Nach Brieftauben-DiebstahlKerpener Züchter will nicht aufgeben

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Edgar herkenrath

Edgar Herkenrath

Kerpen-Manheim – Die Türen im Haus von Edgar Herkenrath sind verrammelt wegen der Einbrecher, die in Manheim-alt den wenigen verbliebenen Bewohnern das Leben schwer machen. Der Garten ist zugewuchert. „Hier ist nichts mehr zu retten“, sagt der 85 Jahre alte Beamte im Ruhestand, der sein Haus bald räumen muss, weil sein Heimatort dem Tagebau Hambach weichen muss.

Zusätzlich zu den Belastungen durch die Umsiedlung sind Unbekannte vor wenigen Tagen auch noch in seinen Taubenschlag eingedrungen: Die Scheiben wurden kaputt geschlagen, die Voliere geöffnet. Nun vermisst Herkenrath sechs Brieftauben, die mehrere Tausend Euro wert sind. Zudem sind zwei Gold- und drei Bronzemedaillen einer Brieftaubenmeisterschaft gestohlen worden.

Herkenrath erstattete Anzeige bei der Polizei. Doch große Hoffnungen hat er nicht, die Tiere zurückzubekommen. Er glaubt nicht, dass die Eindringlingen gezielt Tauben gestohlen haben. Wahrscheinlich seien die Tiere einfach weggeflogen, nachdem die Volieren zerstört gewesen seien, vermutet der Züchter. Nur die jüngeren Vögel, die in Manheim aufgewachsen sind und von dort auf Reisen – etwa nach Südfrankreich – geschickt wurden, sind wieder zurückgekommen.

17 Tiere sind geblieben

„Dafür sind sie dressiert worden“, sagte Herkenrath. Die älteren Tiere, die aus Belgien und Holland stammen, hätten den Weg nach Hause nicht mehr gefunden. „Ich habe die seinerzeit gekauft, weil sich mit ihnen gut züchten lässt“, berichtet Herkenrath. Da die Tiere nicht in Manheim aufgewachsen sind, konnten sie von ihm nicht auf die Reise geschickt werden und mussten im Taubenschlag bleiben. Sie wären sonst zurück nach Holland und Belgien geflogen, wo sie geschlüpft sind.

Nur der in Manheim geborene und aufgewachsene Nachwuchs hat den Weg zurück in den Taubenschlag von Herkenrath gefunden. 17 Tiere sind es noch. „Für mich ist alles kaputtgegangen, auch der Taubensport“, klagt Herkenrath. Mit einer Umsiedlung würden Tauben nicht klarkommen. „Die kreisen dann über dem Loch, wo einmal ihr Schlag war und werden Opfer von Greifvögeln.“ Seine Kinder siedeln jetzt nach Lüxheim um. Für sich selbst hat Herkenrath, der Witwer ist, ein Haus in Buir gekauft, das er gerade selbst renoviert und zeitweise auch schon bewohnt.

Trotz seines Alters ist er richtig fit und will sich, auch wenn er manchmal hin und her gerissen ist, den Widrigkeiten nicht geschlagen geben. In Buir hat er für die 17 verbliebenen Tiere bereits einen neuen Taubenschlag mit einer Außenvoliere gebaut. „Damit sie frische Luft haben.“ Freilassen kann er die Vögel nicht. Sie würden sonst sofort zurück nach Manheim-alt fliegen.

Also will Edgar Herkenrath mit ihnen in Buir einen neuen Taubenstamm aufbauen. Das könne ein paar Jahre dauern, weiß der Züchter, der aber dessen ungeachtet in seinem neuen Garten bereits ein paar Bäume geschlagen hat: „Dann haben die Tiere freien Einflug.“

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