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KlimaschutzLuisa Neubauer und Aktivisten kämpfen für Dörfer am Tagebau Garzweiler

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Vor dem Hof des letzten Lützerather Landwirts Eckardt Heukamp protestierten Klimaschutzaktivisten.

Vor dem Hof des letzten Lützerather Landwirts Eckardt Heukamp protestierten Klimaschutzaktivisten.

Erkelenz-Lützerath – In München, Stuttgart, Hamburg, Berlin und vielen weiteren Metropolen hielten Menschen am Samstagnachmittag gelbe Holzkreuze in X-Form hoch, um ein Zeichen für die Rettung eines kleinen Dorfes am Rande des Tagebaus Garzweiler zu setzen.

Das größte X – stattliche sieben Meter hoch – wurde aber am Ort des Geschehens selber aufgestellt: Rund 150 Klimaschutzaktivistinnen und -aktivisten, darunter die prominente Fridays-for-Future-Sprecherin Luisa Neubauer, machten die immer noch von der Abbaggerung bedrohte Erkelenzer Ortschaft Lützerath am Rande des Tagebaus Garzweiler bei Regen und Eiseskälte zum Mittelpunkt eines dezentralen und hybriden Aktionstages für mehr Klimagerechtigkeit.

Aktionen in vielen Städten

Nach den ursprünglichen Plänen von Fridays for Future (FFF) hätten am Samstag eigentlich Tausende aus ganz Deutschland nach Lützerath kommen sollen, die Vorbereitungen waren schon weit gediehen. Neben der sich verschärfenden Corona-Lage sorgte ein weiterer Umstand jedoch für ein kurzfristiges Umdenken: Das Oberverwaltungsgericht Münster hat seine eigentlich für Anfang Januar erwartete Entscheidung darüber, ob RWE den Hof des letzten Lützerather Landwirts Eckardt Heukamp in Anspruch nehmen darf, auf unbestimmte Zeit vertagt und dem Energiekonzern jegliche weiteren Abriss- und Rodungsarbeiten vorerst untersagt.

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Weil vor Ort im Moment also kein großer Druck auf dem Kessel ist, schaltete FFF einen Gang zurück und rief zu deutschlandweiten kleineren Aktionen auf. Von zahlreichen Städten aus – ein Internet-Livestream machte es möglich – richteten sich aber dennoch viele Augen auf Lützerath, wo die Fridays-Aktivisten unter anderem von den Initiativen „Alle Dörfer bleiben“ und „Lützerath lebt“ unterstützt wurden.

Das Publikum an den Bildschirmen bekam trotz übertragungstechnischer Probleme einiges zu sehen und zu hören, etwa taufrische Bilder von der Besetzung des leerstehenden Pesch-Hofes durch eine seit Monaten in Lützerath campende „Wiederbelebungsgruppe“ und von der umjubelten Aufstellung des gelben Sieben-Meter-X am Ortsrand.

Demonstrantinnen und Demonstranten mit kleinen Kreuzen bildeten eine Menschenkette zwischen Lützerath und den nur noch wenige Hundert Meter entfernten Kohlebaggern. Einige Dutzend Teilnehmerinnen und Teilnehmer drangen auch kurzzeitig bis zur Abbruchkante vor. Polizei und Werkschutz blieben im Hintergrund.

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„Wie feige kann Politik sein?“, fragte Luisa Neubauer in ihrer Rede und spielte damit nicht nur darauf an, dass die neue Bundesregierung Keyenberg und weitere Nachbardörfer zwar erhalten möchte, die Entscheidung über Lützeraths Zukunft aber den Gerichten überlassen will.

Auch bei anderen Punkten setze die Ampelkoalition auf Zögern und Zaudern statt auf schnellen, konsequenten und dringend notwendigen Klimaschutz: „Kein Tempolimit, keine schnelle und gerechte Erhöhung des CO2 -Preises, kein Inlandsflugverbot. Und dann erklärt man auch noch, dass Erdgas vielleicht doch ein bisschen nachhaltig sein könnte. Ich frage noch einmal: Wie feige kann Politik sein?“

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