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Freizeit in KerpenBürger wollen im Boisdorfer See baden

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Bei heißem Wetter wird im Boisdorfer See gebadet – wie hier im vergangenen Sommer. Erlaubt ist es aber eigentlich nicht.

Bei heißem Wetter wird im Boisdorfer See gebadet – wie hier im vergangenen Sommer. Erlaubt ist es aber eigentlich nicht.

Kerpen-Horrem – Soll am Boisdorfer See im ehemaligen Tagebaugebiet Marienfeld ein Strandbad eingerichtet werden? Über diese Frage wird zurzeit unter Horremern heiß diskutiert. Sie nutzen dabei die Internet-Plattform Facebook. Selbst Politiker und ehemalige hochrangige Mitarbeiter der Stadtverwaltung beteiligen sich daran.

Martin Flohe hat in der Facebook-Gruppe „Wir sind aus Horrem“ den Vorschlag gemacht und dabei einen Vergleich zum Freilinger See bei Blankenheim gezogen: Dort sei es gelungen, bei einem See Naturschutzzwecke mit einer Freizeitnutzung auf eine sinnvolle eise miteinander zu kombinieren. So ist im hinteren Rand des Freilinger Sees ein Bereich nur für Tiere und Pflanzen abgesperrt. Vorne aber gibt es Liegewiesen, und es darf auch eintrittsfrei geschwommen werden.

Abgegrenztes Areal

So etwas ähnliches könnte sich Flohe auch für den Boisdorfer See vorstellen: Er denkt dabei an ein abgegrenztes Areal am Nordufer des Sees, das fürs Baden freigegeben werden sollte und das nur rund ein Viertel des ganzen Seeufers ausmachen würde. Der Bereich soll weiter nur zu Fuß oder per Rad erreichbar sein, damit dort nicht so ein Andrang entsteht wie etwa am Otto-Maigler-See.

Im Internet melden sich nun Befürworter und Gegner des Vorschlages zu Wort: Thomas Polkän etwa findet die Idee anscheinend gut: „Wir brauchen eine schöne, kostengünstige Gelegenheit schwimmen zu gehen“, schreibt er. Naturschutz gebe es in der Umgebung von Horrem schon genug – etwa in den Erftauen. Für den ehemaligen Planungsamtschef Karl-Heinz Mayer ist Naturschutz zwar „sicherlich ein hohes Gut“. Dieses dürfe aber nicht zum Selbstzweck werden. Er halte die seinerzeit vom Stadtrat verordnete „stille Erholung“ am See für „falsch“. Diese legt fest, dass da dort außer Spazierengehen so gut wie nichts erlaubt ist. Baden schon gar nicht. Selbst die „Picknickwiese“ wurde bewusst weit ab vom Wasser angelegt. Das führt dazu, dass sie wenig genutzt wird, weil die Leute eben lieber am Ufer sitzen.

Mayer weist auf den Blausteinsee bei Eschweiler hin, der auch eine Folge des Tagebaus sei. Dort seien viele Aktivitäten möglich, etwa Tauchen, Baden und Surfen. „Ich denke nicht, dass wir das alles am Boisdorfer See brauchen, aber ein bisschen davon wäre nicht schlecht.“ Inwieweit dann auch das Baden zum See gehören soll, müsse diskutiert werden.

Auch der Horremer CDU-Stadtverordnete Heiner Funke findet die Idee eines Strandbades „interessant“. Man dürfe nicht alles von vorneherein mit Bedenken etwa wegen möglicher Vermüllung abtun, sagte dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Stattdessen müsse nach Lösungen gesucht werden, wie ein Strandbad vielleicht doch realisierbar sein könnte.

Doch es gibt auch Gegner der Idee: Michael Kreutner prophezeit, dass ein solches Strandbad nur „in Müllbergen und Radau“ am See enden werde. Es gäbe doch schon genug Badeseen in der Umgebung, So sieht es auch Petra Meyer. Schon heutzutage sei das Seeufer oft mit leeren Flaschen, Glasscherben und anderem Müll verdreckt.. Brutnester von Vögeln würden dort mutwillig zerstört. „Was meint ihr, wie es im Marienfeld aussieht, wenn Baden erlaubt wird?“, fragt sie. Matthias Dick schreib: „Lasst doch den schönen Boisdorfer See so, wie er ist mit seinen vielen, teils seltenen Tieren und Wasservögeln.“

Die Diskussion ist eröffnet und macht auch vor dem Rathaus nicht halt, berichtet Stadtsprecher Erhard Nimtz. Bürgermeisterin Marlies Sieburg werde die Strandbadbefürworter demnächst empfangen. Dann müssten die Politiker über die Sache entscheiden.

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