Häusliche Gewalt selbst erlebtKerpener Sängerin gibt Frauen eine Stimme

Lesezeit 3 Minuten
In einem Musikvideo macht Sängerin und Model Sarah Bora die häusliche Gewalt zum Thema.

In einem Musikvideo macht Sängerin und Model Sarah Bora die häusliche Gewalt zum Thema.

Elsdorf/Kerpen – Sarah Bora weiß ein Lied von häuslicher Gewalt in der Beziehung zu singen. Und sie tut es auch. Die heute 32 Jahre alte Sängerin aus Kerpen, die auch als Model erfolgreich ist, wurde vor mehr als zehn Jahren selbst Opfer häuslicher Gewalt. Zum Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen wagt sie ihr Coming-out. Seit fünf Jahren ist Bora, die aus Elsdorf stammt, mit dem Rapper Eko Fresh verheiratet. Mit ihm hat sie die dramatische Geschichte jetzt in einem gut fünfminütigen Video und einem Song verarbeitet.

Ein Gerichtssaal. Der Angeklagte grinst diabolisch bis unschuldig. Die Klägerin wird emotional und laut, sagt deutlich, dass sie nicht mehr zulassen werde, dass ihre Grenzen überschritten würden. Dann blendet der Film zurück, zeigt drastisch das körperliche Leid, das Sarah Bora zugefügt wurde. Mehr als erahnen lässt sich auch die psychische Drangsal. Dann geht es zurück in den Gerichtssaal. „Warum sind Sie nicht gegangen?“, fragt der Richter. Bora weiß viele Antworten. „Man glaubt immer, dass er sich bessert, dass es das letzte Mal war, dass man in finanzieller Abhängigkeit ist, und schließlich habe ich ihn ja auch geliebt“, erinnert sie sich. Zuvor habe sie mit ihrem späteren Peiniger in einer „ganz normalen Beziehung“ gelebt.

Wege aus der Gewalt

Einen Kurzfilm anlässlich des Internationalen Tags gegen Gewalt an Frauen am Donnerstag, 25. November, zeigt die Brühler Verwaltung auf der Online-Plattform Youtube, der Wege aus der häuslichen Gewalt aufzeigen soll. Dabei sei es der städtischen Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten Antje Cibura gelungen, eine betroffene Frau zu finden, die von ihrem langen Leidensweg berichtet und erläutert, wie es ihr glückte, wieder zu einer selbstbewussten berufstätigen Frau zu werden. Dr. Astrid Nierhoff, Inhaberin einer Storytellingagentur, hat ihre bewegende Geschichte in Szene gesetzt. Der Film soll Frauen aller Altersgruppen ansprechen.

Informationen für Betroffene bietet auch ein Flyer der Brühler Gleichstellungsstelle. Dieser ist sowohl im Netz einsehbar, als auch in gebundener Form in städtischen Einrichtungen zu finden. Weitere Infos gibt es online. (wok)

Verarbeitet hat sie eigene Erfahrungen und die Berichte von Freundinnen. Schon seit vier Jahren wird sie zum Tag gegen Frauengewalt aktiv und hat viele Kontakte zu Betroffenen. „Ich will den Frauen eine Stimme geben.“ Und Hilfswege aufzeigen. „Vielen Frauen ist nicht bewusst, wie man da rauskommt“, sagt sie. Schließlich drohe erneute Gewalt, nicht selten ende es tödlich. Sie selbst sei nach der Trennung vor zehn Jahren mehr als drei Jahre lang einem intensiven Stalking durch ihren Ex-Freund ausgesetzt gewesen.

Bora beklagt zudem, dass die Urteile, besonders bei psychischer Gewalt, aus Mangeln an Beweisen oft milde ausfielen „und auf den Richterstühlen zu viele Männer sitzen“. Zur Beweisführung empfiehlt sie eine Buchführung der Vorfälle, da die Klägerin in der Beweispflicht sei. Zudem sollten betroffene Frauen sich nicht scheuen, Hilfe bei Beratungsstellen und Frauenhäusern zu suchen.

Videodreh im Elsdorfer Ratssaal

Gedreht wurde das Video im Elsdorfer Ratssaal. Wo sonst der Bürgermeister seinen Platz hat, saß am Drehtag ein Richter in der gediegenen Kulisse der Holzvertäfelung, der Raum wurde mit Anklagebank, Zeugenstand, Klägerbank und Zuschauerreihen umgebaut. „Mein Mann Eko Fresh und ich haben nach einem Raum gesucht und uns an unsere Elsdorfer Zeit und dortige Bekannte erinnert. Die Verwaltung war gleich einverstanden.“

Das könnte Sie auch interessieren:

Die Pandemie habe häusliche Gewalt noch verstärkt, sagte Bürgermeister Andreas Heller bei der Vorstellung der Aktion: „Das ist ein wichtiges Anliegen, das wir gerne unterstützen.“

KStA abonnieren