein möglicher Dauerschaden enthalten.“

Nachweise für den Verdienstausfall und weitere Unterlagen, nach denen die Forderung berechnet worden sein soll, seien noch nicht bei der Axa eingegangen, sagt Anja Kroll. „Diese Unterlagen werden laut Ankündigung jedoch in Kürze bei uns eintreffen, sodass wir dann die Ansprüche von Herrn Geuer prüfen können.“

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