50 Bienenstöcke mitgerissenMillionen Bienen sterben bei der Flut auf Schloss Türnich

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Zahlreiche Bienen sind in Kerpen bei der Flut gestorben.

Zahlreiche Bienen sind in Kerpen bei der Flut gestorben.

Kerpen-Türnich – Hüfthoch standen die Mitarbeiter von Schloss Türnich bei der rund zwei Wochen zurückliegenden Hochwasserkatastrophe im Wasser, um das Schloss und die zahlreichen Tiere dort vor den Fluten zu retten. Doch oft gelang dies nicht, wie Schlossherr Severin Hoensbroech berichtet. Besonders die rund 50 Bienenstöcke, die auf der Rosenthal-Wiese zwischen dem Schlosspark und der Poststraße standen, sind dem Wasser zum Opfer gefallen. Rund 1,7 Millionen Bienen, so schätzt Hoensbroech, starben dabei, darunter auch zahlreiche Königinnen.

Hoensbroech weiß das Unglück zu relativieren. „Gemessen an dem, was drum herum passiert ist, sind wir auf dem Schloss mit einem blauen Auge davongekommen.“ Das Schloss selber, ein Denkmal von überregionaler Bedeutung, ist relativ unbeschadet geblieben.

Schloss Türnich: Terrassenwand unterspült

Nur die Wand einer Terrasse, die gerade saniert wurde, ist unterspült worden und dann eingebrochen. Zudem gab es Überschwemmungen etwa des Mühlenhofes, aber besonders auch der landwirtschaftlichen Flächen rund um den Hof, wo dann Zäune umkippten oder Heuballen wegtrieben. Im Schlosspark selber sind aufgrund des starken Regens vier große Bäume umgefallen. Hoensbroech: „Das habe ich so auch noch nicht erlebt.“

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Die Bienen habe man noch retten wollen und sich deshalb mit speziellen Schutzanzügen in die Fluten gewagt, berichtet er. Aber die Tiere seien wegen des steigenden Hochwassers schon besonders aggressiv gewesen, sodass sie die Retter durch die Schutzanzüge gestochen haben. Die Aktion musste so abgebrochen, die Bienstöcke aufgeben werden. Sie gingen in den Fluten unter.

Ihr Verlust ist schwerwiegend. Denn die fleißigen Insekten werden nicht nur für die Bestäubung der Obstkulturen rund ums Schloss gebraucht, sondern sollten bald auch einen eigenen „Schlosshonig“ produzieren, der dann hätte vermarktet werden können.

Während die Bienen nicht gerettet werden konnten, gelang dies bei anderen Tieren des Hofes. Die Hühner etwa , die im eigenen Hühnermobil auf den Wiesen rund ums Schloss standen, haben teilweise überlebt. „Wir haben sie uns geschnappt und einfach auf das Dach des Hühnermobils geschmissen, wo sie sicher waren,.“

Blau-Weiß Türnich: Schlammschicht auf den Plätzen

Von den Fluten betroffen wurde auch der nahe am Schlosspark liegende Tennisclub Blau-Weiß Türnich: Wie Vereinsmitglied Lutz Axer berichtet, wurden die Platzanlage überschwemmt, auf allen Plätzen verblieb eine dicke Schlammschicht. „Wir konnten das mit unseren Mitgliedern in Eigenregie wieder beseitigen.“ Nur Platz 3 bleibt beschädigt, weil hier rund ein halber Meter komplett weggetragen wurde.

Doch der Verein wollte auch den schwerer Betroffenen des Unwetters helfen: Da das Vereinsheim selber unbeschädigt blieb, konnte man sich auf einen Aufruf melden, der von Sabine Esser aus Gymnich über Facebook verbreitet worden war. Gesucht wurden Unterbringungsmöglichkeiten für Helfer in der Katastrophe.

Axer: „Wir stellten daraufhin unsere Räumlichkeiten zu Verfügung und übernahmen für rund 15 Helfer einen Rundumservice mit Essen, Getränken und Verpflegung. Feldbetten und Schlafsäcken inclusive.“

Die Helfer seien in mehreren Konvois aus Bayern angereist und hatten gleich Fahrzeuge und viel Material dabei. „Ein Sattelzug mit Ziegelsteinen und Kleber, ein Radlager, drei Kleinbagger und ein Lastwagen mit Hänger, der Lebensmittel, Kleidung, Spielsachen und 15 Heuballen transportierte“, so Axer.

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„Wahnsinn, wie eine solche Katastrophe die Menschen zusammenbringt, um sich zu helfen.“ Axer ist immer noch überwältigt von der Welle der Hilfsbereitschaft. Die bayerischen Helfer seien gemeinsam mit Clubmitgliedern über das Wochenende in Blessem und Heimerzheim im Einsatz gewesen.

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