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„Niemand nahm Rücksicht“SEK stürmt Einfamilienhaus in Pulheim und fesselt Schwangere

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Der Pulheimer ist entsetzt über das Vorgehen der Sondereinsatzkräfte der Polizei.

Der Pulheimer ist entsetzt über das Vorgehen der Sondereinsatzkräfte der Polizei.

Pulheim – Es ging alles blitzschnell. Am Dienstagmorgen gegen 4 Uhr stürmten mehrere SEK-Beamte in ein Einfamilienhaus an der Albrecht-Dürer-Straße in Pulheim. Hinten ging die Terrassentür zu Bruch, vorne flog die Haustür auf, nachdem die Spezialkräfte mit einer Ramme sie aus dem Rahmen gedrückt hatten.

Sekunden später lagen eine 58-jährige Frau, ihr drei Jahre älterer Ehemann, die schwangere Tochter und eine 15-jährige Nichte in Handschellen gefesselt auf dem Boden. Sie blickten in die vermummten Gesichter der SEK-Beamten.

Kranke Mutter auf den Boden gezogen

Eine weitere Tochter der Familie kann es immer noch nicht fassen. „Meine Mutter ist bettlägerig. Sie wurde von der Matratze auf den Boden gezogen. Meine Schwester ist im siebten Monat schwanger. Sie wurde gezwungen, sich auf den Bauch zu legen. Niemand der Einsatzkräfte hat Rücksicht auf sie genommen. Sie hat jetzt Frühwehen bekommen und muss zur Beobachtung im Krankenhaus bleiben“, berichtet sie in einem Telefonat mit dieser Zeitung.

Wie zu hören war, wurde nach einer Schusswaffe gesucht. Auf Nachfrage bei der Staatsanwaltschaft Wuppertal stellte sich folgender Sachverhalt heraus:

Vor gut einer Woche wurde bei der Polizei in Wuppertal Anzeige wegen Bedrohung gestellt. Der Vorwurf: Der 61 Jahre alte Ehemann soll mit einer scharfen Schusswaffe vor dem Haus seiner ehemaligen Schwiegertochter gestanden und mit der Waffe auf das Haus gezielt haben.

Scharfe Waffe vermutet

Staatsanwältin Christina Laibold aus Wuppertal bestätigt: „Es wurde Anzeige wegen Bedrohung mit einer Waffe gestellt. Wir mussten davon ausgehen, dass es sich um eine scharfe Waffe handelt. Daher sind Spezialkräfte eingesetzt worden“, so die Sprecherin. Gefunden wurde eine scharfe Waffe allerdings nicht. Den 61-Jährigen nahmen die Polizisten mit zur Wache nach Bergheim, wo er verhört wurde.

Wer für die im und am Haus entstandenen Schäden aufkommen wird, ist noch unklar. Staatsanwältin Christina Laibold sagte gestern: „Sollte das Verfahren eingestellt werden, so wird der Schaden nach dem Strafentschädigungsgesetz reguliert.“

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