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Foto-AusstellungSindorferin entdeckt Manheim-alt im Guggenheim-Museum

Lesezeit 3 Minuten
Im Oktober 1959 wurde das Guggenheim-Museum eröffnet, sechs Monate nachdem sein Architekt Frank Lloyd Wright verstorben war.

Im Oktober 1959 wurde das Guggenheim-Museum eröffnet, sechs Monate nachdem sein Architekt Frank Lloyd Wright verstorben war.

  • Eine Sindorferin reiste um die halbe Welt, um sich die Meisterwerke internationaler Künstler anzusehen.
  • Zusammen mit Picasso und Chagall unter eine Dach blickten ihr plötzlich bekannte Gesichter entgegen,
  • Gaby Uhlich berichtet von ihrem Besuch im Guggenheim Museum in New York.

Kerpen – „New York ist meine absolute Lieblingsstadt“, erzählt Gaby Uhlich. Als die Sindorferin, die im Kerpener Bürgermeisterbüro als Sekretärin arbeitet, noch vor der Coronakrise zu ihrem 50. Geburtstag in die Weltmetropole reiste, standen auch zahlreiche Museumsbesuche auf dem Programm. Beim Besuch im weltberühmten Guggenheim-Museum mit einer Freundin gab es dann die große Überraschung: „Unten hingen Picasso und Chagall, doch oben wurde es politischer. Meine Freundin sagte dann auf einmal zu mir: Du glaubst es nicht.“

Auf Fotocollagen an der Wand erkannte Uhlich viele bekannte Gesichter aus Kerpen: Die frühere Bürgermeisterin Marlies Sieburg etwa, die mit dem ehemalige SPD-Fraktionsvorsitzenden Manfred Steinberg und der Manheimer Ortsvorsteherin Lonie Lambertz sowie anderen Personen auf dem Fahrrad fuhr.

Dazu gab es Fotos vom Umsiedlungsort Manheim-alt, von Manheim-neu und auch aus dem Hambacher Forst, wo Greta Thunberg mit teils maskierten Waldbesetzern in die Kamera blickte. Uhlich: „Wir waren ganz baff. Ich habe noch gleich aus dem Museum ein Foto an meine frühere Chefin, Frau Sieburg, geschickt.“

Fokus ländlicher Raum

Die Bilder sind Teil der Ausstellung „Countryside. The Future“, also über den „Ländlichen Raum“, die der niederländische Architekt und Urbanist Rem Koolhaas zusammengestellt hat. Koolhaas, der Dutzende Forscher und Studenten in einem Thinktank beschäftigt, interessiert sich für die Themen Klimawandel, Migration, Evolution und besonders für „Veränderungen im ländlichen Raum“.

Und da müssen ihm die Vorkommnisse in und um Kerpen der vergangenen Jahre ins Auge gefallen sein: Der Abriss eines rund 1000 Jahre alten Dorfes, das woanders wieder neu aufgebaut wird. Die vorübergehende Unterbringung von Flüchtlingen in den alten Häusern, der Braunkohle-Tagebau und der Kampf um den daneben liegenden Hambacher Wald – solche Veränderungen im ländlichen Raum sind auch weltweit bemerkenswert, so dass Koolhaas sie als Teil seiner Ausstellung berücksichtigt hat.

Kurioser Fehler in Bildunterschrift

Dabei ist aber auch einiges durcheinander geraten: So stammt das Bild, auf dem die Kerpener Politiker auf dem Rad zu sehen sind, aus dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ und zeigt die Eröffnung des neuen Schnellradweges von Manheim-neu nach Kerpen-Mitte. Im Guggenheim-Museum steht daneben aber: „Miners on the way to their new house.“ – „Minenarbeiter auf dem Weg in ihre neuen Häuser“. Aber immerhin die Bildquelle – Photo: Wilfried Meisen/Kölner-Stadt-Anzeiger – ist korrekt angegeben.

Auch die Darstellung der Unterbringung von Flüchtlingen in Manheim-alt dürfte aus Kerpener Sicht fragwürdig sein. So steht im Ausstellungstext, dass die deutschen Umsiedler aus Manheim in neue Häuser umzogen, die an schlichte Container-Siedlungen erinnerten (...that looked as plain as a prefab container village), während die Flüchtlinge aus aller Welt die alten Bauernhöfe und Familien-Bungalows im Dorf beziehen durften.

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Manheim-alt, so heißt es weiter, erscheine nun als „optimistische, heterogene, globalisierte Version der deutschen Landschaft“ (... looks like an optimistic, heterogeneous, globalized version of the German countryside...“ – Mittlerweile ist das Dorf allerdings so gut wie abgerissen.

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