Frau im MännerberufLackierermeisterin in Pulheim und Dozentin in Koblenz

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Nadine May brennt für ihren Beruf. In einer Werkstatt zu arbeiten macht ihr viel Spaß.

Nadine May brennt für ihren Beruf. In einer Werkstatt zu arbeiten macht ihr viel Spaß.

  • Nadine May wusste schon früh, was sie werden wollte. Konsequent hat sie ihren Berufswunsch umgesetzt.
  • Ende der 90er-Jahre schloss sie die Ausbildung zur Lackiererin ab, 2008 machte sie die Meisterprüfung.
  • Seit Januar arbeitet die 40 Jahre alte Lackiermeisterin in der Autowelt Bolz an der Donatusstraße in Brauweiler.

Pulheim-Brauweiler – „Ich wollte von jeher in diesen Beruf“, sagt Nadine May. Der Wunsch wurde ihr sprichwörtlich in die Wiege gelegt. „Mein Vater hatte eine eigene Lackiermeisterei. Sobald die Schule zu Ende war, war ich da, wir wohnten ja in der Nähe“, erinnert sich die Mutter von zwei erwachsenen Kindern, die mit zwei Schwestern in Koblenz aufgewachsen ist.

Als seine Tochter ihm eröffnete, dass sie in seine Fußstapfen treten wolle, war der Vater wenig begeistert. „Er hat mir davon abgeraten. Er hat gesagt, das sei kein Beruf für Frauen.“ Zu schwer, zu schmutzig und gesundheitsschädlich – das waren die Hauptargumente, die aus Sicht des Vaters gegen den Berufswunsch sprachen.

Hartnäckig gegenüber Vater

Zu schwer, da „wir täglich mit Maschinen arbeiten, beispielsweise Schleifmaschinen. Die haben schon ein Eigengewicht. Aber wir machen auch viel von Hand. Es ist schon anstrengend, wenn man größere Flächen mit dem Schleifklotz bearbeitet.“ Zu schmutzig, weil beim Schleifen Schleifstaub entsteht. Zu gesundheitsschädlich, „weil Lacke damals noch Lösungsmittel enthielten, heute sind sie auf Wasserbasis“. Doch Nadine May blieb hartnäckig.

Schutzkleidung ist Pflicht beim Lackieren. Außerdem ist eine ruhige Hand gefordert.

Schutzkleidung ist Pflicht beim Lackieren. Außerdem ist eine ruhige Hand gefordert.

Schließlich habe ihr Vater nachgegeben und den Ausbildungsvertrag unterschrieben. Ohne Murren. „Meine Mutter hat mich unterstützt“, sagt Nadine May mit einem Schmunzeln. Wie es ihr gelungen sei, ihn umzustimmen, wisse sie nicht.

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Gut erinnert sich Nadine May an die Berufsschule in Dietz. „Wir hatten zwei Stunden pro Woche Fachunterricht, es war eine gemischte Klasse, dort saßen Autolackierer sowie Maler und Lackierer.“ Daher habe sie in der Zwischenprüfung tapezieren und anstreichen müssen. Beides beherrsche sie noch heute. „Was man kann, das kann man.“

Lackierermeisterin und Dozentin der Handelskammer

Nach der bestandenen Gesellenprüfung 1999 arbeitete Nadine May zunächst im elterlichen Betrieb. Parallel schuf sie sich ein zweites berufliches Standbein. „Ich habe als Dozentin für die Handwerkskammer Koblenz gearbeitet.“ Für den Fall, dass ihr Traumberuf irgendwann doch „zu anstrengend“ sein könnte. Ein paar Jahre später legte Nadine May die Meisterprüfung ab. „Ich hatte die Idee, den Familienbetrieb zu übernehmen. Doch das hat sich irgendwann zerschlagen, der Betrieb wurde aufgegeben.“

Nicht einen Tag habe sie ihre Wahl bislang bereut. „Der Beruf begeistert mich immer noch.“ Sie arbeite einfach gern in der Werkstatt. „Man sieht, was man getan hat.“

Dass sie fast nur mit Männern zusammenarbeitet, ist für Nadine May nichts Ungewöhnliches. „Es gibt keinen Spruch, den ich noch nicht gehört habe. Manchmal muss man sich zur Wehr setzen“, sagt sie mit einem Schmunzeln.

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