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Sicher aus dem SattelPolizei schult Senioren in Kerpen

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Zielwerfen gehörte ebenfalls zu den Übungen.

Kerpen – Willi Kaup ist immer schon gern geradelt und strampelt auch im höheren Alter fast täglich seine 30 bis 40 Kilometer. Seit er sich vor drei Jahren ein Fahrrad mit Elektrounterstützung zugelegt hat, macht ihm das Fahrradfahren noch mehr Spaß. „Statt auf zwölf bringe ich es im Schnitt nun auf etwa 20 Kilometer in der Stunde. Auf dem Pedelec habe ich einen größeren Aktionsradius und schaffe auch knackige Steigungen ohne allzu große Anstrengung. Weil Autos mir die Vorfahrt genommen hatten und ich abrupt bremsen musste, bin ich allerdings auch schon zweimal gestürzt“, erzählt der 74-Jährige.

Nicht immer glimpflich

Die Stürze verliefen zum Glück glimpflich. Um in brenzligen Situationen künftig vielleicht noch besser reagieren zu können, radelte Kaup am Dienstagvormittag kurzerhand von seiner Heimatstadt Bergheim nach Kerpen. Denn auf dem Pausenhof der Grundschule an der Kölner Straße bot die Kreispolizei auf Einladung des Netzwerks 55plus ein Fahrsicherheitstraining an, das speziell auf ältere Radlerinnen und Radler zugeschnitten war.

„Pedelecs liegen auch bei Seniorinnen und Senioren voll im Trend. Weil man auf Rädern mit elektrischer Unterstützung einfach schneller und bequemer unterwegs ist, haben viele ältere Menschen das Radeln ganz neu für sich entdeckt. Das merken wir allerdings auch an den steigenden Unfallzahlen. So mussten allein am vergangenen Wochenende kreisweit wieder sechs Radlerinnen und Radlern medizinisch versorgt werden, die sich bei Stürzen ohne Fremdverschulden leicht verletzt hatten“, berichtet Uwe Raschke vom Kommissariat für Verkehrsunfallprävention.

Pedelecs sind schwer und schnell

Pedelecs sind oft deutlich schwerer und nicht so wendig wie herkömmliche Fahrräder, ermöglichen dank des Elektromotors aber schnelleres Fahren nicht nur in Steigungen. „Deshalb sollte man sich gut mit seinem neuen Rad vertraut machen und den Umgang mit der elektrischen Tretunterstützung erst einmal in sicherer Umgebung üben“, rät Raschke. Das beginnt schon mit dem Anfahren. Ist der Motor eingeschaltet, kann es bereits beim ersten Antreten einen kräftigen Schub nach vorn geben, der Anfänger leicht aus dem Gleichgewicht bringt.

Auch der richtige Einsatz der bei Pedelecs oft recht straff eingestellten Bremsen will gelernt sein. „Immer erst die Hinterbremse betätigen, bei Bedarf gern auch etwas kräftiger, und erst kurz danach die Vorderbremse vorsichtig dazunehmen“, ruft Hauptkommissarin Simone Ziemeck den sieben Sicherheitsschülerinnen und -schülern im Alter von 60 bis über 80 Jahren zu. Ein geübter Kollege demonstriert derweil, wie das E-Bike bei einer zu heftigen Vorderradbremsung hinten hochsteigen und vornüber kippen kann.

Kerpenerin froh über Sicherheitstraining

„Das Bremsen habe ich bisher nicht ganz richtig gemacht. Allein wegen solcher Tipps hat sich das Training schon gelohnt“, sagt Bikerin Monika Jülich. Die Brüggenerin fährt seit einem Jahr Pedelec und hat unlängst im Urlaub auf Borkum mehrere, teils auf mangelnde Übung zurückzuführende E-Fahrradunfälle gesehen. „Das hat mich dann doch nachdenklich gemacht. Da kam mir das Sicherheitstraining gerade recht.“

Fahrten durch schmale Gassen stehen ebenfalls auf dem Übungsprogramm. Nicht starr nach unten direkt auf Boden gucken, sondern den Kopf hoch- und den Blick nach vorn gerichtet halten, lautet der Expertenrat. Spielerisch geübt wird auch, wie man mit nur einer Hand am Lenker gut durch eine Biegung kommt oder wie man sich während der Fahrt zur Beobachtung des nachfolgenden Verkehrs sicher zur Seite oder nach hinten umdreht, ohne ins Schlingern zu geraten.

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Schon zu Beginn des Trainings sind viele Fahrradsättel ein paar Zentimeter tiefer gestellt worden. „Für sportliche Fahrer mag ein hoher Sattel gut sein“, weiß Uwe Raschke, „Radlerinnen und Radlern, die sich unsicher fühlen und nicht mehr so beweglich sind, raten wir, den Sattel so weit runterzudrehen, dass sie auch im Sattel sitzend mit den Fußspitzen noch den Boden erreichen. So kommt man nach dem Abstoppen besser in einen sicheren Stand.“ Seniorengruppen ab acht Personen können bei Interesse die Verkehrspolizei im Rhein-Erft-Kreis unter 02233/523710 kontaktieren.

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