Wenn alles in Scherben fälltKriegskind in Kerpen – Erinnerungen an eine schwere Zeit

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Arnold Widding wuchs in einem Hof an der Kerpener Straße auf. Damals hatte Sindorf nur 2000 Einwohner.

Arnold Widding wuchs in einem Hof an der Kerpener Straße auf. Damals hatte Sindorf nur 2000 Einwohner.

Kerpen-Sindorf – Arnold Widding hat den Zweiten Weltkrieg erlebt. Nicht als Soldat, sondern als Kind. Beim zweiten Themenabend des Heimatvereins hat sich der Sindorfer an seine Erlebnisse in der Kriegs- und Nachkriegszeit erinnert. Titel des Abends war „Wenn alles in Scherben fällt“ - die zweite Zeile des Refrains eines umstrittenen Liedes der Hitlerjugend.

Viel habe sich seit damals verändert, sagte Widding. Die Bevölkerungszahl des kleinen 2000 Einwohner Orts Sindorf ist mittlerweile auf 18 000 angewachsen. Die Christus-Kirche, in der Widding seinen Vortrag hielt, gab es damals auch noch nicht.

Dort wo heute Häuser stehen gab es damals nur weite Felder

Dort, wo heute die Carl-Schurz-Straße ist, war nur ein Feldweg. Entlang der Kerpener Straße gab es auch nur Felder. Viele der Zuhörer erinnerten sich selbst noch daran – und erkannten sich auf den Bildern, die der ehemalige Lehrer während des Vortrags zeigte.

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Widding berichtete von seiner Kindheit im elterlichen Hof an der Kerpener Straße 53. Seine Eltern kamen 1937 aus Köln nach Sindorf. Schon zwei Jahre später spürte der damals Fünfjährige die Auswirkungen der Mobilmachung und des drohenden Krieges. Ständig waren Soldaten in dem Hof einquartiert.

Arnold ritt auf Soldatenpferden und aß aus der Gulaschkanone

Für den jungen Arnold Widding war das nicht immer unangenehm: Er durfte die Pferde der Pferdekompanien reiten und aus der „Gulaschkanone“ der Soldaten essen. Im Gegenzug überließ er den Soldaten das Essen seiner Mutter. „Das aßen die natürlich lieber.“

Wenn Widding zurückdenkt, überwiegen allerdings die schlechten Erinnerungen. Zum Beispiel an den Februar 1945. Damals rückte die erste US-Armee auf das Deutsche Reich vor und erobert Sindorf. Vor den Luftangriffen müssen sich Eltern und Kinder im Keller des katholischen Pastorats verstecken. Später treiben die Amerikaner dann die Zivilbevölkerung aus Sindorf.

Brennde Panzer, zerstörte Scheunen und sterbende Amerikaner

Den Marsch nach Heppendorf habe er noch gut in Erinnerung. Vorbei ging es an brennenden Panzern, zerstörten Scheunen, toten und sterbenden Amerikanern. Die Bilder hätten sich tief in sein Gedächtnis gebrannt, sagte Widding. „Wenn ich die Heppendorfer Straße entlanggehe, sind die Bilder wieder da. Wenn ich ein tieffliegendes Flugzeug höre, sind die Tiefflieger wieder da.“

Der Themenabend stieß auf reges Interesse in der Sindorfer Bevölkerung. In der Christus-Kirche war kein Platz mehr frei. Das freute auch Bert Wallraf, Vorsitzender des Heimatvereins Sindorf. Für die Sindorfer, die Kerpener und den Heimatverein sei es spannend, wie der Schrecken der Kriegsjahre in Sindorf erlebt wurde, sagte Wallraf.

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