Engpässe bei den ApothekenIn Kerpen bekam nicht jeder eine Maske

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Bettina Pertz (l., Inhaberin) und Claudia Rosenberg berichten in der Apotheke an der Post in Kerpen-Horrem über ihre ersten Tage während der Maskenausgabe.

Bettina Pertz (l., Inhaberin) und Claudia Rosenberg berichten in der Apotheke an der Post in Kerpen-Horrem über ihre ersten Tage während der Maskenausgabe.

Kerpen-Horrem – Alles läuft noch nicht rund, was die Vergabe der kostenlosen FFP-2-Masken an Risikogruppen angeht. Das kann dann für alle Beteiligten zu unangenehmen Situationen führen, wie am Mittwoch in der Apotheke an der Post in Kerpen-Horrem. Dort wollte Michael Lueb (71) seine drei Masken abholen. Aber man verweigerte ihm den Schutz mit Verweis darauf, erst einmal die Stammkunden versorgen zu wollen. Er hörte sogar beim Ordnungs- und Gesundheitsamt nach und erfuhr, dass es eine offizielle Anordnung darüber nicht gibt.

Apotheken-Inhaberin Bettina Pertz und Apothekerin Claudia Rosenberg erklären die Situation. Natürlich habe jeder und jede ein Recht auf seine Masken, beteuern sie. „Die Apotheken vor Ort sind für die Menschen da.“ Allerdings hätten sie anfangs lediglich 1000 Masken gehabt, die inzwischen nach zwei Tagen alle weg seien.

Geld kommt vom Bundesamt für Soziale Sicherung

Die Masken werden aus dem Nacht- und Notdienstfonds (NNF) des Deutschen Apothekerverbandes bezahlt. Das Geld dafür kommt vom Bundesamt für Soziale Sicherung. Pauschal werden deutschlandweit 491,4 Millionen Euro für die Masken an alle Apotheken ausgeschüttet. Laut Verteilungsschlüssel des NNF müssen die Apotheken 2,50  Euro für eine Packung Masken mit der Anzahl der im dritten Quartal herausgegebenen verschreibungspflichtigen Medikamente multiplizieren. So bekommen sie heraus, wie viel Geld als Pauschale sie im Dezember für die Masken bekommen. Eine mittelstarke Apotheke bekomme mittelviel Geld, versucht Pertz das Ganze zu vereinfachen. Die Summe für jede einzelne Apotheke richtet sich also indirekt nach der Kundenzahl im dritten Quartal.

„Und ich kann doch nicht der Oma, die immer zu uns kommt, sagen, dass wir für sie nichts haben“, erklärt sie.

Mit Gebrauchsanweisung in kleinen Tütchen verpackt

Die Apotheken hätten alles sehr schnell umsetzen müssen, berichten Pertz und Rosenberg. Als Bundesgesundheitsminister Spahn verkündet habe, dass es in wenigen Tagen in den Apotheken kostenlose Masken gebe, hätten sie selbst davon noch gar nichts gewusst, erzählen die beiden. Sie müssen die Masken selbst organisieren und abholen, Pertz bekommt sie aus Erftstadt und Quadrath-Ichendorf. Dann müssen die Masken mit einer Gebrauchsanweisung in kleine Tütchen verpackt werden. Dies alles komme zu ihrer üblichen Arbeit noch hinzu. Alle zehn Mitarbeiter seien dauerhaft im Einsatz, eine Person sei dafür abgestellt, die Tütchen zu packen. Pertz und Rosenberg werben für Verständnis. „Die Apotheke vor Ort leistet wirklich viel“, sagt Claudia Rosenberg. Pertz und ihr Team fahren die Masken sogar nach Ladenschluss zu Kunden nach Hause, von denen sie wissen, dass sie nicht mobil sind, und werfen sie in den Briefkasten. „Wir wollen ja auch alle weniger Kontakte“, sagen sie. Sie warnen aber davor, dass es wohl Menschen gebe, die von Apotheke zu Apotheke gingen, um überall Masken abzustauben.

Die meisten Kunden seien dankbar und kämen mit ihren Sorgen in die Apotheke. „Wir helfen wirklich überall“, bekräftigen sie noch einmal. Und wenn das Gespräch nett sei, gebe sie dann auch schon mal eine Maske an Nicht-Stammkunden. Das war laut den beiden am Mittwoch aber nicht der Fall. Lueb bestätigt, dass das Gespräch „nicht sehr einvernehmlich“ verlaufen sei. Noch habe er sich nicht in einer anderen Apotheke um weitere Masken bemüht.

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Im Januar hoffen Pertz und Rosenberg auf eine gewisse Entspannung. Denn dann kämen die Kunden mit Coupons, die namentlich gekennzeichnet sind und die sie später einzeln bei der Krankenkasse abrechnen können.

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