KerpenSohrab Ahmadi flüchtete aus Afghanistan und arbeitet nun in Kerpen

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Gute Kollegen sind Sohrab Ahmadi (2. v. l.), Alex Karbe (l.) und Guido Maaßen (r.) .

Gute Kollegen sind Sohrab Ahmadi (2. v. l.), Alex Karbe (l.) und Guido Maaßen (r.) .

Kerpen – „Er ist ein netter Mensch, höflich und zuvorkommend“, sagt Alex Karbe über Sohrab Ahmadi. Beide arbeiten bei dem Unternehmen Hydraulik-Technik Gülich-Pohl. Karbe ist ein erfahrener Industriemechaniker. Gemeinsam mit seinem Kollegen Guido Maaßen lernt er Ahmadi, einen 18 Jahre alten afghanischen Flüchtling, als Hilfskraft an. Auch Maaßen lobt Ahmadis freundliches Wesen. „Ich war angenehm überrascht.“ Dietmar Gerigk, der in der Geschäftsleitung des Unternehmens sitzt, schätzt zudem das technische Verständnis des jungen Afghanen. „Solche Leute suchen wir.“

Gut zwei Jahre ist es her, da klopfte Sohrab Ahmadi einfach an die Bürotür von Gerigk und fragte nach einem Praktikumsplatz. Erst im Oktober 2015 war der junge Mann noch minderjährig nach einer abenteuerlichen Flucht vom Iran aus nach Deutschland gekommen und lebt seitdem im Wohncontainer. Im Ausbildungszentrum der Bauindustrie, das sich wie die Firma Gülich-Pohl im Gewerbegebiet Kerpen befindet, machte er einen Integrationskursus mit.

Gerigk gab Ahmadi die Chance eines Praktikums. Dieser habe sich dort sehr geschickt angestellt. „Doch als er dann weiter bei uns arbeiten wollte, habe ich ihm erstmal geraten, seine Deutschkenntnisse zu verbessern.“ Anfang dieses Jahres konnte Ahmadi dann ein weiteres Praktikum in der Firma absolvieren, seit August ist er dort nun in Vollzeit als ungelernter Monteur beschäftigt. Sein Gehalt liege „deutlich über dem Mindestlohn“, betonen Gerigk und Geschäftsführer Ferdi Pohl. Von dem Geld unterstütze Ahmadi auch noch seine Eltern, die im Iran geblieben seien.

Aufenthaltserlaubnis läuft im Januar ab

Die Firma hat mit dem jungen Flüchtling weitere Pläne. Er soll dort im nächsten Jahr eine Ausbildung als Industriemechaniker machen. Nun hofft das Unternehmen, dass die Aufenthaltserlaubnis des Flüchtlings, die bislang immer nur befristet ausgesprochen wurde und im Januar ausläuft, dann auch wieder verlängert wird. Möglicherweise bekomme der junge Mann auch die Chance eines „Spurwechsels“. Der politisch noch umstrittene „Spurwechsel“ bedeutet im Grundsatz, dass es Asylbewerbern, die gut integriert sind und einen Arbeitsplatz haben, über ein Einwanderungsrecht ermöglicht wird, in Deutschland zu bleiben.

Mit dem Gang an die Öffentlichkeit will Gerigk nun gleich zwei Akzente setzen: „Mich ärgert der Rechtsruck in der Gesellschaft. Es gibt einen zunehmenden Hass gegen Flüchtlinge, dagegen möchte ich etwas unternehmen.“ Zudem sei es so, dass viele der nach Deutschland gekommenen Menschen hier gut gebraucht werden könnten: „Wir suchen händeringend nach Fachpersonal.“

Rund 40 Mitarbeiter hat die Firma, die in dritter Generation geführt wird und europaweit als Spezialist für Ölhydraulik- und Pneumatiktechnik arbeitet. Zu den Kunden gehören Unternehmen aus dem Bergbau, dem Tunnelbau und der Schwerindustrie. Im Moment gibt es nur eine Auszubildende. „Wir finden einfach keine geeignete Kandidaten, die auch langfristig bei uns bleiben wollen.“ Im nächsten Jahr sollen es zwei Auszubildende sein, einer davon wäre dann Ahmadi.

Der junge Mann versteht zwar schon gut Deutsch, mit dem Sprechen der fremden Sprache tut er sich noch etwas schwer: Dafür spricht er Persisch und das Unternehmen hat einen technischen Leiter, der aus dem Iran stammt und schon mal übersetzen kann. „Die Arbeit hier gefällt mir“, sagt Ahmadi. „Ich will eine Ausbildung machen.“ Ein Freund, der auch in der Asylunterkunft wohne, habe ebenfalls schon eine berufliche Perspektive: „Der wird Elektriker.“

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