Abriss wegen Tagebau HambachSo ergeht es den verbleibenden Bewohnern von Manheim-alt

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Noch bewohnte, verrammelte und schon abgerissene Häuser liegen in dieser Straße gleich nebeneinander.

Noch bewohnte, verrammelte und schon abgerissene Häuser liegen in dieser Straße gleich nebeneinander.

  • Das Dorf Manheim-alt wird im Eiltempo für den Tagebau abgerissen. Knapp ein Dutzend Bewohner harren noch aus.
  • Wir haben mit einer Anwohnerin gesprochen: Sie schildert, wie sie die letzten Monate erlebt – und kritisiert das Abrisstempo.

Kerpen-Manheim – „Warum wird hier alles abgerissen? Solange ich hier wohne, habe ich ein Anrecht auf Ruhe“, meint die Frau, die lieber ungenannt bleiben will. Sie wohnt noch in Manheim-alt, dem Dorf, das wegen des Tagebau Hambach umgesiedelt wird.

Eigentlich endet die offizielle Umsiedlungsphase erst im Jahr 2022. Bis dahin darf in Manheim-alt noch gewohnt werden: Doch die Bagger und anderes schweres Gerät machen das Dorf gerade in den vergangenen Monaten im Eiltempo dem Erdboden gleich. Um Hausbesetzungen durch Anti-Kohle-Aktivisten zu vermeiden, war das Abrisstempo des Dorfes im Herbst vergangenen Jahres auf Wunsch des Manheimer Bürgerbeirates und der Stadt Kerpen erheblich beschleunigt worden.

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„Zuletzt habe ich hier um mein Haus herum zwölf Bagger gezählt“, sagt die Frau. Der Krach und die Erschütterungen seien nicht mehr auszuhalten. Sie will deshalb so schnell wie möglich weg. Aber leider habe sich der Umzug in ein neues Haus in Manheim-neu aus baulichen und privaten Gründen verzögert. Sie hoffe, dass es im Herbst soweit ist.

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Neben den Abrissarbeiten gebe es in Manheim-alt auch andere Probleme: etwa Metalldiebe, die ihr schon den Wetterhahn aus Kupfer vom Dach gestohlen haben. Oder illegale Autorennen in der Nacht, die vor ihrer Tür stattfänden. Auch sei zuletzt die Straßenbeleuchtung ausgefallen, so dass der Ort nachts im Dunkeln lag. „Vier Wochen lang war hier in der Straße keine Laterne mehr an, fünf Tage lang in ganz Manheim.“

Ein Dutzend Manheimer harren noch aus

Der beschleunigte Abriss sei ein Fehler gewesen, meint die Frau. Dagegen seien die Hausbesetzungen das kleinere Übel gewesen. „Das war in einer ganz anderen Ecke des Dorfes. Da waren ja auch ganz nette Leute dabei und nachts war mehr Security auf den Straßen.“

Bei RWE und bei der Stadt Kerpen hat man Verständnis für die Klagen: Es sei klar, dass auch bei einem beschleunigten Abriss etwa die Straßenbeleuchtung intakt gehalten werden müsse, heißt es bei der Stadt Kerpen. Und RWE betont, die „schwierige Lage“ der letzten verbliebenen Bewohner in Manheim-alt nachvollziehen zu können. Allerdings sei man mit dem beschleunigten Abriss nur dem Wunsch des Bürgerbeirates und der Stadt nachgekommen.

Willi Lambertz, Vorsitzender des Bürgerbeirates, hält den beschleunigten Abriss auch heute noch für richtig: „90 Prozent der Manheimer sind dafür gewesen“, schätzt er. Natürlich müsse auch dabei weiter Rücksicht auf die noch verblieben Bewohner, rund ein Dutzend, genommen werden. „Das ist so mit RWE vereinbart: Rechts und links von jedem bewohnten Haus muss mindestens noch ein Haus stehen bleiben.“ Zudem müsse auch etwas gegen Staubentwicklung und den Dreck getan werden.

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