Trödelmarkt in KerpenStöbern auf dem größten Flohmarkt

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Willi Prautzsch aus Wissersheim zeigte bei der Oldtimer-Schau seinen amerikanische Dodge von 1942.

Willi Prautzsch aus Wissersheim zeigte bei der Oldtimer-Schau seinen amerikanische Dodge von 1942.

Kerpen – Albert steht mit gesenktem Kopf vor einem Karton mit Vinylplatten, blättert Cover für Cover durch und zieht eine LP der Rolling Stones heraus. Der Bitburger nutzte einen Wochenendbesuch bei der Kerpener Verwandtschaft, um am Sonntag beim großen Trödelmarkt rund um den Stiftsplatz nach alten Platten zu stöbern. „Ich bin Musikfan und Plattensammler“, sagt Der. Vor allem Scheiben der 70er-Jahre haben es ihm angetan. Dabei setzt der Familienvater bewusst auf die Tonträger aus Vinyl, „die hören sich oft besser an als CDs.“ Sohn Thomas kann der Leidenschaft seines Vaters wenig abgewinnen. Der Teenager über das Hobby seines Vaters: „Langweilig.“

Nicht langweilig

Ganz und gar nicht langweilig fanden die vielen anderen Besucher das Angebot auf einem der größten Trödelmärkte der Region. Aus dem ganzen Kreis, aber auch aus Düren, Aachen, Leverkusen, Köln und Bonn strömten Jäger verborgener Schätze nach Kerpen. Ebenso gemischt wie das Publikum waren dabei die Händler. Neben den typischen Flohmarktverkäufern mit allerlei Geschirr, Porzellanfigürchen, alter Kleidung, Taschen und Spielzeug fanden sich aber auch Antiquitätenhändler unter den mehr als 100 Ausstellern. Und auch wer nichts Besonderes suchte, kam in jedem Fall ins Staunen über die unzähligen Gegenstände zwischen Plunder und Preziosen, von alten Telefonen über Tischchen im Gelsenkirchener Barock, Tischfußball-Figuren, Puppenköpfe, Korkenzieher mit Geweihknauf, einäugige und nacktgekuschelte Steiff-Katzen sowie Grammophone, Anatomiepuppen, barbusige Galionsfiguren und anzügliche Aschenbecher.

Auf Papier gedruckte Zeitgeschichte gab es am Stand von Ulf Czellnik. Seit 25 Jahren handelt der Bonner mit alten Zeitungen und Zeitschriften. Er verkauft vor allem Zeitschriften wie Playboy, Kicker und den Spiegel. Für die erste Ausgabe von 1947 muss der Liebhaber allerdings knapp 50 Euro anlegen. Noch teurer seien nur noch ganz frühe Playboy-Hefte. Die erste, mehrere Tausend Euro teure Ausgabe mit Marilyn Monroe besitze aber auch er nicht, sagt Czellnik. Dafür aber den kompletten Satz des „Kölner Stadt-Anzeiger“, Ausgabe Bergheim.

Am Stand gegenüber des „Zeitschriftenhändlers“ hocken Joaquin Horch und sein Sohn Felix derweil vor einem Holzkasten aus den 50er-Jahren. Dass der untere Teil ein Radio ist, erkennt man sofort an Sendersuchknöpfen und Frequenzskala. Doch das Gerät unter dem Deckel gibt Vater und Sohn aus Kleve Rätsel auf. Eine Spule mit rotem Band läuft über Tonabnehmer, das können die Technikfans identifizieren. Aber was ist das für ein Band? „Eine aufgerollte Schallplatte mit Rille“, erklärt der Händler. Das sogenannte Tefifon stammt von der Firma Tefi-Apparatebau aus Köln-Porz, die bis in die 60er-Jahre produzierte. „Uns faszinieren diese alten Stücke Technikgeschichte“, schwärmt Felix.

Autofans kamen auch ins Schwärmen, denn in der Hahnenstraße waren zwischen den Trödelständen echte Schätze der Automobilgeschichte ausgestellt. Neben einem Fiat Topolino 500 und einem traumhaften roten Mercedes Cabrio war sicher der alte Dodge WC 62 von 1942 der auffälligste der Oldtimer. Das US-Armeefahrzeug ist der ganze Stolz von Willi Prautzsch aus Wissersheim.

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