Tagebau HambachErneute Proteste von Braunkohle-Gegnern am Tagebau Hambach

Lesezeit 2 Minuten
Zahlreiche Polizisten hinderten die Aktivisten am Weitergehen bis zur Abbruchkante.

Zahlreiche Polizisten hinderten die Aktivisten am Weitergehen bis zur Abbruchkante.

Kerpen/Niederzier – Am Sonntag schlug die Anti-Braunkohle-Bewegung am Tagebau Hambach neue Töne an. Unter dem Motto „Andante an der Kante“ spielten Chor und Orchester „Lebenslaute“ auf dem Manheimer Marktplatz und an der Tagebaukante. Organisiert worden war die friedliche Protestaktion inklusive Konzerten, Kundgebungen und einer Demonstration gemeinsam mit dem Bündnis „Buirer für Buir“.

Am Abend jedoch verschafften sich die rund 70 Mitglieder des Chores und des Orchesters sowie etwa 30 Unterstützer Zugang zum Tagebau Hambach. Etwa 500 Meter von dem Aussichtspunkt Terra-nova stiegen sie in die Braunkohlengrube hinab. Ziel war es, ein Konzert direkt vor einem Bagger zu geben und anschließend dort eine Nachtwache zu halten. Begleitet wurden sie vom RWE-Power-Werksschutz. Ob dies gelang, stand zu Redaktionsschluss noch nicht fest.

Proteste seit 1986

Nach einem Vorkonzert am Freitagabend in der Aula der Buirer Grundschule hatte das eigentliche Protestkonzert von Lebenslaute am Sonntag um 11.30 Uhr auf dem Manheimer Marktplatz stattgefunden. Neben Stücken von Beethoven, Schostakowitsch und Schubert brachten die Musiker und Sänger aus ganz Deutschland und Österreich auch das satirische „Hosiannah Rockefeller“ von Kurt Weill und Berthold Brecht zu Gehör. Denn trotz des überwiegend klassischen Repertoires versteht sich das musikalische Netzwerk als bewusst politisch.

Alles zum Thema RWE

Seit 1986 protestiert Lebenslaute mit Konzerten auf dem Wege des zivilen Ungehorsams gegen Menschenrechtsverstöße, Umweltzerstörung und Unrecht. Dafür bekam das Ensemble 2014 in Aachen den Friedenspreis. Nach Konzert und Kundgebung machten sich die knapp 100 Sänger und Musiker sowie gut 100 weitere Demonstranten von Manheim aus auf den Weg zur Tagebaukante.

Wenige hundert Meter hinter der Überführung über die alte Autobahn 4 sollte die Schlusskundgebung mit dem eigentlichen „Andante an der Kante“ stattfinden. Begleitet von einem massiven Polizeiaufgebot traf der Protestzug erstmals gegen 13.30 Uhr am Tagebau ein. Dort kam es zu leichten Spannungen mit den Einsatzkräften, als einige der Aktivisten demonstrativ bis auf wenige Zentimeter an die Reihe der Polizisten herantraten. Die Lage blieb allerdings ruhig.

Vom ursprünglichen Plan abgerückt

Nachdem sowohl Organisatoren als auch Polizei mehrmals aufgerufen hatten, sich auf den vorgesehenen Kundgebungsort neben dem Weg zu begeben, folgten die meisten Teilnehmer der Demonstration. Nach einer Stärkung formierten sich die Musiker zu ihrem zweiten Konzert des Tages. Wieder wurde auch getanzt und mitgesungen. Von ihrem eigentlichen Plan, in den Tagebau vorzurücken und mit ihrer Musik einen Braunkohlebagger zu blockieren, war Lebenslaute laut einer Sprecherin zu diesem Zeitpunkt aufgrund der starken Polizeipräsenz zunächst abgerückt.

KStA abonnieren