Vorbild KölnBunte Pläne für die grauen Litfaßsäulen in Kerpen

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Grau in Grau steht eine Litfaß-Säule nutzlos an der Kölner Straße in Kerpen herum.

Grau in Grau steht eine Litfaß-Säule nutzlos an der Kölner Straße in Kerpen herum.

Kerpen – Als Ernst Theodor Amandus Litfaß am 5. Dezember 1854 die Genehmigung für seine erste „Annoncier-Säule“ bekam, war das eine echte Innovation nicht nur in Berlin, sondern im Laufe der Zeit auch in der ganzen Welt.

Am 15. April 1855 wurde die erste Säule an der sogenannten „Ziegenbockswache“ in der Münzstraße in Berlin-Mitte errichtet, ein echter Werbekracher, die dem Verleger Litfaß Ruhm, Ehre und eine Menge Geld einbrachte und ihn schließlich sogar zum Namensgeber der Litfaß-Säulen werden ließ.

Trauriger Anblick

Doch die Ära dieser Werbeträger,die lange zum Stadtbild gehörten, scheint nun nach anderthalb Jahrhunderten zu Ende zu gehen, zu mächtig ist das Internet geworden. Die Coronakrise, in der zahlreiche Firmen ihre Außenwerbung zurückschraubten, tat ein Übriges, sodass nun in der der Kolpingstadt etwa ein halbes Dutzend Litfaß-Säulen nackt am Straßenrand stehen. In anderen Städten sieht es ähnlich aus.

Ein trauriger Anblick, etwa an der Kölner Straße in Kerpen. Kaum ein Fetzchen Papier haftet noch an der vertikalen Betonkonstruktion, die von einem kleinen Dach vor Feuchtigkeit geschützt wird. Alles ist Grau in Grau. Doch in anderen Städten gibt es durchaus Beispiele dafür, wie sich aus den Säulen etwas machen lässt.

In Köln etwa ließ man Künstler an die Säulen heran. Herausgekommen sind farbenprächtige Rundformate, eine geometrische Herausforderung für den Künstler, die aber auch neue optische Möglichkeiten bietet.

Doch nicht nur professionelle Künstler können der Säule und damit auch dem innerstädtischen Raum durch eine Bemalung Charme verleihen. In Düsseldorf hat man Grundschulkindern freie Hand bei der Bemalung von Litfaß-Säulen gelassen. Farbenpracht und Fröhlichkeit zogen so wieder in manches Viertel ein.

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Thomas Luppa, Referent für Stadtmarketing bei der Firma Ströer, kennt sich mit solchen Projekten gut aus. „Es gibt ganz viele verschiedene Projekte aus dem Bereich »Kunst statt Werbung«, die wir begleiten.“ Luppa berichtet von noch einigen anderen Ideen: „Man kann aus Litfaßsäulen auch begrünte Orte machen, das ist kein Hexenwerk wie ein Projekt in Bonn gezeigt hat. Auch Insektenhäuser haben wir schon auf unseren Litfaß-Säulen installiert.“

Auf Nachfrage versicherte Luppa, er werde mit der Stadtverwaltung Kerpen über eine solche künstlerische und/oder ökologische Nutzung der Säulen sprechen. Man könne sie zum Beispiel größtenteils der Stadt zur Verfügung stellen und nur an den Rändern Werbung platzieren, sodass eine öffentliche Galerie entstehe, die die Stadt nichts koste.

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