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„Pfeife der Nation“Schiedsrichter-Legende Walter Eschweiler in Kerpen zu Gast

Lesezeit 2 Minuten
Walter Eschweiler, wie man ihn kennt. Der 83-Jährige war jahrelang Fifa-Schiedsrichter.

Walter Eschweiler, wie man ihn kennt. Der 83-Jährige war jahrelang Fifa-Schiedsrichter.

  • Schiedsrichter-Legende Walter Eschweiler war in Kerpen bei der Reihe „Fußball und Bier“ zu Gast: Lesen Sie hier, mit welchen Anekdoten er sein Publikum zum Lachen brachte und was er darüber hinaus aus dem Nähkästchen plauderte.

Kerpen – Walter Eschweiler kann selbst König Fußball die Show stehlen. Der 83-Jährige war von 1970 bis 1984 Fifa-Schiedsrichter. Berühmt ist die Schiedsrichter-Legende aber vor allem für seinen rheinischen Humor. Im Kolpinghaus hat er den Fußballfans in der Gesprächsreihe „Fußball und Bier“ Rede und Antwort gestanden.

Interesse zeigten die Zuhörer daran, wie sich das Schiedsrichterwesen bis heute verändert hat. Ob es mehr Druck gebe, fragte eine Besucherin. Eschweiler antwortete auf für ihn typische Art: „Mehr Druck hat man auf der Toilette. Aber Spaß beiseite. Die Spiele sind natürlich schneller geworden. Mit einem guten Team kann aber nichts passieren.“ Auf das Team legte Eschweiler während seiner Fifa-Karriere viel Wert. Das bewies eine seiner Anekdoten: Das Honorar für Schiedsrichter und Assistenten ließ er in einen Topf werfen und durch vier teilen. Den größten Betrag für sich selbst einstecken – für Eschweiler undenkbar.

Sonst könne er nicht erwarten, dass die Kameraden für ihn einstehen. „Die meisten Probleme entstehen schließlich zwischen dem Schiedsrichter und seinen Assistenten.“ Kurz widmete er sich auch dem Videobeweis. „Der Videoschiedsrichter ist in den wenigsten Fällen nötig.“ Er nehme sich einfach zu ernst und halte sich für den Nabel der Welt. Wenn es aber dem Fairplay diene, dann befürworte er ihn.

Alles halte sich die Waage

Ob die Sitten im Fußball zunehmend verrohen, wollte ein Besucher wissen. Zwar sei der Umgang der Spieler untereinander sehr rüde, erläuterte Eschweiler. „Aber alles hat sich die Waage gehalten.“ Auch mit Anfeindungen aus dem Publikum wusste der 83-Jährige besonnen umzugehen. Er lege alles einfach als Beifall aus. Jüngeren Kollegen empfahl er dagegen immer Ohropax gegen Beleidigungen. „Die nötige Härte holt man sich in Bezirks-, Landes- und Kreisliga“, sagte Eschweiler – und verwies dabei auf Spiele von Kerpen und Balkhausen-Türnich.

Den Zuhörern berichtete Eschweiler auch von einigen ungewöhnlichen Erlebnissen seiner Schiedsrichter-Laufbahn: Katholische Schwalbenkönige, die wie durch ein Wunder genesen, abergläubische Mannschaften und goldene Wasserhähne in der Dusche, denen die Kollegen mit dem Hämmerchen zu Leibe rückten. „Im Ausland habe ich Sachen erlebt, da kann man nur mit dem Kopf schütteln.“

Die Kombination von fachlicher Kompetenz und Witz begeisterte das kleine Publikum, obwohl es manchmal Seitenhiebe einstecken musste. Selbst Pfarrer Ludger Möers, Mitorganisator der Gesprächsreihe, war vor Eschweilers rheinischem Humor nicht sicher. Ihm entfernte die „Pfeife der Nation“ vor allen Anwesenden die „Damenhaare vom Pullover“.

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